Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)
darunter auch eine Tanzveranstaltung im Studentenwerk des Ocean County Community College 6 und ein paar Gigs im Le Teendezvous. Am 14 . Februar sollte die Band in der Paddock Lounge in Long Branch auftreten, doch die Show war so schnell ausverkauft, dass die Veranstalter ihr »St. Valentines Day Massacre« in einen größeren Saal im Clubhaus der Italian American Men’s Association verlegten. Auch dieser Auftritt war ein voller Erfolg, vor allem für Bruce, dessen Gitarrenkünste und mitreißende Performance einen hochgewachsenen jungen Mann, der in der hinteren Hälfte des Saals stand, ganz besonders begeisterte. Vini Lopez kannte Bruce noch aus seinen Tagen als Drummer für Sonny Kenn. Die Band des in der Region sehr bekannten Gitarrengenies hatte oft auf denselben Veranstaltungen gespielt wie die Castiles. Als Lopez klar wurde, dass dieser Gitarrist genau der Typ war, von dem seine Musikerkollegen in Asbury Park ständig erzählten, fuhr er nach Long Branch, um ihn sich mit eigenen Augen anzusehen. Er wurde nicht enttäuscht. »Stellen Sie sich den Rockstar von heute vor. Dort stand er, direkt vor mir, nur eben als Jugendlicher«, so Lopez. »Mehr brauchte es nicht, um mich zu überzeugen.«
Es war der letzte öffentliche Auftritt von Earth.
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1 Freilich erlaubte ihm der Besuch des Colleges auch, sich dem Militär und dem Arbeitsmarkt noch eine Weile zu entziehen.
2 Vierundvierzig Jahre später sind die beiden immer noch verheiratet und stolz auf ihre drei Kinder und drei Enkel.
3 Einzelheiten wurden natürlich verändert, aber jeder, der sich in der Familiengeschichte der Springsteens auskennt, muss unweigerlich an Virginia Springsteen denken, die ein (gesichtsloser) Truck auf dem Bürgersteig der McLean Street überfuhr.
4 Eine aufstrebende Hardrockband, die bei Elektra Records unter Vertrag war und deren Konzept und Sound Bruce als Songwriter und Performer stark beeinflussen sollten.
5 Burkes und Grahams Erinnerung zufolge waren es Columbia und Elektra.
6 Wie sich die Studenten, die so viele Gelegenheiten hatten, ihn als Gitarrist und Sänger einer immer beliebter werdenden Rockband auf der Bühne zu erleben, weiterhin über Bruce lustig machen konnten, sei der Vorstellung eines jeden Einzelnen überlassen.
Kapitel 4
VERDAMMT, LASST UNS EINE BAND GRÜNDEN
Am Morgen des 23. Februar 1969, es war ein Sonntag, kurz nach drei Uhr, stieg Bruce die Treppe zum Eingang des im zweiten Stock gelegenen Upstage Club herauf. Auf einem Barhocker am Ende der Treppe saß Margaret Potter, die den Club zusammen mit ihrem Mann Tom führte, und sah ihn kommen. Er machte einen etwas unterernährten Eindruck und wirkte in seinen abgetragenen Klamotten, mit den strähnigen Haaren und dem abgewetzten Gitarrenkoffer noch verwahrloster als die meisten anderen Nachtschwärmer, die sich im Upstage tummelten.
»Ist es okay, wenn ich hier heute Gitarre spiele?«, fragte er.
Das Upstage gab es seit fast genau einem Jahr, und es waren schon etliche namenlose Gitarristen hier aufgekreuzt, die alle genau dieselbe Frage stellten – in der Hoffnung, sich an einer der Jamsessions beteiligen zu können, die nach Mitternacht auf dem Programm standen. Üblicherweise mussten sich Interessenten auf eine Liste eintragen und warten, bis ihr Name ausgerufen wurde. Doch in diesem Moment machten die Musiker gerade Pause und durch irgendetwas in Bruce’ Stimme, vielleicht auch durch die Tatsache, dass er ihr nicht lange in die Augen sehen konnte, ließ sich Margaret erweichen.
»Es ist alles soweit hergerichtet«, sagte sie und deutete auf die Mikrofone und Verstärker auf der Bühne. »Los, stöpsle deine Gitarre ein.«
Bruce war nicht zum ersten Mal im Upstage. Wie der Zufall es wollte, war er ein oder zwei Monate früher schon einmal dort gewesen, um sich die Downtown Tangiers Band anzusehen, eine Gruppe aus Asbury Park, die aus dem Sänger und Gitarristen Billy Chinnock, dem Bassisten Wendell John, dem Keyboarder Danny Federici und dem Drummer Vini Lopez bestand. Bruce war von ihnen sehr beeindruckt: »Ich dachte, Vini und die anderen seien Superstars. Sie machten einfach alle einen großartigen Eindruck«, sagt er. Restlos begeistert hatte ihn allerdings dieser Late-Night-Jam-Happy-Club, in dem sie auftraten und wo sich neben Musikern auch echte Fans tummelten und Mädchen, die es auf Musiker abgesehen hatten. »Ich dachte nur: ›Wow, das ist der coolste Ort, den ich je gesehen habe.‹«
Auf den Tag genau
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