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Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Titel: Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ames Carlin
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für ein bestimmtes Bühnenoutfit entscheiden, damit ihre Garderobe zu dem eleganten Look passte, den Bruce sich wünschte. Dahinter steckte die Überlegung, dass das äußere Erscheinungsbild der Musiker der erwachseneren Musik, die sie spielten, angemessen sein sollte.
    All diese Neuerungen, zu denen auch noch der aufwändig gestaltete Tunnel-of-Love-Schriftzug kam, die inszenierte Eröffnungsnummer, bei der Bruce’ Assistent Terry Magovern aus einem Fahrkartenschalter Tickets an die Musiker verkaufte, und etliche andere Theaterelemente, ließen bei den Bandmitgliedern alle Alarmglocken schrillen. »Das Ganze hatte was von einer Broadway-Nummer«, sagt Tallent. Weinberg fiel auf, wie geschickt sich Bruce allein durch den Titel der Tour – Bruce Springsteen’s Tunnel of Love Express Featuring the E Street Band – von der Band distanzierte. »[Früher] war er einer von uns«, sagt der Drummer. »Jetzt waren wir eine völlig separate Einheit.« Bruce’ neue Solonummern zu spielen war überdies nicht ganz leicht für die Musiker, die daran gewöhnt waren, Parts zu spielen, die sie selbst entwickelt hatten. »Ich glaube, ein paar von uns haben sich dabei nicht so richtig wohl gefühlt«, sagt Bittan. »Max behagten die Drumcomputerparts nicht, und das, was Garry auf dem Bass spielen musste, entsprach einfach nicht seinem Stil.«
    Der Band blieb auch nicht verborgen, dass sich durch veränderte Reisearrangements ein neues soziales Gefüge in der Gruppe herauskristallisierte. Bruce und einige wenige Personen aus dem Topmanagement stiegen in anderen Hotels ab als die Band. Dort fanden auch die größeren Partys statt, die Champagner- und Kaviargelage, die von den Veranstaltern und der Plattenfirma organisiert wurden. Die E Streeter wurden dazu nicht eingeladen. »Wir erfuhren davon erst am nächsten Tag«, sagt Tallent. »Man wollte gar nicht immer unbedingt dabei sein, aber es hätte ja durchaus mal sein können. Von daher wäre es schon nett gewesen, wenn man uns Bescheid gesagt hätte. So gingen nur Bruce, das Management, die Leute von der Plattenfirma und die PR-Leute hin. Also eigentlich alle, bis auf die Band. So sah es aus. Danny und mir ging das total gegen den Strich.« Bruce seinerseits hat ganz andere Erinnerungen an die Tour, insbesondere was die Partys anbelangt.
    Die Tunnel of Love -Tour war die mit Abstand durchgeplanteste und am besten organisierte Tournee, die er je gemacht hatte. In der ersten Konzerthälfte standen Songs von Tunnel sowie einige überraschende B-Seiten-Titel und Raritäten (»Roulette« und »Be True«, zwei B-Seiten der River -Ära, und eine mörderische Coverversion von John Lee Hookers »Boom Boom«) auf dem starren Programm, das mit »War« und »Born in the U.S.A.« endete. In der energiegeladeneren zweiten Hälfte spielten sie einige E-Street-Klassiker (»She’s the One« sowie gelegentlich auch »Backstreets« und »Rosalita«) und ein paar neue oder weniger bekannte Nummern, darunter die zunächst verworfenen Eigenkompositionen »Part Man/Part Monkey« und »Light of Day« sowie eine Coverversion des Gino-Washington-Minihits »Gino Is a Coward«, den Bruce umgetextet hatte zu »I’m a Coward (When It Comes to Love)«. Als Zugaben spielte die Band dann wieder ein paar Publikumslieblinge, darunter vor allem Radiohits wie »Hungry Heart«, »Glory Days« und »Dancing in the Dark«. »Born to Run«, einen Höhepunkt der Show, trug Bruce in einer sehr zurückhaltenden, langsamen Akustikfassung vor. Der ursprüngliche Appell, unverzüglich zu Handeln, ging dabei verloren. Vielmehr brachte der Song nun die Erkenntnisse eines reiferen Mannes zum Ausdruck, wie Bruce seinem Publikum jeden Abend einleitend erklärte: »Ich dachte, ich hätte über einen Jungen und ein Mädchen geschrieben, die einfach in ihr Auto steigen, losfahren und nicht mehr anhalten wollen. Später wurde mir klar, dass das, was ich suche, das Zuhause, nicht irgendwo da draußen zu finden ist, sondern tief in mir selbst verborgen liegt.«
    Natürlich gab es während der Shows auch heitere Momente. Doch an manchen Abenden wirkte Bruce auf der Bühne sehr gereizt. Einmal war er sogar wütend auf sein Publikum. Irgendein Konzertbesucher hatte Wasserbälle mitgebracht, die im Publikum hin und her gespielt wurden, bis Bruce nach dem Ende des ersten Songs der Kragen platzte und er ins Mikro blaffte: »Tut mir einen Gefallen und sorgt dafür, dass diese verfickten Wasserbälle verschwinden.« Als die Tour Anfang Mai

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