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Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Titel: Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ames Carlin
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zu nehmen. Ob sie zum Lake Topanemus fuhren – der wegen der schmierigen Schlieren aus Sonnenöl, die im Sommer auf seiner Oberfläche treiben und in der Sonne schimmern, von den Einheimischen auch Greasy Lake genannt wird – oder zu dem am Rande vom Brick Township gelegenen Lake Carasaljo mit seinem stark bewaldeten Ufer, kann heute keiner mehr sagen. Jedenfalls stürzte sich Cahill von einem hohen Hügel in die dunklen Fluten, während ein Stück weiter entfernt in der Dunkelheit zwischen Bruce und der zierlichen, dunkelhaarigen Diane ein Funke übersprang.
    Als Cahill wenige Wochen später wieder an der Uni war, rief Bruce Diane an und lud sie zum Essen ein. Sie verbrachten die Nacht zusammen, waren sich danach jedoch einig, dass sie sich Cahill zuliebe nicht wiedersehen wollten. In den kommenden Tagen und Wochen zeigte sich aber, dass sie sich unweigerlich zueinander hingezogen fühlten. Sie konnten ihre Leidenschaft einfach nicht ignorieren. »Bruce und ich wurden ein Paar«, sagt Lozito. »Er war zweiundzwanzig 1 , und wenn er nicht gerade auf der Bühne stand, war er schüchtern und schweigsam. Introvertiert zu sein war cool, in meinen Augen war er perfekt.«
    Doch gegen die Macht der Musik kam bei Bruce keine Frau an. Als Tinker West mit seiner Surfbrett- und Managementfirma im Frühjahr abermals umzog, diesmal nach Highlands 2 , war Bruce wieder mit dabei. Er quartierte sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite in einem Zimmer im Bungalow seines Freundes Louie Longo ein, der dort mit seiner Verlobten Dorothea »Fifi Vavavoom« Killian wohnte; beide hatten zur Dr.-Zoom-Truppe gehört. »Bruce übte einen ungemein positiven Einfluss aus«, sagt Killian. »Er trank nicht und nahm keine Drogen; dafür probte er ständig.«
    Die vielen Nächte, in denen er übte oder in Clubs auftrat, forderten tagsüber ihren Tribut, dennoch fand Bruce, wie Killian sich erinnert, die Zeit, sich mit Dennis Palaia anzufreunden, einem Jungen aus der Nachbarschaft, der sich wie Bruce für Baseball begeisterte. »Bruce schlief tagsüber viel, aber wenn dieser Junge bei uns anklopfte, schleppte er sich nach draußen, barfuss und in seinen abgeschnittenen Jeans, um ein paar Bälle mit ihm zu werfen. Er konnte noch so müde und kaputt sein, er ging wirklich jedes Mal mit raus, wenn Dennis ihn darum bat.«
    Bruce freundete sich nicht nur mit Dennis an, er avancierte bald zum gefeierten Helden sämtlicher Nachbarskinder. Und das kam so: Eines Tages mietete Tinker ein kleines Klavier, damit Bruce zu Hause spielen und komponieren konnte. Bruce fuhr mit ihm im Pickup zu dem Instrumentenverleiher, half das Klavier aufzuladen und kletterte, als sie den Abzweig nach Highlands erreicht hatten, auf die Ladefläche, um kräftig in die Tasten zu hauen, als sie durch die Locust Street fuhren. Dieser Jahrmarkt auf Rädern lockte die Kinder auf die Straße, und sie liefen dem Musiker mit seinen langen Haaren und dicken Koteletten hinterher, bis zu dem Haus, in dem er wohnte. Dort halfen die größeren unter ihnen, das Klavier abzuladen und es an seinen Platz im Wintergarten zu bugsieren.
    Bruce, der ehemalige Außenseiter, hatte inzwischen also etliche Freunde und Bewunderer entlang der ganzen Jersey Shore gefunden. Tinker West, dessen Zweifel an Bruce’ Big-Band-Projekt in den letzten Monaten auch seinen Glauben an das Talent seines Schützlings getrübt hatten, verlor jedoch allmählich die Geduld. Einen vorläufigen Höhepunkt erreichten die Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden, als sie ein paar Shows in Richmond organisierten, jener College-Stadt, in der Springsteen so viel treue Fans hatte. In der guten, alten Steel-Mill-Zeit waren die Auftritte in Richmond immer sehr einträglich gewesen, aber jetzt würde der Trip ein Vielfaches an Kosten für Verpflegung, Unterkunft und Benzin verschlingen. Tinker hielt es für unsinnig, so weit zu fahren und so hart zu arbeiten, wenn unterm Strich für jeden nur fünfzig oder allerhöchstens hundert Dollar übrig blieben.
    Anfang Herbst hatten sich Bruce und Tinker auf einen Kompromiss verständigt: Bei kleineren Shows würde nur der fünfköpfige Kern der Gruppe auftreten, die Bläser und die Backgroundsängerinnen würden erst bei den wichtigeren Gigs hinzukommen. Tinker bezweifelte allerdings, dass es klug war, die Nachfrage mit zu vielen kleinen Clubgigs zu befriedigen. Als Bruce dann auch noch ein längerfristiges Engagement im Student Prince annahm, geriet ihre geschäftliche Beziehung

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