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Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Titel: Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ames Carlin
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Song über unschuldige Liebe, das unablässige Verstreichen der Zeit und die grausamen Wahrheiten des Lebens. Das Konzert wurde zu einer öffentlichen Trauerfeier, mit musikalischen Ehrungen und witzigen Anekdoten aus der wildesten Zeit der Band. Das Andenken an Federici bestimmte auch noch die nächsten Konzerte. Sie spielten weitere Oldies, an denen viele Erinnerungen hingen (»Does This Bus Stop at 82nd Street?«, »Spirit in the Night«, »Blinded by the Light« und »Wild Billy’s Circus Story«), und erzählten weitere Anekdoten. Bruce merkte, dass Danny etwas Wichtiges mit sich genommen hatte.
    »Ich war lange Zeit besonders stolz darauf, dass alle unsere Bandmitglieder noch am Leben waren – anders als bei vielen anderen Gruppen«, sagte Bruce zu Mark Hagen vom Observer. »Das war auf jeden Fall eine Teamleistung. Wir hatten zusammen überlebt. Die Leute passten aufeinander auf. Und es zeugte von der Lebensfreude und der unbändigen Energie, die den Kern unserer Musik ausmacht. Niemand gibt dich verloren. Das war eine lange Zeit so.«
    Doch die unvermeidlichen Risse im Fundament der E Street Band wurden langsam sichtbar. Über zwanzig Jahre hatte sich Bruce auf die breiten Schultern von Terry Magovern gestützt. Der Ex-Marinesoldat, Clubbetreiber und (meist) sanfte Riese hatte ihm lange Jahre als Assistent, Bodyguard, Puffer zwischen sich und der realen Welt und als Bindeglied zu dieser gedient. Magovern stammte noch aus der Jersey-Shore-Ära. 1 Er kannte jeden und wusste, weshalb jemand wichtig war. Auch wenn er seine Arme verschränkt hielt, hatte er für jeden ein offenes Ohr und Platz in seinem Herzen. »Er war ein Rettungsschwimmer, ein Lebensretter«, sagt Bruce. »Das ist kein Job, den man sich aussucht. Das ist im tiefsten Inneren deine Bestimmung.« Der ehemalige Sprengstoffexperte der Spezialeinheit Navy SEALs war auch dazu ausgebildet, amerikanische Astronauten nach ihrer Rückkehr zur Erde aus dem Wasser zu fischen. »Er war andauernd damit beschäftigt, irgendjemanden zu retten«, schrieb Bruce auf seiner Website. »Das war sein Segen und sein Fluch.« Magoverns Körper war nun durch eine Krebserkrankung und Herzprobleme geschwächt, seelisch hatte er den Tod seiner Verlobten Joan Dancy nicht verwunden. Er hatte sie gepflegt, seit sie an Amyotropher Lateralsklerose erkrankt war. Als Magovern im Schlaf starb, packte Bruce »Terry’s Song«, den er ihm zu Ehren kurz zuvor geschriebenen und aufgenommenen hatte, noch im letzten Augenblick mit auf das neue Album, das den Titel Magic tragen sollte. »A bad attitude is a power stronger than death«, sang Bruce.
    Ein Jahr später schrieb Bruce für Federici »The Last Carnival«, eine Rückbesinnung auf Wild Billys unstete Zirkuswelt, fast vierzig Jahre nachdem sie sich gemeinsam auf ein Leben voller Spektakel, Wagemut und Illusionen eingelassen hatten. Er porträtiert sie beide als ein draufgängerisches Team aus Trapezkünstlern, Seiltänzern und Löwenbändigern. Am Ende steigt er allein in den Zug, wobei er noch einen letzten Blick auf den Festplatz wirft, über den sich die Abenddämmerung legt.
Sundown, sundown/Empty are the fairgrounds/Where are you now, my handsome Billy?
    Am nächsten Tag war der Himmel über Florida wolkenverhangen und Clemons blieb in seiner Wohnung. In der Küche stand ein stabiler Industriehocker, von dem er gleichzeitig in den Kühlschrank zu seiner Rechten langen und die Temperatur am Herd vor ihm regeln konnte. Auf dem Herd köchelte eine Ochsenschwanzsuppe. Clemons hatte eine gute Flasche Rotwein entkorkt, die ihm vor Kurzem ein Freund von seinem Weingut in Italien geschickt hatte. »Ich darf ja eigentlich nicht mehr trinken«, sagte er. »Aber falls du etwas möchtest …« Er holte zwei Gläser aus dem Schrank und empfahl, den Wein ein paar Minuten atmen zu lassen.
    Clemons schwelgte in Erinnerungen. Er dachte an die vielen Augenblicke, in denen er und Bruce – der weiße Goldjunge und sein dunkelhäutiger Schamane – zusammengestanden und sich jeder im Glanz des anderen gesonnt hatte. »In den alten Zeiten führten wir diese verrückten Tänze auf und schlitterten über die Bühne. Das war alles so spontan, so magisch. Wie das eine Mal, als er in meine Arme rutschte und mich küsste. Das kam ganz plötzlich, aus dem Nichts und wurde eine große Sache.« Aber wie vieles hatte sich im Lauf der Zeit auch ihr Verhältnis verändert. Auf der Suche nach Inspirationen schlug Bruce andere Richtungen ein. Clemons nahm ihm

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