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Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot

Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot

Titel: Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein skandaloses Angebot 8762E5C5
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Schabernack mit der braven kleinen Miss Holbrook trieb, oder? Ed
Travers hatte gleich gemerkt, dass sie ungewöhnlich naiv
und vertrauensselig war - selbst im Jahr 1903 eine Seltenheit.
»Jared ist Bens Sohn, Miss Holbrook«, antwortete er geduldig. »Hat Ben ihn denn nie erwähnt?«
Lauren lachte fröhlich. »Aber ja, das hat er. Der Name war
mir bloß entfallen.« Unversehens verdüsterte Besorgnis ihre
Miene.
»Jared ist krank?«
»Kann man so sagen«, grummelte Travers. Er fasste ihren
Arm fester und führte sie die Treppe hinunter. Laurens
Blick fiel auf ein am Straßenrand abgestelltes Fuhrwerk. Die
grüne Farbe blätterte von den Seitenwänden, die Räder
waren lehmverkrustet. Die beiden Gespannpferde standen
unter einem hohen Pekannussbaum, wo sie an ein paar vertrockneten Grasbüscheln rupften.
Ein drittes Pferd, ein prachtvoller Palomino, war am Ende
des Wagens festgebunden. Er warf seine helle Mähne temperamentvoll nach hinten und wieherte, als protestierte er
gegen die Unverschämtheit, an einem derartigen Wrack
festgemacht zu sein.
»Miss Holbrook, offen gestanden kam Jared schon gestern
Abend in die Stadt, um Sie abzuholen. Heute Morgen fühlte
er sich ... ähm, tja ... nicht wohl und bat mich, Sie nach Coronado zu bringen. Ich fürchte, die Fahrt wird nicht besonders angenehm. Bitte nehmen Sie es mir nicht krumm, aber
dieses altersschwache Vehikel war das einzige, was ich auf
die Schnelle auftreiben konnte.«
»Ach, das macht doch nichts.« Sie lächelte. Ed Travers
wurde schwindlig von ihrem strahlenden Gesicht und ihrer
sanften Stimme. Armer Irrer, schalt er sich und hastete zu
dem Wagen.
Der Bahnhofsvorsteher half Lauren auf den Kutschbock.
Als der Träger ihr Gepäck schwungvoll auf den grob gezimmerten Holzboden knallte, vernahm sie ein gedämpftes
Stöhnen.
Sie drehte sich um und machte große Augen, als sie den
hoch gewachsenen Mann gewahrte, der lang ausgestreckt
auf der Ladefläche lag. »Mr. Travers!«, entfuhr es ihr. »Er ist
doch nicht etwa verletzt, oder?«
»Nein«, antwortete Travers. »Nur ein bisschen indisponiert. Er wird es überleben, auch wenn er sich derzeit
wünscht, er wäre lieber tot.« Letzteres brummelte er so leise, dass Lauren es nicht mitbekam.
Sie sank auf die wacklige Sitzbank. Das zerschlissene
braune Lederpolster wies an manchen Stellen tiefe Risse
auf, aus denen die Füllung hervorquoll. Die verrosteten
Sprungfedern ächzten unter ihrem geringen Gewicht. Sie
hielt den Blick stur auf die Straße gerichtet.
»Ich muss noch mal kurz in mein Büro, Miss Holbrook,
um meine Vertretung einzuweisen. Danach geht es sofort
los.« Ed Travers tippte sich abermals an den Hut und stapfte zurück ins Bahnhofsgebäude. Der Träger schlurfte hinterher.
Lauren seufzte. Hmm, ein schöner Empfang, aber was
soll`s? Öfter mal was Neues, giggelte sie in sich hinein.
Froh und erleichtert, dass sie die Reise nach Texas heil
überstanden hatte. War es wirklich erst drei Wochen her,
dass sie sich von Ben verabschiedet hatte? Ihr kam es vor
wie eine halbe Ewigkeit. Seit seinem Besuch bei ihren Pflegeeltern und der spontanen Einladung nach Coronado war
eine Menge passiert.
Sie hatten zusammen im Salon des Pfarrhauses gesessen.
Lauren servierte den Tee, wie jedes Mal, wenn Reverend
Abel Prather und seine Frau Sybil Gäste hatten. Die beiden
waren mittleren Alters und hatten Lauren zu sich genommen, als ihr Vater, selbst Geistlicher, vor acht Jahren verstorben war. Sie hing an den Prathers, die tief gläubig und
konservativ waren. Wenn sie Besuch hatten, dann meistens
befreundete Seelsorger oder Mitglieder aus der kleinen Gemeinde.
Ihr Gast an dem betreffenden Tag war eine der seltenen
Ausnahmen von der Regel gewesen. Ben Lockett hatte in
den drei Kriegsjahren gemeinsam mit dem jungen Kaplan
Prather in der Konföderiertenarmee gedient. Trotz ihrer unterschiedlichen Lebensperspektiven mochten die beiden
Männer einander und hatten sich eine Menge zu erzählen.
Nach dem Krieg war Ben aus seiner Heimat Virginia in
das unbekannte Texas gezogen. Er gehörte zu den ehrgeizigen jungen Männern, die die Ärmel hochgekrempelt und
sich in den unberührten Weiten dieses Landes ein eindrucksvolles Imperium aufgebaut hatten. In den vierzig
Jahren seit Kriegsende war Ben Lockett ein einflussreicher
Viehbaron geworden.
Lauren war beeindruckt von dem großen, breitschultrigen
Texaner, der trotz seines fortgeschrittenen Alters kein
Gramm Fett angesetzt hatte. Das immer

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