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Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot

Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot

Titel: Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein skandaloses Angebot 8762E5C5
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dem wartenden Zug. Sie zogen einen wilden
Pferderitt durch die texanischen Weiten den engen Eisenbahnabteilen allemal vor.
    Heimlich beobachteten sie die junge Frau, die ihren
schwanengleichen Hals nach jeder ankommenden Kutsche
reckte. Ihre hellwachen grauen Augen umwölkten sich zusehends, zumal der Bahnhof sich langsam leerte. Mit raschelnden Röcken trippelte sie in ihren hochgeknöpften
Stiefeln ziellos auf dem Bahnsteig hin und her.
    Als Letzte schwangen sich die Vaqueros in den Zug, der
nach Fort Worth zurückfuhr. Die meisten warfen vorher
noch einen begehrlich-lasziven Blick zu der Fremden, die
trotz der Hitze und ihrer erkennbaren Nervosität kühle Gelassenheit zur Schau trug.
    Ein langer, schriller Pfiff, Stahl kreischte auf Stahl, und
der Zug ruckelte in einer beißenden Qualmwolke über das
Gleis, nahm Fahrt auf und verschwand.
    Die Passanten zerstreuten sich. Die mexikanischen Händlerinnen bedeckten die Waren in ihren Körben mit Tüchern,
die Gepäckträger zogen ihre Karren in den Schatten des
Bahnhofsgebäudes und hielten Siesta.
    Die junge Reisende in dem marineblauen Sergekostüm
mit weißer Bluse und Strohhut stand schließlich einsam und
allein neben ihrem wenigen Gepäck.
    Sobald er das junge Mädchen entdeckte, schob Ed Travers sich aus der Tür des Bahnhofsgebäudes. Zog hastig die
Weste über dem beachtlichen Leibesumfang stramm und
stampfte zu ihr.
    »Miss Holbrook?«, erkundigte er sich höflich. »Miss Lauren Holbrook?«
Als sie ihren Namen hörte, hellte sich ihr Gesicht auf.
»Ja«, antwortete sie lächelnd und enthüllte makellos weiße
Zähne. »Ja, ich bin Lauren Holbrook. Hat Ben ... ähm ...
Mr. Lockett Sie geschickt, um mich abzuholen?«
Ed Travers ließ sich seine Verblüffung nicht anmerken.
Stattdessen grinste er freundlich. »Nein, Miss Holbrook,
nicht direkt. Ich bin Ed Travers, der Bahnhofsvorsteher.
Tut mir leid, dass Sie warten mussten, aber ich hatte Probleme mit dem Telegrafiergerät ...« Er hielt inne und hätte
sich auf die Zunge beißen mögen, dass er die ohnehin heikle Situation zusätzlich komplizierte. »Bedaure, dass Sie hier
draußen in der Gluthitze warten mussten. Kommen Sie mit,
ich erkläre Ihnen alles.« Er winkte einem Kofferträger, der
sich widerstrebend aus dem Schatten löste und Laurens
Gepäck auflud.
Mr. Travers deutete zum Ende des Bahnsteigs und bot ihr
höflich seinen Arm. Lauren zögerte. »Aber Mr. Lockett sagte doch ...« »Mr. Lockett wollte sie abholen, Miss Holbrook,
das ist richtig, aber er ist krank geworden und bat mich ...«
»Ben ist krank?«, fragte sie hastig. Sie wurde blass und
umklammerte hektisch den Arm des Stationsvorstehers.
Ihre Reaktion verwunderte Ed Travers. Wieso fing sie
dauernd von Ben Lockett an? Was verband das Mädchen
mit dem alten Schwerenöter? Sie war hübsch, keine Frage.
Und Ben hatte seit jeher einen Blick für schöne Frauen gehabt. Jeder in Texas wusste, was für eine Ehe Ben mit Olivia führte, trotzdem gab ihm dieses Mädchen Rätsel auf.
Woher stammte sie? Und wieso kam sie nach Texas, um
Ben Lockett zu besuchen? Sie war höchstens zwanzig und
Ben gut über sechzig. Vielleicht Verwandtschaft? Wie ein
Flittchen sah sie nicht aus. Und weshalb sollte Ben sich eine Geliebte halten? Er hatte ...
»Mr. Travers, bitte.« Lauren, die händeringend auf seine
Erklärung wartete, fragte sich im Stillen, warum der nette,
freundliche Herr sie derart unverhohlen taxierte. Heimlich
ärgerte sie sich, dass Ben nicht gekommen war, nachdem
sie die anstrengende Reise von North Carolina auf sich genommen hatte. Sicher, er hatte ihr seinerzeit erklärt, dass er
jemand anderen zum Bahnhof schicken werde, falls er in
Coronado verhindert sei. »Ist Mr. Lockett krank?«, wiederholte sie.
»Sie meinen Ben?«, murmelte Travers abwesend. Dann
räusperte er sich und setzte hinzu: »Nein, Jared sollte Sie
vom Bahnhof abholen, aber der ist krank geworden.«
Er schob seine Hand unter ihren Ellbogen, führte sie
gentlemanlike über die verwitterten Holzbohlen der Plattform.
»Jared?«, fragte sie erstaunt.
Grundgütiger! Sie kannte Jared nicht?! Aber dann - dann
kam diese reizende junge Frau ja tatsächlich wegen Ben.
Was führte er dieses Mal im Schilde? Er war berühmtberüchtigt für seine makabren Scherze und bösen Streiche,
mit denen er seine Mitmenschen des Öfteren in peinliche
Bedrängnis brachte. Trotzdem ging Bens bisweilen makabrer Humor bestimmt nicht so weit, dass er seinen

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