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Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot

Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot

Titel: Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein skandaloses Angebot 8762E5C5
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schließlich, ihn zu überwältigen.
Tja, seufzte Travers, vermutlich war es besser, dass die
junge Frau von Jareds Missetaten nichts ahnte. Bestimmt
wäre sie vor Schreck in Ohnmacht gefallen.
»Ist es im September immer so heiß in Texas?«, versuchte
Lauren den Bahnhofsvorsteher in ein Gespräch zu verwickeln. Im Salon der Prathers hatte sie sich gelegentlich in
höflicher Konversation geübt. Mr. Travers behandelte sie
zwar sehr nett, jedoch befremdete es sie, dass er sie mit einer Skepsis musterte, als käme sie von einem anderen Stern.
»Ja«, antwortete er mit einem entwaffnenden Grinsen.
»Erst gegen Ende Oktober wird es bei uns kühler. Meistens
ist es im September sogar noch wärmer als im Juni oder Juli. Ist es bei Ihnen auch so heiß?« Er warf ihr einen fragenden Blick zu, und sie enttäuschte ihn nicht.
»Sie meinen in North Carolina? Ich komme aus Clayton,
einem kleinen Ort im Umkreis von Raleigh. Nein, bei uns
ist es in den Sommermonaten gewiss nicht so heiß wie
hier.«
»Und dort lernten Sie Ben kennen?«, hakte er nach. Auf
ihr bekräftigendes Nicken hin bohrte er weiter: »Und was
hat Ben nach Clayton in North Carolina verschlagen?«
Lauren erzählte ihm von der Freundschaft zwischen dem
Reverend und dem Rancher. »Sie hatten jahrelang miteinander korrespondiert, und auf seinem Rückweg von einer
Geschäftsreise nach New York beschloss Ben spontan, seinem alten Freund einen Besuch abzustatten.«
»Wie lange leben Sie schon bei Ihren Pflegeeltern?« War
er zu neugierig? Er mochte sie nicht brüskieren - nicht dass
er nachher noch Ärger mit den Locketts bekäme! Sie antwortete ihm jedoch bereitwillig und offen.
»Mein Vater war Geistlicher in Abel Prathers Gemeinde.
Der Reverend ist der Vorsteher des Kirchenkreises. Als Dad
starb, war ich zwölf. Die Prathers gaben mir ein neues Zuhause.«
»Und Ihre Mutter?«, erkundigte Travers sich behutsam.
»Sie starb nach einer Totgeburt. Ich war damals drei.« Ihre Stimme klang unvermittelt weich und wehmütig. Travers
beobachtete, wie ihre Finger nach der kleinen Schmuckuhr
tasteten, die an ihrer Bluse festgesteckt war, etwas oberhalb
ihrer sanft gerundeten Brüste.
Die kleine Brosche war das einzige Andenken, das sie an
ihre Mutter hatte. Abgesehen von dem Hochzeitsfoto ihrer
Eltern. Bedauerlicherweise konnte sie sich absolut nicht
mehr an die hübsche, zierliche Frau erinnern, die auf dem
Bild verschüchtert in die Kamera blickte. Wenn sie angespannt oder nervös war, nestelte Lauren unwillkürlich an der
Ansteckuhr. Es war eine Marotte von ihr.
Nach dem Tod seiner jungen Frau hatte Gerald Holbrook
sich rigoros in seine Arbeit gestürzt. Hatte gebetet und meditiert, theologische Glaubenssätze verfasst und flammende
Predigten für seine Gemeinde vorbereitet. Um seine kleine
Tochter hatte sich währenddessen die jeweilige Haushälterin gekümmert. Lauren, die wusste, dass er sie im Grunde
seines Herzens liebte, trug es ihrem Vater nicht nach,
wenngleich sie ein wenig Nähe und Vertrautheit sehr begrüßt hätte. Ihr Dad lebte eben auf einer höheren Bewusstseinsebene - genau wie Gott.
Sie war ein wohlerzogenes Kind, still und folgsam saß sie
neben ihrem Vater, wenn er in seiner Bibliothek arbeitete.
Sie lernte schon früh lesen, und die Buchhelden wurden zu
ihren Spielgefährten und Vertrauten. Die Klassenkameraden
wussten mit dem »Pfaffenkind« nicht viel anzufangen. Lauren war sich selbst genug, sie fand immer irgendetwas, womit sie sich beschäftigen und ablenken konnte.
Nach Gerald Holbrooks Tod zog Lauren zu den Prathers
und fügte sich ohne zu murren in deren Lebensrhythmus
ein. Selbst kinderlos, nahm das gutherzige Pastorenehepaar
das heranwachsende Mädchen mit offenen Armen auf.
Großzügig ermöglichten sie Lauren Klavierunterricht. Sie
war musisch begabt, und das Klavierspiel kam für sie gleich
nach der Literatur.
Ihre Pflegeeltern erzählten jedem, wie stolz sie auf Lauren
waren. Sie hatte sie nie belogen oder gar enttäuscht.
Außer bei William. Wie ungerecht sie sich ihr gegenüber
verhalten hatten!, schoss es Lauren durch den Kopf. Sie
konnte doch wirklich nichts dafür!
»Miss Holbrook?«, wiederholte Ed Travers zum dritten
Mal und riss sie schließlich aus ihren brütenden Gedanken.
»Verzeihen Sie, Mr. Travers. Was meinten Sie eben?« Lauren fühlte sich ertappt und errötete unter dem breitkrempigen Strohhut. »Ich fragte, ob Sie einen Schluck Wasser
möchten.« Er tastete hinter der Sitzbank nach

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