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Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Titel: Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ames Carlin
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klasse‹«, erinnert sich Ross. Und er war nicht nur von Bruce’ Fähigkeiten als Gitarrist angetan. »Was ihn am meisten beeindruckt hatte, war, dass er das ganze Publikum mitriss, als er auf die Bühne kam. Er besaß einfach eine sagenhafte Präsenz.« Ein paar Tage später brachte ein anderer Tischgenosse ein Foto von Bruce auf der Bühne mit. »Er sah toll aus, wie er da oben stand. Und wir hatten ihn für einen Sonderling gehalten. Wir staunten nicht schlecht.«
    Zur gleichen Zeit organisierten Spachner und Duffy für Earth einen Gig im berühmten New Yorker Fillmore East, auf dessen Bühne damals fast jede bedeutende Hippie- und Pychedelic-Band auftrat, die nach New York kam. Bruce war seinerzeit Stammgast im Fillmore – er sah sich dort, meist alleine, die Bands an, die gerade in der Stadt waren. Er machte sich ein Bild von dem, was sie musikalisch und showtechnisch zu bieten hatten und was er davon für seine eigenen Auftritte gebrauchen konnte. An dem Tag, als Earth auf der Bühne standen, war das Fillmore allerdings offiziell geschlossen. Das Publikum – wenn man es denn so nennen mag – bestand aus der Besetzung von NYPD: Now You’re Practically Dead, einem pornografisch angehauchten C-Movie mit einer wilden Partyszene, die auf einem Rockkonzert spielte. Earth sollten die Liveband mimen, wobei sie allerdings keine eigenen Songs spielten, sondern zu einem Playback von Rhinoceros 4 auftraten, während die Schauspieler und Statisten tanzten, sich die Kleider vom Leib rissen und zwischen ihnen auf der Bühne umhertollten. »Während wir zum Playback spielten, befahl der Regisseur einer heißen Braut, ihr Top auszuziehen«, so Burke. »Bruce hatte diesen gewissen Gesichtsausdruck.« Im weiteren Verlauf des Abends verlegte der Regisseur die Action auf ein Beleuchtungsgerüst oberhalb der Bühne; hier wurde eine Sexszene gedreht, die im entscheidenden Moment von der Aufnahme eines Slips unterbrochen wird, der durch das Scheinwerferlicht auf die Bühne hinabsegelt und direkt auf den Stimmwirbeln von Bruce’ Gitarre landete. Dass der Film nie veröffentlicht wurde, hatte auf die Gage keinen Einfluss. Die Band bekam für ihre Mitwirkung die in ihren Augen außerordentlich hohe Summe von dreihundertfünfzig Dollar.
    Der nächste (und letzte) New Yorker Gig der Band fand am 28. Dezember im Crystal Ballroom statt, einem 1800 Personen fassenden Saal im Diplomat Hotel an der West 43rd Street. Die Veranstaltungsorganisatoren hatten den Saal frühzeitig angemietet, mussten allerdings bald feststellen, dass sie eine entscheidende Sache nicht bedacht hatten: Earth waren in New York völlig unbekannt; die Fans der Band lebten weiter entfernt an der Küste von New Jersey. Da sie ein finanzielles Desaster befürchteten, kamen sie auf die Idee, Busse zu chartern und den Fans aus New Jersey einen kostenlosen Shuttle-Service nach New York und zurück anzubieten. Nachdem sich das Veranstaltungskomitee des OCCC bereit erklärt hatte, für die Show zu werben, wurden endlich Tickets verkauft. Als es soweit war, war das Konzert fast ausverkauft und die Band spielte vor dem größten Publikum, das sie je haben sollte.
    Unter den Zuschauern befanden sich auch ein paar ganz besondere Gäste. Bruce, Graham und Burke erfuhren einen Tag später davon. Spachner erzählte ihnen, er sei von den Mitarbeitern zweier Major Labels 5 nach dem Konzert mit Fragen gelöchert worden, und beide seien daran interessiert, die Band unter Vertrag zu nehmen. Allerdings, so fügte Spachner hinzu, könne daraus nur dann etwas werden, wenn alle Musiker zuvor einen Vertrag unterzeichneten, in dem seine und Duffys Funktion als Bandmanager offiziell geregelt wurde. Das Problem war, dass Graham und Burke noch zu jung waren, um geschäftsfähig zu sein, weshalb sie einen Vertrag nur mit Einwilligung ihrer Eltern unterzeichnen durften, die jedoch alles andere als erfreut waren über die ganze Geschichte, weil ihre hoffnungsvollen Sprösslinge ihrer Ansicht nach ohnehin schon zu viel Zeit in ihr Hobby investierten. Spachner und Duffy wollten noch einmal versuchen, die Eltern zu überzeugen. »Aber mir war gleich zu Beginn des Gesprächs klar, dass ich meine Hoffnung begraben konnte, weil die Situation zu Hause sowieso ziemlich angespannt war«, erzählt Burke. »Ich hatte ein miserables Verhältnis zu meinen Eltern, und bei John sah es sogar noch schlimmer aus.« Und so wurden die Verträge nie unterzeichnet.
    Earth hatten Anfang 69 noch eine Handvoll Auftritte,

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