Brown, Dale - Schattenpilot
Seeblockade errichten, während ihre Invasionstruppen an Land gehen. Das logischste Ziel wäre Quemoy. Die Nationalisten haben dort rund sechzigtausend Mann, Fla-Raketen und Lenkwaffenbatterien zur Küstenverteidigung stationiert, aber ihre Garnison ist nur eine Art Stolperdraht, der die Welt gegen die Kommunisten aufbringen soll, falls sie angreifen. Ihr Angriff wäre vermutlich längst vorüber, bevor wir etwas zur Unterstützung der Nationalisten tun könnten.
Die Kommunisten beginnen ihr Landungsunternehmen voraussichtlich unmittelbar nach den Bombenoder Raketenangriffen, statt ihren Fehler von 1958 zu wiederholen«, fuhr Freeman fort. »Damals haben sie Quemoy sechs Wochen lang beschossen - mit schätzungsweise zweitausend Granaten pro Quadratmeile. Und selbst als die Invasion abgeblasen war, haben die Kommunisten die Insel noch achtzehn Jahre lang jeden zweiten Tag beschossen. Aber die Nationalisten hatten sich so gut eingegraben, dass es den Kommunisten nie gelungen wäre, sie aus ihren Stellungen zu vertreiben. Also musste die geplante Invasion abgeblasen werden.
Das wird ihnen nicht noch einmal passieren. Eine Neutronenbombe würde die Inselverteidiger ausschalten, sodass die Volksbefreiungsarmee einfach einmarschieren könnte, sobald die Strahlung nach einigen Monaten abgeklungen ist. Der Tag X könnte der erste Juli sein, der chinesische Wiedervereinigungstag. Vielleicht ein paar Tage früher, damit der Sieg an diesem Tag verkündet werden kann.«
Der Präsident war sichtlich erschrocken. »Sie halten es für denkbar, dass China wegen Taiwan einen Atomkrieg anfangen würde, obwohl Taiwan seine Unabhängigkeit erklärt hat und die ganze Welt zusehen würde?«
»Ich glaube, dass der chinesische Militärapparat schon vor Monaten mit den Vorbereitungen für diese Invasion begonnen hat und sie jetzt nicht mehr abblasen kann«, antwortete Freeman. »Tatsächlich dürfte die Unabhängigkeitserklärung Taiwans die Garantie dafür sein, dass die Invasionspläne weiter verfolgt werden.«
»Verdammt«, murmelte der Präsident. »Der Elefant macht sich bereit, den Floh zu zerquetschen.« Er machte eine kurze Pause, dann fragte er: »Wo stehen unsere Flugzeugträger im Augenblick?«
»Admiral Baiboa musste in einigen Minuten eintreffen, um Sie darüber zu informieren, Sir«, sagte Freeman mit einem Blick auf seine Uhr, »aber ich will kurz zusammenfassen. Wir haben keinen Träger in Angriffsreichweite der chinesischen Kampfgruppe oder ihrer Raketenbasen, aber das lässt sich binnen drei Tagen korrigieren. Die Einsatztruppe mit der Independence, die in Begriff ist, aus Yokosuka auszulaufen, ist Taiwan am nächsten. Auch bei diesem letzten Seetörn, bevor sie außer Dienst gestellt wird, hat sie ein komplettes Geschwader Flugzeuge an Bord. Ersetzt werden soll die Indy durch die George Washington, die noch in Pearl Harbor liegt und in fünf Tagen im Südchinesischen Meer sein kann.«
»Was haben wir sonst noch an Flugzeugen im dortigen Gebiet?« »Wir lassen die Formosastraße täglich von P-j Orion nach U-Booten absuchen«, antwortete Freeman. »Außerdem patrouillieren dort Aufklärer RC-135 Rivet Joint der Luftwaffe. Und dazu kommen tägliche Überflüge von Satelliten.«
»Ich meine Kampfflugzeuge«, sagte der Präsident.
Freeman nickte. »Auf Okinawa sind Jagdbomber F/A-i8 Hörnet und A-6 Intruder des Marinekorps stationiert, aber die müssten bei jedem Einsatz mehrmals in der Luft betankt werden«, erläuterte er. »Die P-3 Orion kann in der Angriffsversion Torpedos und Lenkwaffen Harpoon tragen. Wir haben uns dafür entschieden, im dortigen Gebiet nicht allzu massiv aufzutreten, um China während der Feiern zum Wiedervereinigungstag auf keinen Fall zu provozieren.«
»Aber das scheint das Gegenteil bewirkt zu haben«, warf Verteidigungsminister Chastain ein. »Präsident Jiang wittert offenbar eine Chance. Er weiß das durch das Wiedervereinigungsgerede aufgestachelte Volk hinter sich, hat das Politbüro und die Militärs ohnehin auf seiner Seite und will anscheinend einen Krieg um Taiwan riskieren.«
Der Präsident runzelte lediglich die Stirn. »U-Boote?«, fragte er als Nächstes.
»Die U-Boote Springfield und Pasadena, beides Boote der Los-Angeles-Klasse, beschatten die chinesische Kampfgruppe«, berichtete Freeman. »Zwei weitere U-Boote der Sturgeon-Klasse patrouillieren . in der Formosastraße, und die Honolulu hält Fühlung mit dem chinesischen Atom-U-Boot Xia. Zwei weitere U-Boote
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