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Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Titel: Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ames Carlin
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in eine Sackgasse. Tinker blieb der Band zunächst noch als leitender Techniker und Toningenieur erhalten, aber seine Tage als Manager waren gezählt.
    Die fünfköpfige Bruce Springsteen Band (bestehend aus Bruce, Van Zandt, Tallent, Sancious und Lopez) trat von Anfang September bis Mitte Oktober jeden Freitag, Samstag und Sonntag auf der winzigen Bühne des Student Prince auf. Anschließend machte sich die komplette Formation mitsamt Bläsergruppe und Backgroundsängerinnen auf den Weg nach Richmond, wo die Band als Headliner bei einem Konzert an der University of Richmond auftreten sollte. Die Freude darüber, wieder vereint zu sein, wurde schon bald durch einige unangenehme Zwischenfälle getrübt. Zunächst wurden Lopez, Cherlin und ein paar andere Bandmitglieder von einem Drogensüchtigen mit einem Messer bedroht. Als Cherlin danach über West herzog, der versprochen hatte, der Band etwas bessere (und somit weniger gefährliche) Unterkünfte zu besorgen, verpasste ihm der überloyale Lopez einen Schlag auf den Mund, was zur Folge hatte, dass der Trompeter ausfiel. Ungefähr zur gleichen Zeit wurde Delores Holmes von ihrem damaligen Freund verprügelt. Bruce brachte sie in die Notaufnahme, wo er so lange festsaß, dass sich der Beginn der Show um mehrere Stunden verzögerte.
    Das war der Anfang vom Ende der Big Band. Die fünfköpfige Bruce Springsteen Band trat danach bis Mitte Dezember wieder regelmäßig im Student Prince auf. Dabei stellte sie oft auch neue Springsteen-Titel vor. Die Geschwindigkeit, mit der Bruce neue Songs schrieb, war wie eh und je atemberaubend. Inzwischen hatte er allerdings wieder eine völlig neue Richtung eingeschlagen. »Ich hatte mich der Soulmusik zugewendet, die an der Küste immer schon sehr beliebt war«, sagt er. »Ich hatte meine Gitarrenphase sozusagen hinter mir und interessierte mich nun mehr für das instrumentale Zusammenspiel und für Grooves und Sachen mit etwas mehr Schwung. Ich beschäftigte mich intensiv mit den Bandleadern etlicher Soulgruppen; für mich war das ein ganz natürlicher Prozess. Daran kann man ganz gut erkennen, aus welcher musikalischen Ecke die E Street Band kommt.«
    Man höre sich nur mal die Songs an, die in den letzten Wochen des Jahres 71 und den ersten Monaten des Jahres 72 regelmäßig auf den Setlists der Bruce Springsteen Band auftauchten: »Down to Mexico« basiert auf einem fröhlichen Groove, der vor dem Hintergrund von Sancious’ Orgelspiel so geschmeidig und flott dahingleitet wie ein schneller Wagen, der auf einem staubigen Highway Richtung Süden fährt. »All I Wanna Do Is Dance« besticht durch lupenreine Powerchords, während andere Songs davon zeugen, wie sehr sich Bruce als Texter weiterentwickelt hatte. »Look Toward the Land« handelt von einer mit Zigeunern, Seeleuten und Mississippikapitänen bevölkerten Traumwelt, ersonnen von einem Außenseiter, der unbedingt selbst voll und ganz in diese Welt abtauchen will. »I wanna be/stealing diamonds from the rich men to throw in the sea«, singt er. »Ballad of Jesse James«, auch bekannt unter dem Titel »Don’t You Want to Be an Outlaw«, ist nicht zuletzt deshalb bemerkenswert, weil es sich dabei um einen der ersten von vielen Songs handelt, die Bruce (dem Brave Cowboy Bill immer noch im Kopf herumspukte) über den legendären Wilden Westen schrieb.
    Bruce entwickelte ein erstaunliches Stück aus einer größtenteils improvisierten Folge von zwei Akkorden, das unter dem Titel »I Remember« bekannt wurde. Auf der Aufnahme eines Clubkonzerts aus diesem Winter klingt es wie eine altehrwürdige Soul-Granate mit einer sagenhaften Dynamik. Der Gesang steigert sich von einem anfänglichen Flüstern zu einem irren Gebrüll, fällt dann wieder etwas ab, aber nur, um kurz darauf umso mehr aufzudrehen. Inhaltlich spürt Bruce dabei den verschiedenen Facetten von Begierde, Schuld und Hoffnung nach. Seinen Höhepunkt erreicht der Song, als Bruce, der sich immer stärker in die Leidenschaft des Erzählers hineinsteigert, von einer zufälligen Begegnung mit einer Ex-Freundin erzählt und die Band mit seinem immer inbrünstiger werdenden Gesang Schritt zu halten versucht: »And I said: ›Darlin’ I want ya, I’m feelin’ so bad.‹ An’ she said: ›No, honey, I just can’t make it‹ … ›But I love ya!‹ ›I just can’t make it!‹ ›I love ya!! Won’t you come on home?‹ And she said, she said: ›Baby, I’m comin’ home, I’m comin’ home, I’m comin’ home!‹« Und

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