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Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Titel: Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ames Carlin
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bis zwanzigmal abspielen konnte. In der Regel dauerte es innerhalb des Labels etwa eine Woche, bis sie hinüber waren. Das Vorabexemplar von Bruce’ Album, das bei Teller gelandet war, war bereits nach einem Tag völlig abgenutzt. Als Teller an diesem Abend nach Hause fuhr, dachte er bereits darüber nach wie man diese Platte vermarkten konnte. Wer zum Teufel war Bruce Springsteen? Wie sollte Teller Interesse für einen Künstler wecken, dessen Gossenpoesie sich so sehr gegen die populären Radioformate sperrte? Glücklicherweise trug seine private In-House-Kampagne – und die anderer leitender Angestellter, die ebenfalls eine Kopie des Albums erhalten hatten – schnell Früchte. »Alle mochten sie«, erinnert sich Teller. »Aber einige von uns verliebten sich geradezu in die Platte.« Allen voran ein PR-Mann namens Paul Rappaport, ein A&R-Manager namens Steve Popovich und der für Texas zuständige Außendienstmitarbeiter Michael Pillot.
    Sie alle waren völlig gebannt von diesem Album mit seinen fünfunddreißig Minuten Musik, die ein unbekannter Dreiundzwanzigjähriger aus New Jersey geschrieben hatte. Die meisten konnten nicht in Worte fassen, was sie daran so begeisterte, geschweige denn, warum es sie auf der Stelle gepackt hatte. Irgendwie hatte dieser Newcomer in dem riesigen Ozean aus Musik, der durch die Flure und Büros von Columbia Records – der Heimat von Größen wie Bob Dylan, Paul Simon, Miles Davis und The Byrds – flutete, eine eigene Strömung erzeugt, die sie mitriss. Und so schnell wie sie zu Konvertiten geworden waren, wurden sie zu Predigern. Es sollte nicht lange dauern, bevor andere sie – manchmal spöttisch, manchmal höchst ehrfurchtsvoll – als Bruce Springsteens Apostel bezeichneten. »Er hat uns alle in seinen Bann gezogen«, sagte Popovich wenige Monate vor seinem Tod im Jahr 2011. »Manche Dinge haben einfach eine ungeheure Zugkraft. Man glaubt so fest daran, man richtet seine ganze Aufmerksamkeit darauf. Genau das passierte bei Bruce. Für uns war er ein Underdog aus Nirgendwo, und darauf sprangen die Leute an.«
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    1   Auch bekannt unter dem vielsagenden Namen Riot Hotel, der die allgemeine Atmosphäre dieses Hauses ziemlich treffend bezeichnet. Es ging laut und rowdyhaft zu, und allerorten stolperte man über Unmengen an Tequilaflaschen, Narkotika aller Art und betörende Schönheiten.

Kapitel 9
JETZT WAR ICH ENDLICH, ENDLICH DA, WO ICH HINGEHÖRTE
    Clarence Clemons beteuerte beharrlich, dass die Geschichte wahr ist. Es donnerte und blitzte und ein orkanartiger Sturm peitschte über die Küste von New Jersey. Es war einer der vielen spätsommerlichen Nor’easters, von denen die amerikanische Ostküste regelmäßig heimgesucht wird. Allerdings sollte dieser Sturm Teil einer Rock’n’Roll-Legende werden, derzufolge die Energie, die durch die schicksalshafte Begegnung zweier Musiker freigesetzt wurde, den Student Prince Club in Asbury Park um ein Haar in Schutt und Asche legte – oder zumindest zum Beben brachte. Dieser einschneidende Vorfall ereignete sich im September 1971 , Monate bevor Appel, Hammond, Columbia und alles, was damit zu tun hatte, ein Thema waren. Allerdings war er so folgenreich, dass er sich auf alles, was danach folgte, auswirkte.
    »Ich schwöre auf einen ganzen Stapel Bibeln, dass die Tür aus den Angeln fog«, versicherte mir Clemons mit allem Nachdruck nur wenige Wochen vor seinem Tod im Juni 2011 . »Ich schwöre es auch auf zwei Stapel Bibeln. Und das war eine richtig massive Tür. Eine aus Holz, mit einem großen Schloss. Wenn man so eine Tür zumacht, dann ist sie zu. Eine verdammt große, verdammt schwere Türe. Als ich sie öffnete, flog sie die Kingsley [Street] runter. Sie polterte nach Norden auf die Wonder Bar zu. Genau so war es.«
    Garry Tallent ist sich da nicht so sicher. Der Bassist der Bruce Springsteen Band, die an diesem Abend im Student Prince auf der Bühne stand, machte ebenso wie die anderen Bandmitglieder gerade eine Pause. Auf die Frage nach Clemons’ dramatischem Auftritt entgegnet er: »Ich kann mich an diese Sturmnacht nicht erinnern. Es kamen ja ständig Leute zum Jammen rein. Kann sein, dass es so war. Andererseits würde ich vermuten, dass man sich an so eine Geschichte erinnern könnte.«
    Als ich Bruce wenige Monate nach Clemons’ Tod auf die Sache anspreche, wird er ernst und sagt: »Alles wahr. Keine Frage.« Und was ist mit den Bandmitgliedern, die behaupten, die Geschichte stimme nicht? »Die liegen

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