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Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Titel: Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ames Carlin
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»Factory« – für die das musikalische Grundgerüst von »Come On (Let’s Go tonight)« neue Lyrics erhielt – bereiten auf »Streets of Fire« vor, das Porträt eines Außenseiters in einer Gesellschaft, die den Schwefelgeruch der Hölle ausströmt. »Something in the Night« arbeitet mit derselben Metapher aus einer Nach-»Born to Run«-Perspektive, von der aus betrachtet selbst eine erfolgreiche Flucht in einer Katastrophe enden kann. »You’re born with nothin’, and better off that way«, singt Bruce. »Soon as you got something, they send someone to try and take it away.«
    Kurz nach der Veröffentlichung des neuen Albums führte Bruce ein Gespräch mit Eve Zibart von der Washington Post . Darin gab er zu, pessimistischer geworden zu sein. »Die Figuren sind tendenziell vereinsamter, es gibt weniger Menschen auf der Platte«, sagte er. Als er 1981 mit Dave Marsh über »Darkness on the Edge of Town« sprach, den Song, der der neuen Platte ihren Namen gab und mit dem sie endet, erklärte er, das Album sei eine Reise zum innersten Kern. »Der Kerl am Ende von ›Darkness‹ ist an einem Punkt angekommen, an dem man sich von allem lösen muss, um wieder mit sich ins Reine zu kommen.«
    Wie bereits bei Born to Run entwickelte Bruce die endgültigen Versionen der Songs für das neue Album aus Schlüsselversen, Sätzen und Metaphern, die er in seinem Notizbuch gesammelt oder bereits in anderen, früheren Songs verarbeitet hatte. Manchmal war der Ausgangspunkt aber auch nur irgendein zusammenhangloser Begriff oder eine Wendung, die er irgendwann einmal in sein Notizbuch gekritzelt hatte, beispielsweise »driving force«, »night shift«, »with death in their eyes«, »the outsiders« oder »hot rod angels in a promised land«. Was sie gemeinsam hatten, war, dass sie zu einem Vokabular gehörten, das Bruce in den zwei, drei Jahren seit der Fertigstellung von Born to Run entwickelt hatte. Es half ihm, zu beschreiben, wo er während dieser Zeit gewesen war und was er gesehen hatte.
    Bruce’ persönliche Erfahrungen schlugen sich in jedem der Songs nieder, am stärksten wohl in »Racing in the Streets« und »Darkness«. Deren Erzähler sind gegen Ende der Songs jeweils genau da gelandet, wo sie nie hinwollten, und sie fragen sich, ob das, was sie erreicht haben, die Opfer wert war. In dem wehmütigen »Racing« entpuppen sich der Kampf und die Rastlosigkeit, die auch dem banalsten Leben eine gewisse Erhabenheit verleihen, als der eigentliche Triumph. »For all you shutdown strangers and hot-rod angels rumblin’ through this promised land«, singt er, »tonight my baby and me are gonna ride to the sea/And wash these sins from our hands.« Der Erzähler von »Darkness« kommt zu einem ähnlichen, wenngleich weniger lebensbejahenden Ende; mit seinem Schwur, weiterzumachen, akzeptiert er die emotionale Isolation, die entsteht, wenn man sich Dinge wünscht »that can only be found/In the darkness on the edge of town«. Während er die letzten Takte des Songs (und des Albums) mit wortlosem Gesang ausklingen lässt, er innert er zugleich an die ersten Takte von »Something in the Night«. Er beschwört das schaurige Gefühl, das einen das gesamte Album über beschleicht: Dinge, durch die man sich besonders lebendig fühlt, stellen sich als eine Mischung aus Unerreichbarem, Wertlosem und Selbstzerstörerischem heraus.
    Das passt hervorragend zu den letzten Zeilen von »The Promise« und dem emotional gebrochenen Streetracer, der zugeben muss, die ganze Zeit über gewusst zu haben, dass seine Straße nirgendwohin führt: »Remember, Billy, what we’d always say/We were gonna take it all and we were gonna throw it away.«
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    1   Das beste Beispiel für den typischen Landau-Sound auf einer nicht von Springsteen stammenden Platte ist Jackson Brownes Album The Pretender, das Landau 1976 produzierte. Der für Browne typische Sound aus Gitarre, Klavier, Geige und Lap-Steel-Gitarre wird hierauf mit Streichern, Bläsern, Gospeleinlagen und anderen crosskulturellen Elementen angereichert.
    2   Die aufälligste Ausnahme von dieser Regel ist »Adam Raised a Cain«, doch selbst hier dient Bruce’ lautstarke Beschwörung des emotionalen Chaos einem klaren Zweck auf der narrativen Ebene des Songs.
    3   Steinbecks Roman von 1939 las Bruce erst, als er viele Jahre später die Witwe des Autors kennengelernt hatte.
    4   Seguso gibt allerdings zu, dass er zu jener Zeit mehr als gewöhnlich trank, was seinem Ansehen in Holmdel

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