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Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Titel: Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ames Carlin
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schloss. Dieser Vorschlag stürzte Bruce in einen Gewissenskonflikt. Zwischen 1973 und 1975 war es unter anderem McKeiths geschickter Planung zu verdanken gewesen, dass Bruce im Osten der USA sowie in Austin, Phoenix und Houston so populär geworden war. Er hatte McKeith daher als einzigen Angestellten der Konzertagentur auf dem Innencover von Born to Run namentlich erwähnt. Er wusste, dass er ihm einen Teil seines Erfolges verdankte und ihm deswegen eine gewisse Loyalität schuldete. »Ich mochte Sam sehr«, sagt Bruce. »Wenn es irgendjemanden gab, der mich im Spiel halten konnte, dann er.«
    Doch dann kam Frank Barsalona und entschied alles für sich. Der Vorsitzende der Konzertagentur Premier Talent kam nach New Jersey und bot Bruce ohne jegliche Bedingungen einen Kredit über hunderttausend Dollar an. Genug, um die Lawsuit-Tour Anfang 77 zu beenden. Außerdem besiegelte Barsalona sein Angebot in einer Art und Weise, die Bruce entsprach: mit Handschlag und auf Treu und Glauben. »Er kam zu mir, sagte: ›Hey, du brauchst Hilfe? Ich bin dein Mann‹«, erinnert sich Bruce. »Damit begann eine wunderbare Freundschaft.« Barsalona bestand nicht einmal darauf, einen schriftlichen Vertrag abzuschließen, worum Bruce dann letzten Endes selbst bat. Bis heute organisiert Barry Bell von Premier Talent seine Tourneen. 9
    Zur selben Zeit arbeitete Mike Tannen mit Yetnikoff einen Vertrag aus, der unmittelbar zwischen Bruce und CBS geschlossen werden konnte, sobald der Rechtsstreit mit Appel geklärt war – und dieses Mal gewährte man Bruce sogar einen Vorschuss in Höhe von einer Million Dollar. In den vergangenen Monaten waren für Appel nachteilige Informationen ans Licht gekommen (etwa durch Bob Spitz, der angab, Appel habe selbst einmal erklärt, dass jeder vernünftige Richter seine Verträge mit Bruce als »sittenwidrig« beurteilen würde). Es kam wieder Bewegung in die Verhandlungen, und im Mai 77 erzielten die Anwälte schließlich eine Einigung: Appel erhielt achthundertausend Dollar in bar und behielt fünfzig Prozent der Nutzungsrechte an den siebenundzwanzig Songs, die Bruce mit Laurel Canyon veröffentlicht hatte. Alles andere, darunter auch die Rechte an seinen zukünftigen Songs, verblieb bei Bruce.
    Appel stellte keine Bedrohung mehr dar, und Bruce versuchte in ihm statt des Teufels nun wieder den Mann zu sehen, der er immer gewesen war: ein knallharter, tougher Kämpfer mit einem Herzen aus Gold, der es eigentlich gut meinte, aber ein paar gravierende charakterliche Schwächen hatte. Appel gehörte zu den Menschen, die Bruce zum Erfolg verholfen hatten. Als Bruce’ Anwälte darauf hinwiesen, dass Appel vor Gericht inzwischen so schlechte Karten hätte, dass man ihn mühelos noch weiter in die Ecke drängen, wenn nicht gar vollkommen leer ausgehen lassen könnte, schüttelte er den Kopf. »Ich will ihn nicht verletzen«, erklärte er Tannen. »Ich will von ihm loskommen. Aber er war immer da, wenn ich ihn brauchte. Er soll bekommen, was er verdient.«
    Es kam der Tag, an dem viel Geld den Besitzer wechselte: Appel zahlte Bruce die Tantiemen für Born to Run und anderes aus, und CBS zahlte Bruce den vereinbarten Vorschuss, von dem der wiederum die achthunderttausend Dollar an Appel zahlte. Als Bruce das CBS-Gebäude an der Avenue of the Americas verließ, warf er einen Blick auf die Schecks in seiner Hand, ausgestellt auf Mr. Bruce Springsteen. Lachend sagte er zu Joy Hannan: »Schau mal, ich bin Millionär!« Sie wussten beide, dass das nur für den Moment galt. Bruce musste die achthunderttausend Dollar in den nächsten Stunden an Appel übergeben, und ein erheblicher Teil der Einnahmen aus den Tantiemen foss direkt an diverse Gläubiger beziehungsweise in überfällige Gehaltsforderungen. Von der nächsten Telefonzelle rief Bruce seine Eltern in San Mateo an.
    Als Adele den Hörer abnahm, rief Bruce aufgeregt: »Hey, Ma!« und brachte sie auf den neuesten Stand. »Es war total süß«, erklärt Hannan. »Seine Eltern freuten sich riesig für ihn, und er war so glücklich, dass der Prozess endlich vorbei war.« Es war viel passiert seit jenem Wintertag 196 4 , als Bruce mit seiner Mutter vor Caiazzo’s stand, auf die Kent-Gitarre im Schaufenster deutete und »Bitte, Mama« sagte, in der Hoffnung, dass ihm der Weihnachtsmann das Instrument unter den Christbaum legen würde.
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    1   CBS-Chef Walter Yetnikoff persönlich arrangierte diesen Umzug, um sich für Philbins Weitblick und seinen

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