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Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Titel: Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ames Carlin
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war der Freispruch für vier Polizisten gewesen, die im Jahr zuvor bei der Verhaftung des unbewaffneten Afroamerikaners Rodney King unverhältnismäßig gewalttätig vorgegangen waren.
    5   Die Probe selbst fing mit »Better Days« an, doch hier geht es um den Song, mit dem die Radioübertragung begann.

Kapitel 26
DAS IST EIN GANZ SCHÖN GROSSER HAI, MANN
    Es war ein Mittwoch Anfang März 2011. Clarence Clemons saß in der Morgensonne auf dem Balkon seines Penthouses im dreißigsten Stock und schaute auf den Strand von Singer Island, Florida. Die morgendliche Krankengymnastik hatte er schon hinter sich, seine zweite Physiotherapiesitzung begann am späteren Nachmittag. Er sinnierte über die Zukunft der E Street Band. Er wollte auf jeden Fall einsatzbereit sein. Vor zwei Monaten war er neunundsechzig geworden, und der imposante Saxofonist hatte mit mehreren körperlichen Beschwerden zu kämpfen. Knie kaputt, Hüften im Eimer, schmerzhaft aufeinander reibende Wirbel, sodass seine Wirbelsäule teilweise versteift worden war, damit er sich überhaupt noch auf den Beinen halten konnte. In verschiedenen Interviews hatte er gesagt, mittlerweile fühle er sich eher bionisch als menschlich, denn er besaß einige künstliche Körperteile. Manche funktionierten besser, andere schlechter. Seit ein paar Jahren war Clemons auf ein Golfmobil angewiesen, um von der Garderobe zur Bühne zu kommen. »Ich bin durch die Hölle gegangen, Mann«, erzählte er mir. »Diese Stufen raufklettern zu müssen, um auf die Bühne zu kommen, oh Mann – und dabei ist es schon ziemlich schmerzhaft, überhaupt bis zu den Stufen zu kommen. Doch egal, was noch alles kommt, ich werde es schaffen. Denn ich will da oben stehen und spielen. Das ist immer noch die Erfüllung für mich.«
    Er kniff die Augen zusammen und nickte zum Wasser hinunter. »Siehst du das?« Nein, nicht auf den ersten Blick. Er zeigte auf den über eineinhalb Meter langen Dornhai, der durch die Brandung pflügte. Der Hai sah wie ein Torpedo aus, farblos, schnell und mit messerscharfen Flossen. Selbst aus dreißig Stockwerken Höhe ein etwas beunruhigender Anblick. Clemons lachte in sich hinein. Er erzählte, dass sie dauernd vorbeischwimmen würden, auf ihren ausgedehnten Streifzügen auf der Suche nach Fressbarem. »Oh ja, sie knabbern auch Menschen an«, sagte er. »Allerdings eher selten.« Das Tier kam näher, glitt unter dem Balkon vorbei und schwamm seines Wegs. »Das ist ein ganz schön großer Hai, Mann«, sagte er.
    Während sich der Raubfisch entfernte, fing Clemons an, über Danny Federici zu reden. Seit ihrer gemeinsamen Zeit in dem chaotischen Haus, indem sie mit Vini Lopez gewohnt hatten, waren sie befreundet gewesen. Das war 1973, als sie von fünfunddreißig Dollar die Woche lebten. Damals hatte jeder etwas dazu beigetragen, dass sie nicht verhungerten: Lopez konnte Fische fangen, Clemons konnte sie ausnehmen und zubereiten und Federici kochte Pasta dazu. So viele Meilen, so viele Nächte auf Tour, so viele großartige Konzerte, so viele unglaubliche Erlebnisse. Da war zum Beispiel das Mädchen, das Federici 1974 in Houston aufgegabelt hatte: Es bot an, den Organisten und seinen Freund, den Saxofonisten, die zweihundertfünfzig Meilen zum nächsten Gig nach Dallas zu chauffieren, damit sie sich vor dem Konzert gemeinsam die Stadt ansehen und etwas Spaß haben konnten. Wer hätte ahnen können, dass der Wagen geklaut war? Oder dass sie geradewegs aus dem Knast kam? Dass ihr Vater ein Bulle war? »Ich wusste, dass irgendwas nicht ganz koscher war«, sagte Clemons lachend. »Aber wann war es das schon?«
    Mit Danny wurde es nie langweilig. Und doch war er nicht nur der große Spaßvogel. Man musste den Mann mit dem Engelsgesicht nur an eine Hammond B3 lassen. »Dannys Orgel war ungemein wichtig für den Gesamtsound der Band«, sagte Clemons. »Ich hatte immer den Eindruck, dass Bruce seine Melodien nach dem schrieb, was ihm die Band an Möglichkeiten bot. Er wusste vorher schon, wie ein Song klingen würde.« Dabei galt es allerdings zu berücksichtigen, dass Federici denselben Part nie zweimal genau gleich spielte. Wenn man ihn beispielsweise bei Aufnahmen aufforderte, das was er gerade gespielt hatte, noch mal genau so zu wiederholen, zuckte er nur die Achseln. »Er sagte: ›Ich kann mich nicht mehr richtig daran erinnern, was ich da gemacht habe‹«, erzählt Roy Bittan. »Aber dafür spielte er etwas, das ein bisschen anders war, aber auch absolut organisch,

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