Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot
wehten wild um sein braun gebranntes Gesicht. Seine Augen glänzten vor Begeisterung über den genialen Überraschungscoup.
Lauren stimmte vergnügt in sein Lachen ein. Sie waren
wie die Kinder, zwei ungehorsame kleine Ausreißer. Als sie
losprustete, riskierte Jared einen kurzen Blick zu ihr. Das
war ein schwerer Fehler. Die Straße verlief in einer Kurve,
und sie steuerten geradewegs auf einen Graben zu. »Halt
dich gut fest!«, brüllte er und ging in die Bremsen. Das
Fahrzeug verzögerte zwar, fuhr aber immer noch viel zu
schnell. Die Räder blockierten, der Wagen schleuderte, kam
von der Straße ab und sank mit dem Vorderreifen auf der
Fahrerseite in den aufgeweichten Boden. Jared stellte den
spuckenden, hustenden Motor aus.
Sie schnappten entgeistert nach Luft, heilfroh, dass sie mit
dem Schrecken davongekommen waren. Inzwischen hatte
das Automobil eine heikle Schräglage angenommen, und
Lauren wurde zwangsläufig gegen Jared gedrückt. »Alles in
Ordnung mit dir?« Sie überlegte hastig. »Ja, mir fehlt
nichts«, antwortete sie kurzatmig. »Bei Kurts Oldsmobile
bin ich mir da allerdings nicht so sicher.«
Beide prusteten spontan wieder los. Und lachten Tränen.
Es war das erste Mal seit den Mendez`, wo die Kinder sie
häufig mit ihren heiteren kleinen Episoden zum Lachen
gebracht hatten. Dieses Mal war es jedoch anders - es war
ein ganz persönlicher Moment für Lauren und Jared.
Lauren rieb sich mit ihren behandschuhten Fingern die
Augen und zog die langen, Mordwerkzeugen ähnelnden
Haarnadeln aus ihrer Frisur. Sie nahm ihren Hut ab, worauf
sich einzelne Strähnen aus ihrem Chignon lösten und vorwitzig um ihre Schultern ringelten.
Jared wurde ernst. Unwillkürlich streifte er mit der Hand
ihre Locken. Sie senkte den Blick in seinen, dann lag sie in
seinen Armen. Als wäre es das Natürlichste auf der Welt. Er
drückte sie an sich, flüsterte ihren Namen an ihrem Ohr,
derweil sein heißer Atem wohlige Schauer über ihren Rücken jagte.
Er lehnte sich zurück, fixierte sie fragend und traf auf einladend geöffnete Lippen. Versiegelte diese mit einem verheißungsvollen Kuss. Eine zärtliche Ahnung glutvoller Leidenschaft. Zurückhaltend, behutsam währte der Kuss für
die Ewigkeit eines Herzschlags.
Jared löste sich von ihr und betrachtete ihr Gesicht, berauscht von der Tiefe seiner Empfindungen. Sie sahen einander an, sehnsuchtsvoll, schweigend. Schließlich meinte
er rau: »Lauren, küss mich noch einmal. Küss mich ...«
»Lauren, sind Sie verletzt?« Kurt kam panisch auf sie zugaloppiert. Er straffte die Zügel, saß ab und stürzte sich auf
Laurens Beifahrerseite. Bevor sie auch nur einen Muckser
tun konnte, umfasste er mit seinen fleischigen Händen ihre
Taille. Riss sie aus dem Wagen und wirbelte sie zu Boden.
»Lauren, fehlt Ihnen auch nichts? Dieser Idiot hätte Sie töten ...«
Jareds geballte Faust landete auf seinem Solarplexus, und
der Atem entwich stöhnend seinen Lungen. Kurt klatschte
der Länge nach in den Graben, und bevor er nach Luft
schnappen konnte, stemmte Jared ihm ein Knie auf die
Brust und hielt ihm den Colt unter die Nase.
»Sollten Sie meine Frau noch ein einziges Mal anrühren,
bringe ich Sie um, Vandiver«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, sein Gesicht drohend über
Kurts. »Haben Sie mich verstanden?«
»Nehmen Sie diese gottverdammte Knarre von meinem
Gesicht«, ächzte Kurt todesmutig. »Das Ding ist sowieso
nicht geladen. Sie haben vorhin schon das ganze Magazin
leergeballert.« Er versuchte, seinen Angreifer abzuschütteln,
hatte gegen Jared aber null Chance.
Das Klicken von Metall auf Metall, als Jared den Abzug
betätigte, stoppte Kurts aussichtsloses Bemühen. »Sind Sie
ganz sicher, dass es leer ist, Vandiver?«, frotzelte Jared.
Kurt lachte nervös. »Teufel noch, so blitzschnell, wie Sie
den Abzug betätigt haben, kann da unmöglich noch eine
Kugel drin sein.«
»Sie vergessen dabei, dass noch ein Ziel dastand«, meinte
Jared gedehnt.
»Na, wenn schon«, beharrte Kurt, obwohl seine Stimme
zitterte und er bedenklich zu schwitzen begann, »ist doch
allgemein bekannt, dass die Cowboys die erste Kammer leer
lassen.«
Jared zuckte wegwerfend mit den Schultern. »Okay, manche machen das so, weil sie auf Nummer sicher gehen wollen. Bei aller gebotenen Bescheidenheit: Ich gehöre nicht
dazu.«
»Herrgott noch mal, das verdammte Ding ist nicht geladen!«, blökte Kurt, als Jared ihm den Lauf tiefer in die wulstig
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