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Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Titel: Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ames Carlin
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Vertrag für drei Shows an drei aufeinanderfolgenden Abenden, beginnend am Mittwoch, dem 2. April, kehrte er zurück. Child war die einzige Band, die an diesen Tagen auf dem Programm stand, daher mussten sie täglich drei bis vier Sets allein bestreiten. Doch einen Song auf eine Länge von bis zu dreißig Minuten auszudehnen, war für die Jam-Session-erprobten Musiker überhaupt kein Problem.
    Sobald sich Lampenfieber meldete, riefen sie sich die vielen Erfolge in Erinnerung, die jeder einzelne von ihnen bereits zu verzeichnen hatte. »Wir waren so eine Art All-Star-Band«, sagt Lopez, und wenn er dabei an die Küstenregion von New Jersey im Jahr 1969 dachte, ist das tatsächlich eine zutreffende Einschätzung.
    Dann war er da, der 2. April. Zwar kann sich niemand mehr genau daran erinnern, was die Band bei ihrer ersten Show spielte, sicher ist aber, dass sie ein beachtliches Publikum anzog und viele der Zuschauer dermaßen beeindruckte, dass sie am nächsten Tag mit ein paar Freunden im Schlepptau wiederkamen. Am Freitagabend kamen bereits mehr Leute, als hineinpassten, und es bildete sich eine lange Schlange vor dem Pandemonium. Mickey Eisenberg, der Eigentümer des Clubs, ließ West nicht gehen, bevor er ihm nicht zugesagt hatte, dass Child in der darauffolgenden Woche fünf weitere Shows spielen und am 20. April noch ein Zusatzkonzert geben würden.
    Anfang Mai gaben sie ein Konzert im Le Teendezvous, auf das eine Reihe größerer Open-Air-Veranstaltungen folgen sollte, von denen sich West erhoffte, dass sie die Band überregional bekannt machen und für größere Veranstaltungsorte empfehlen würden. »Mein Plan war, größere Parkkonzerte zu spielen, wie sie in San Francisco üblich waren«, sagt er. West hatte der Band ein PA-System zusammengestellt, das bereits auf solche größeren Dimensionen zugeschnitten war. Mit einem so energiegeladenen Performer wie Bruce, der auf der Bühne völlig aus sich herausging, würde es für Child nicht sonderlich schwer werden, all diese ruhigen kalifornischen Bands ziemlich blass aussehen zu lassen.
    Den ersten Auftritt dieser Art hatte die Band am Samstag, dem 3. Mai, auf einem nachmittäglichen Minifestival im West End Park von Long Branch. West engagierte für das Vorprogramm eine Handvoll anderer Bands. Dank des hervorragenden Wetters und der preiswerten Ein-Dollar-Tickets war es gelungen, etwa tausend Musikfans anzulocken. West strich tausend Dollar ein – eine Summe, für die die Band ansonsten mehrere Clubkonzerte hätte bestreiten müssen. Viel wichtiger war ihm allerdings, die Band spüren und hören zu lassen, wie es ist, vor einem so großen Publikum aufzutreten.
    »Bruce war anfangs ein bisschen unsicher«, sagt West über die ersten Schritte seines Stars auf größeren Bühnen. »Aber wenn er anfing zu spielen, konnte man förmlich sehen, wie sich etwas in ihm tat. Die Begeisterung der Zuschauer berauschte ihn. Und wenn das Publikum erst einmal anfängt zu kreischen, glaubt man schnell, man sei zu allem fähig.« Eine weitere Dosis Begeisterung bekam Bruce am 11. Mai, als die Band erneut nach Long Branch kam, um als Headliner bei einem Musikfestival auf der großen Wiese vor dem Monmouth College aufzutreten. Die Schule stellte den Bands eine Terrasse vor dem Eingang zur Wilson Hall zur Verfügung, die etwa dreißig Stufen oberhalb der Wiese lag, auf der das Publikum in der Sonne saß, tanzte oder Frisbee spielte. Als West und die Band begannen, ihr Equipment aufzubauen, nahm der sonnige Nachmittag eine unvermutete Wendung. »Ich ging hoch und setzte mich neben die Bühne«, erzählt Barry Rebo, ein Monmouth-Student, dem ein Freund, der im Jahr zuvor bei einem Earth-Konzert gewesen war, von Bruce erzählt hatte. »Und plötzlich kamen all diese Kids angerannt und stürmten die Bühne.«
    Rund um die Terrasse rannten und kreischten Fans. Wie aus heiterem Himmel brachen Beatlemania-ähnliche Zustände aus. Nach all den Krawallen und öffentlichen Ausschreitungen von 68 machte sich selbst unter den etwas verlottert aussehenden, körperlich nicht besonders kräftigen jungen Musikern die Angst breit, die Situation könne außer Kontrolle geraten. Lopez, Federici, Roslin und Bruce ließen ihre Instrumente zurück und flüchteten in die Wilson Hall; die Eingangstür schlugen sie hinter sich zu. Sie hatten kaum eine Minute Zeit, einander wortlos anzustarren, als die Tür wieder aufflog und ein ungläubiger Tinker West vor ihnen stand. »It’s showtime!«, blaffte er

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