Brown, Dale - Schattenpilot
glühende Kupfermasse besaß genug Bewegungsenergie, um den dünnen Stahl schwerer Lastwagen oder leichter Panzer zu durchschlagen. Jeder Kanister konnte gleichzeitig mehrere Bolzen nach allen Richtungen verschießen, sodass viele Fahrzeuge mehrmals getroffen wurden.
Die Wolverines folgten dem vorgegebenen Flugplan, kreisten über dem Zielgebiet, stießen Köder aus und warfen über erkannten SAMStellungen ihre Kanisterbomben ab. Da jeder Marschflugkörper über zweihundertfunfzig Bolzen verschießen konnte, waren durch vier Wolverines, die über einem Gebiet von fünfzig Kilometern Länge operierten, augenblicklich über tausend Fahrzeuge gefährdet. Das galt nicht nur für SAM-Stellungen, sondern auch für Schützenpanzer, Mannschaftstransportwagen, Lastwagen und sogar kleine Gebäude - alles mit einem warmen Kern. Nachdem die Kupfermasse die äußere Schicht eines Ziels durchstanzt hatte, war sie so weit abgekühlt, dass sie am nächsten Hindernis zerschellte. Bei den meisten Zielen bedeutete das, dass die glühende Masse in ihren Führeroder Kampfraum eindrang, von der nächsten harten Fläche abprallte und in Tausende von kugelförmigen Projektilen zersprang, die das Innere des Ziels verwüsteten.
Für die Besatzungsmitglieder der Megafortress waren die Erfolge der Wolverines schon vor der chinesischen Küste deutlich sichtbar. Vor sich im Dunkeln sahen sie zahlreiche hellrote Lichtblitze, denen Sekunden später gelbe oder weiße folgten, wenn ein Panzer oder Lastwagen getroffen und vernichtet wurde. Häufig kam es auch zu sehenswerten Sekundärexplosionen, wenn eine SAM-Lenkwaffe oder der Munitionsvorrat einer ganzen Flakbatterie hochging. Hatte ein Marschflugkörper seine gesamte tödliche Fracht abgeladen, flog er einen Kamikaze-Angriff auf die nächste entdeckte SAM-Stellung.
Das Endergebnis: Bis die Megafortress die chinesische Küste überflog, waren im Zielgebiet über fünfzig mobile SAM-Abschussrampen und weitere dreihundert Fahrzeuge aller Arten und Größen zerstört oder außer Gefecht gesetzt worden - wobei die chinesische Seite über tausend Gefallene und Verwundete zu beklagen hatte.
Aber bei diesem Angriff sollte nicht die EB-52 die Hauptrolle spielen. Im Anflug aus verschiedenen Richtungen folgten der Megafortress zwölf taiwanesische F-16 Fighting Falcons - drei Viertel des Restbestands der Luftwaffe der Republik China. Die Jagdbomber waren der EB-52 mit einigen Minuten Abstand gefolgt und hatten gewartet, bis das Radarflugzeug IL-/6 abgeschossen und die feindliche Luftabwehr ausgeschaltet war, bevor sie selbst angriffen. Die sechzig Kilometer weit auseinander gezogen in Zweierrotten anfliegenden F-16 kamen in nur hundert Meter Höhe über die Formosastraße herangerast. Obwohl Luftverteidigungsstellungen an der Küste sie schon sechs Minuten vor dem Angriff orteten, konnten sie nichts gegen die F-16 unternehmen, weil die Marschflugkörper Wolverine die Radargeräte der SAM-Stellungen zerstörten, bevor die Chinesen ihre Fla-Lenkwaffen und -Raketen zur Abwehr einsetzen konnten.
Während die Marschflugkörper Wolverine der EB-52 die mobilen Abschussrampen und viele der im Bereitstellungsraum für die Besetzung Quemoys bereit stehenden Fahrzeuge angegriffen und zerstört hatten, sollten die F-16 Fighting Falcons die schätzungsweise dreihunderttausend Mann Invasionstruppen angreifen. Jeder Jagdbomber trug sechs dreihundertsechzig Kilogramm schwere Schüttbomben CBU-59 für den Einsatz gegen Flächenziele, die sechshundertsiebzig Kleinbomben von jeweils einem halben Kilogramm Gewicht über eine Fläche von der Größe eines Fußballfelds verstreuten. Manche dieser Minibomben detonierten beim Aufschlag; andere waren mit fast unsichtbaren Stolperdrähten versehen und gingen bei der ersten Berührung oder durch in der Nähe vorbeifahrende Fahrzeuge hoch. Alle nicht sofort detonierten Kleinbomben detonierten nach gewisser Zeit, die zwischen fünf Minuten und vierundzwanzig Stunden liegen konnte. Jede dieser baseballgroßen Minibomben konnte ein kleines Flugzeug zerstören, ein großes beschädigen oder alle Menschen in zehn Metern Umkreis töten.
Da die an der Küste und im Hinterland für die Invasion Quemoys bereit stehenden chinesischen Verbände hauptsächlich in Zeltlagern untergebracht waren, in denen sie auf ihren Einsatzbefehl warteten, waren sie durch Angriffe mit Schüttbomben besonders verwundbar. Im Zielgebiet schlug den taiwanesischen Jagdbombern nur vereinzelt Störfeuer aus
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