Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot
Na, dann los.« Sie lachte.
Billy machte einen Freudensprung und rannte voraus, um
den anderen zu erzählen, dass die Hauptattraktion im Anmarsch sei. Jared rief Pepe zu, er solle ihm Holster und Revolver aus der Kutsche holen.
Lauren musterte ihn mit gespielter Entrüstung. »Also
wusstest du das mit dem Wettschießen schon die ganze
Zeit, nicht? Und du wolltest sowieso daran teilnehmen,
stimmt`s?«
»Na ja, trotzdem lass ich mich gern bitten.« Er grinste
entwaffnend. »Hoffentlich blamier ich mich nicht. Ich hab
einen Ruf zu verteidigen.«
Sie schlenderten zu den versammelten Schützen. Manche
überprüften die Funktionsfähigkeit ihrer Revolver, andere
schlossen Wetten auf den möglichen Sieger ab. Jared galt
eindeutig als Favorit.
Billy und seine Kumpel hatten Flaschen und Krüge eingesammelt, die sie auf einem Holzzaun aufreihten. Drei ßig
Meter davon entfernt, neben einer alten Eiche, war die Positionslinie.
Jared zog sein Jackett aus und reichte es Lauren. Er inspizierte seinen Colt, ließ die Trommel kreisen und nickte zufrieden. Lauren fiel ein, dass die Vaqueros in der Regel nur
fünf Kammern füllten. Die erste Patronenkammer blieb vorsorglich leer, damit die Cowboys sich nicht im Übereifer in
die eigenen Knie oder Zehen schossen oder ihre Freunde
umnieteten.
Carson erklärte ihnen die Spielregeln. »Jeder Teilnehmer
hat drei Schuss. Ein verfehlter Schuss - und der betreffende
Schütze wird disqualifiziert«, betonte er.
Zehn Schützen stellten sich in einer Reihe auf. Jared war
der Letzte. Er fing einen Blick von Kurt Vandiver auf, der
lässig an einem Baum lehnte. Kurt interessierte sich nicht
die Bohne für das Wettschießen, er hatte nur Augen für
Lauren. Jared blickte zu ihr, und sie lächelte ihm ermutigend zu. Woraufhin er sich voll und ganz auf den Wettkampf konzentrierte.
Es wurde zunehmend langweilig, denn sämtliche Teilnehmer entpuppten sich als hervorragende Schützen. Nach
mehreren Runde verpatzten die Ersten jedoch ihre Schüsse.
Als noch drei Teilnehmer übrig waren, darunter Jared,
schlug irgendjemand vor, sie sollten »Dampf« machen und
drei Ziele mit einer Kugelsalve abtreffen.
Der Erste trat an die Linie, die im Sand gezogen war, und
feuerte auf das Signal hin seine Trommel leer. Er traf drei
der Ziele. Der zweite Schütze traf nur zwei der aufgestellten
Flaschen.
Jared trat an die Linie. Er zog einen Zigarillo aus der
Brusttasche, riss lässig ein Streichholz an und paffte genüsslich. Er zog mehrmals daran, derweil die Umstehenden
ihn mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und Faszination anstarrten. Sein Revolver steckte im Holster. Er hatte
ihn geladen, als die anderen schossen.
»Sag mir, wenn es losgeht, Carson«, rief er über seine
Schulter.
»Bist du bereit?«, fragte der.
»Ja. Gib mir das Signal.« Er sprach mit aller Seelenruhe,
aber Lauren merkte ihm seine Anspannung an.
Carson zuckte mit den Schultern. »Zieh!«
Blitzschnell riss Jared den Colt aus dem Holster und zielte. Unter dem ohrenbetäubenden Lärm des Kugelhagels
platzten Flaschen und Krüge. Als der Rauch sich lichtete,
stand nur noch eine Flasche auf dem Zaun. Er hatte fünf
von sechs getroffen! Ein bewunderndes Raunen ging durch
die Zuschauermenge, seine Kontrahenten staunten nicht
schlecht. Billy schlug Purzelbäume auf dem kalten Winterrasen. Lauren klatschte begeistert. Jared akzeptierte Glückwünsche und anerkennendes Schulterklopfen mit einem
lässigen Grinsen.
»Ist eben ein verdammt guter Revolver, das ist das ganze
Geheimnis.«
»Schneller als eine wild gewordene Klapperschlange.«
»Rudy Mendez soll genauso schnell mit der Waffe sein.
Der alte Ben hat seinen Jungs das Schießen beigebracht,
das muss man ihm wahrlich lassen!«
Lauren war so beeindruckt, dass sie Kurt, der neben sie
trat, gar nicht bemerkte.
»Wäre sinnvoller, wenn er sein Trinken so gut zu beherrschen wüsste wie seinen Colt. Find ich echt bedauerlich.«
Wütend wirbelte sie zu Vandiver junior herum, eine gepfefferte Retourkutsche auf der Zunge. Allerdings kam Jared ihr dazwischen. »Jared, du warst großartig«, strahlte sie
stattdessen ihren Mann an.
Völlig unbeeindruckt schaltete Kurt sich erneut ein. »Lauren, ich habe eine Überraschung für Sie. Kommen Sie. Ich
möchte Ihnen etwas zeigen.«
»Jared?«, fragte Lauren skeptisch. Sie mochte Kurt vor den
vielen Festteilnehmern keine Szene machen.
»Ist schon in Ordnung, Lauren. Ich bin genauso gespannt
auf diese Überraschung.« Jared
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