Brown, Dale - Schattenpilot
antwortete Masters jungenhaft grinsend. »Soll ich riskieren, als Speichellecker gescholten zu werden, indem ich Taylor und Clinton überspringe und gleich zu Martindale gehe?« Alle lachten, denn seine Frage beantwortete sich von selbst.
»General, freut mich, Sie wieder mal zu sehen«, sagte der Präsident, indem er dem großen Drei-Sterne-General die Hand schüttelte. »Tut mir Leid, dass ich bisher keine Gelegenheit gehabt habe, Ihnen für alles zu danken, was Sie dafür getan haben, dass Oberst McLanahan hier den Einsatz im Iran fliegen konnte. Sie haben entscheidend dazu beigetragen, im Persischen Golf eine sichere Katastrophe zu verhindern. Und Ihr Vorschlag für einen Aufklärungsund Kampfeinsatz in einem möglichen Konflikt um Taiwan hat uns sehr beeindruckt.«
»Danke, Sir«, antwortete Samson. »Wie man hört, werden Sie wegen unseres Einsatzes politisch gewaltig unter Druck gesetzt. Aber Sie brauchen die Verantwortung nicht ganz allein zu tragen, Sir.«
»Doch, das muss ich - und ich werd's überleben, Terrill«, versicherte der Präsident ihm. »Solange die Opposition meine in der Verfassung festgelegten Befugnisse respektiert, kann mir nichts passieren. Machen Sie sich Sorgen um den Einsatz, zu dem wir Ihre Jungs vielleicht losschicken wollen, und überlassen Sie mir die Sorge um die Demokraten.« Aber sein schwaches Lächeln bewies Samson, dass der politische Druck, dem er ausgesetzt war, ihm doch ziemlich zusetzte.
»In ungefähr einer halben Stunde wird Jerrod mich daran erinnern, dass ich zugesagt habe, bei einem Dinner der Amerikanischen Anwaltsvereinigung zu sprechen, also wollen wir keine Zeit verlieren.« Der Präsident bot den Neuankömmlingen Plätze am Couchtisch an. »Ellen, Gentlemen, ich denke, Sie alle kennen Luftwaffengeneral Terrill Samson, Kommandeur der Eighth Air Force und Bomber-Guru. Ich möchte Ihnen Dr. Jonathan Colin Masters vorstellen - Wunderkind, Waffenlieferant und, so heißt es, der gescheitere jüngere Bruder des Magiers Merlin. Und das hier ist Patrick McLanahan, der beste Navigator und Bombenschütze der Vereinigten Staaten. Er und ich könnten Ihnen jede Menge Gruselgeschichten erzählen - wenn sie nicht streng geheim bleiben müssten.« Bis auf Philip Freeman murmelten die Berater des Präsidenten nur »Hallo!« und ließen es dabei bewenden.
»Die Lage ist folgende, Jungs«, begann der Präsident, indem er neben Vi/epräsidentin Whiting an der Kopfseite des Tisches Platz nahm. »Vor einigen Wochen haben unsere Nachrichtendienste gemeldet, dass die Volksrepublik China in Juidongshan eine Flottille zusammenzieht - ungefähr vierzig Schiffe, hauptsächlich kleinere Einheiten, aber auch einige Fregatten und Zerstörer. Nach chinesischen Presseberichten sind das Schiffsbewegungen im Rahmen der Feierlichkeiten zum Wiedervereinigungstag. Wir glauben jedoch, dass die Flottille einen anderen Zweck hat. Unterdessen ist der Flugzeugträger Mao Zedong in Hongkong eingelaufen - angeblich ebenfalls im Rahmen dieser Feierlichkeiten -, aber wir haben erfahren, dass er schon wieder ausgelaufen ist. Phil, welche neuen Erkenntnisse liegen Ihnen vor?«
»Kurz gesagt, Sir: Diese Kampfgruppe wird größer, und der Flugzeugträger ist unterwegs, um zu ihr zu stoßen«, begann Philip Freeman. »In Juidongshan liegen jetzt siebenundfünfzig Schiffe, darunter sechs Eenkwaffenzerstörer der Luda-Klasse und zwölf Fregatten der Jianghu-Klasse. Außerdem viele Versorgungsschiffe für U-Boote und Überwasserstreitkräfte. Der Träger Mao läuft von Hongkong aus die Küste entlang nach Norden und soll offenbar zu dieser Kampfgruppe stoßen. Da zu den Begleitschiffen der Mao auch vier Zerstörer der Luda-Klasse gehören, hat die Kriegsmarine der Volksbefreiungsarmee fast alle ihre einsatzfähigen Zerstörer aufgeboten.
Während die Bildung dieser Kampfgruppe weitergeht, haben wir in elf VBA-Standorten und zehn Luftwaffenund Marinestützpunkten im Umkreis von sechshundert Meilen um Taiwan erhöhte Aktivitäten festgestellt. Wir beobachten eine allmähliche Aktivierung der mit ballistischen Raketen M-9 und M-n ausgerüsteten chinesischen Raketenartillerie. Nach unseren Schätzungen stehen mindestens zweihundert Jagdbomber, hundert Jäger und fünfzig Langstreckenbomber bereit, von denen jeder zwei große Lenkwaffen zur Bekämpfung von Schiffszielen tragen kann... oder nukleare Waffen.«
»Scheiße«, murmelte jemand im Oval Office. »Zählen Sie uns die chinesischen Atomwaffenträger auf,
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