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Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Titel: Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ames Carlin
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überging. »Man konnte sich ihm einfach nicht entziehen«, so Fainer. »Bruce hatte eine sagenhafte Präsenz. Man bekam unweigerlich eine Gänsehaut. Er war mit einem unglaublichen Gespür gesegnet, eine wahre Himmelsgabe.«
    Vini Lopez wusste das schon seit seinem Ausflug nach Long Branch am vorangegangenen Samstag. Der Drummer hatte auch Danny Federici, dem Keyboarder der Downtown Tangiers Band, mit dem er eine neue Band gründen wollte, bereits von Bruce erzählt. Doch keiner von beiden hatte mehr etwas von Bruce gehört, bis er eine Woche später im Upstage auftauchte. Als Lopez ihn auf der Bühne entdeckte, stieß er Federici an und sagte: »Das ist der Typ!« Schnell kämpften sie sich zur Bühne vor, wo der Jam gerade zu Ende ging. Lopez winkte Bruce zu, kletterte auf die Bühne und bat ihn, noch ein Set zu spielen. Bruce, der sich gerade erst warmgespielt hatte, grinste: »Na dann mal los!« Lopez setzte sich hinters Schlagzeug, Bruce gab einen 12-Takt-Blues vor, und zusammen mit Federici am Keyboard und Roslin, der weiterhin Bass spielte, stürzten sie sich in einen weiteren Jam. Der Gitarrist peppte die Strophen mit improvisiertem Gesang auf, und als seine Finger wieder über den Hals seiner Les Paul wanderten, folgten ihm die drei anderen in eine dichte Instrumentalpassage. Das Zusammenspiel klappt fast auf Anhieb perfekt. Bruce’ leidenschaftliches Spiel harmonierte hervorragend mit Federicis raffinierten Keyboardläufen, Roslins ruhigem Bassbrummen und Lopez’ wilden Schlagzeugattacken. Sie spielten sich fünfundvierzig Minuten nonstop durch verschiedene Songs, Stile und Rhythmen. Diejenigen im Publikum, die nicht wie gebannt vor der Bühne standen, tanzten und wogten durch den Saal. Bruce zog sein durchgeschwitztes T-Shirt aus und warf es in irgendeine Ecke. Als die dehydrierten Musiker eine Stunde später ihre Instrumente aus der Hand legten, gingen sie runter ins Green Mermaid. Sie setzten sich an einen Tisch mit rot-weiß-karierter Decke und strahlten einander beseelt an. Dann sprach Lopez das aus, woran er seit dem Moment, als er Bruce mit Earth auf der Bühne gesehen hatte, immer wieder gedacht hatte.
    »Verdammt, lasst uns eine Band gründen.«
    Bruce hatte das Gefühl, dass das diesmal ein ganz großes Ding werden könnte. Er wollte mit Leuten spielen, die mit ebenso viel Engagement bei der Sache waren wie er, und jetzt hatte er sie gefunden. Lopez kannte sogar einen Unternehmer aus der Gegend, der die Gruppe als Förderer und Manager unterstützen wollte. Er nahm Bruce mit, um sie einander vorzustellen und den Mann, einen Surfbretthersteller namens Carl »Tinker« West, in den Upstage Club einzuladen, wo sie als Hauptattraktion der mitternächtlichen Jam-Session am nächsten Samstag spielen sollten.
    West schaute wie versprochen vorbei, und nachdem er sich selbst ein Bild von Bruce’ Talent gemacht und gesehen hatte, mit wie viel Leidenschaft und Freude der bei der Sache war, musste er zugeben, dass Lopez nicht übertrieben hatte. »Der Junge hat’s wirklich drauf«, sagte er nach der Show. »So jemandem schaust du einfach gerne zu, weil er ein echter Vollblutmusiker ist.«
    Kein geringes Kompliment von dem erst kürzlich nach Asbury Park gezogenen Achtundzwanzigjährigen, der über erstaunlich vieles eine ganze Menge wusste und dem es sichtlich Freude bereitete, allen seine ungeschminkte Meinung kundzutun. Außerdem hatte West eine Ausstrahlung, die besonders bei jungen Männern, die sehr ehrgeizig waren, gut ankam. »Als ich ihn kennenlernte, erkannte ich sofort, dass er jemand war, von dem ich noch was lernen konnte«, sagt Billy Alexander, der bald so etwas wie Wests rechte Hand wurde. »Es gab nicht viel, das er nicht konnte. Daher tat ich für sein Geschäft alles, was ich meinerseits beitragen konnte.« Zum Beispiel wusste Alexander genau, wie er jemanden, der Wests Entscheidungen infrage stellte, dazu brachte, klein beizugeben. »Ich sagte: ›Sieh mal, du hast deine Meinung. Aber Tinker ist Raumfahrtingenieur, also komm ihm bitte nicht mit irgendwas Halbgarem.‹«
    West hatte tatsächlich eine Zeit lang als Raumfahrttechniker für die Wyle Laboratories im kalifornischen El Segundo gearbeitet. Doch der Job hatte nichts an seinem Faible für die als eher zwielichtig geltenden Beatniks, Musiker und Surfer in L.A. ändern können. West hatte einfach gerne Spaß. Er surfte, spielte Gitarre und übte eisern und sehr diszipliniert, um ein Meister an den Congas zu werden. Er stellte seine

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