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Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Titel: Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ames Carlin
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untergehen? Bruce war nicht der Einzige, der sein Leben der Musik verschrieben hatte. Sie alle standen ebenso lange auf der Bühne wie er, hatten häufig sogar in denselben Clubs und Bars gespielt. Sie hatten alle zum Erfolg beigetragen. Auch wenn Bruce Born to Run geschrieben und ihm Leben eingehaucht hatte, hatte die Band doch wesentlichen Anteil am Entstehen des Albums gehabt. Alle hatten Anfragen von anderen Musikern erhalten, die sie für Aufnahmesessions engagieren wollten, einige hatten sogar Übernahmeangebote von anderen erfolgreichen Bands erhalten. Bittan und Weinberg waren Jobs als Studiomusiker für die Aufnahmen zum Meat-Loaf-Album Bat out of Hell angeboten worden. 7 Bruce gefiel das nicht, noch weniger gefiel ihm allerdings, dass einige Bandmitglieder Arbeitslosengeld beantragen mussten, um während der Durststrecke über die Runden zu kommen. Nach und nach wurde das Geld immer knapper, und eine juristische Lösung ihres Problems war nicht in Sicht. Als sich Bruce eines Tages früh von einer Probe verabschiedete, diskutierten die anderen darüber, den Job bei Bruce hinzuschmeißen und eigene Wege zu gehen. 8 Van Zandt zufolge stand die Band damals kurz vor dem Aus.
    »Wir steckten richtig tief in der Krise«, sagt er. »Ich kam von der Probe und dachte nur: ›Oh nein, das ist das Ende! Ich muss etwas tun, um die Band zu retten.‹« In weiser Voraussicht sprach er nicht mit Bruce, sondern wandte sich an Steve Popovich. Der ehemalige Columbia-Mitarbeiter und große Bruce-Fan arbeitete inzwischen beim CBS-Label Epic, bei dem er Southside Johnny and the Asbury Jukes unter Vertrag genommen hatte. Popovich und Van Zandt hatten ein sehr vertrauensvolles Verhältnis, deshalb versuchte der Gitarrist auch gar nicht zu verheimlichen, dass die Zukunft der E Street Band an einem seidenen Faden hing. »Wir brauchen dringend Geld!«, erklärte er. Oder die Band sei in einer Woche Geschichte. Popovich reagierte prompt: »Keine Panik«, sagte er. »Bleib ganz ruhig. Ich überlege mir was.«
    Der Fortbestand der Band war Popovich eine Herzensangelegenheit. »Ich lebte in Freehold«, erzählte er wenige Monate vor seinem Tod 2011 . »Meine ganze Familie lebte dort. Wenn ich mich mit meiner Frau gestritten hatte, guckte ich sofort, wo Bruce und die Band gerade auftraten, und fuhr dorthin. Das war meine Medizin.« Er wollte nicht zusehen, wie seine Lieblingsband auseinanderbrach, und so unterbreitete er Van Zandt ein Angebot: Popovich hatte gerade die ehemalige Sängerin der Ronettes, Ronnie Spector, zu Epic geholt. Billy Joel hatte für sie den Song »Say Goodbye to Hollywood« geschrieben, der als Single für ihr Comeback-Album werben sollte. Jetzt brauchten sie noch eine gute Rockband, die den Song mit ihr einspielte. Und wer wäre dazu besser geeignet als die E Street Band? Angesichts des hervorragenden Rufs, den sie sich mit Bruce erarbeitet hatten, konnte er ihnen problemlos das Doppelte des von der Gewerkschaft empfohlenen Tarifs anbieten. »Er sprach von etwa fünfhundert, sechshundert Dollar für jeden; das war so viel, wie wir sonst in drei Wochen verdienten«, sagt Van Zandt. Bruce wusste, wie es um die Finanzen der einzelnen Bandmitglieder bestellt war. Er war auch ein großer Ronnie-Spector-Fan. Daher hatte er nichts gegen diesen Nebenjob einzuwenden und kam sogar selbst vorbei, um Gitarre zu spielen. Mit dem Gehaltsscheck in der Hand kehrten die Jungs nach Hause zurück, und der Sturm legte sich. »Wir sprachen nie wieder darüber, die Band aufzulösen«, so Van Zandt.
    Bruce sagt dazu heute: »Ich weiß nicht – jeder erzählt eine andere Version. Mag sein, dass es innerhalb der Band solche Diskussionen gab, aber ich glaube nicht, dass irgendwer mit mir darüber gesprochen hat. Das Einzige, woran ich mich erinnere, ist, dass es eine verdammt harte Zeit war. Da gab es diese Ronnie-Spector-Session, bei der Steve als Produzent dabei war. Ich war auch da und habe Gitarre gespielt, aber ich kann mich nicht erinnern, dass da eine Verbindung bestanden hätte.«
    Nach wie vor fehlte das Geld, um wieder auf Tour zu gehen. Bruce’ Konzertagent Sam McKeith bat seine Vorgesetzten bei William Morris um einen Kredit. Er bot ihnen die zu erwartenden Einnahmen als Sicherheit an. Doch statt anzunehmen, machten sie Bruce ein Gegenangebot: Sie stellten ihm einen weitaus geringeren Kredit in Aussicht und verlangten von Bruce, einen Teil der Sicherheiten dadurch zu leisten, dass er einen neuen Vertrag mit der Agentur

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