Bruchlandung
antworten konnten.
»Sie müssen ihn schützen«, brach es plötzlich lauter als zuvor und sehr energisch aus dem Mund des Misshandelten heraus. »Sie müssen ihn jetzt beschützen, sonst wird er bestimmt sterben. Bitte machen Sie das!«
»Ja, Herr Vasquez, das machen wir. Sie müssten uns dafür nur mitteilen, um wen es sich handelt. Und vielleicht, um welches Papier es geht. Gehört das Papier Ihrem Freund?«
Wieder ein angedeutetes Nicken.
In diesem Augenblick wurde die Tür auf der anderen Seite des Raumes geöffnet, und ein Mann im Arztkittel mit zwei Schwestern im Schlepptau kam herein.
»Was ist denn hier los?«, wollte er nach einem kurzen Blick in die Runde aufgebracht wissen. »Der Mann ist sehr schwer verletzt und muss unbedingt auf der Stelle in den OP. Also bitte, verlassen Sie sofort dieses Zimmer!«
»Wir sind von …«
»Und wenn Sie von der Heiligen Inquisition wären, es würde mich nicht scheren«, fuhr er in Hains Erklärungsversuch. »Also raus hier, und zwar auf der Stelle!«
Er nickte den Schwestern zu, die ihn augenscheinlich sofort verstanden und die drei Polizisten in Richtung Tür drängten.
»Bitte, Sie haben gehört, was Doktor Bornschlegel gesagt hat.«
»Nur noch eine Frage, bitte«, flehte Lenz, doch der Blick des Arztes war unerbittlich.
»Gehen …«, wollte er eine weitere Aufforderung an die kleine Gruppe richten, wurde jedoch von dem Mann im Bett unterbrochen, der sich kurz aufbäumte.
»Sie müssen meinen Freund Theo Stark beschützen«, schrie er den Beamten hinterher. »Und Sie müssen die Flu…«
Damit sank er zurück auf das Laken und bewegte sich nicht mehr.
*
»Was hat es mit diesem Theo Stark auf sich?«, wollte Pia Ritter von ihren zutiefst irritiert wirkenden Kollegen wissen, als die drei auf dem Flur angekommen waren. »Kennen Sie ihn?«
Hain beschrieb der Polizistin kurz, was sich im Lauf der vergangenen Nacht irgendwo in Thüringen zugetragen hatte.
»Ach du meine Güte. Dann ist die Sache vermutlich viel brenzliger, als es nach dem ersten Anschein gewirkt hat.«
»Das ist durchaus möglich, ja«, bestätigte Lenz. »Und als Erstes müssen wir herausfinden, in welchem Verhältnis Stark und dieser Vasquez gestanden haben. Wissen Sie, was oder wo er arbeitet?«
»Nein, darüber habe ich keine Informationen.«
»Gut, dann werden wir es herausfinden. Vielleicht ist er ja auch bei dieser Firma Secupol beschäftigt wie die beiden Getöteten von letzter Nacht. Und es ist wichtig, zu erfahren, von welchem Papier er gesprochen hat, doch dazu müssen wir warten, bis er aus der Narkose aufgewacht und vernehmungsfähig ist. Aber wie es sich jetzt darstellt, könnten Theo Stark und Walter Kempf wegen dieses Papiers ihr Leben verloren haben.«
Er warf Pia Ritter einen aufmunternden Blick zu.
»Sie, Frau Ritter, sorgen dafür, dass der Mann bewacht wird. Ich will, dass rund um die Uhr zwei Kollegen für seine Sicherheit sorgen. Niemand darf zu ihm, bevor wir nicht mit ihm gesprochen haben, und danach nur Leute, die er kennt und ausdrücklich sehen will. Klar?«
»Ja, alles klar.«
»Wo ist die Sache eigentlich passiert?«, wollte Hain von der jungen Polizistin wissen.
»In seiner Wohnung.«
»Zeugen?«
»Nein. Wir haben an jeder Tür auf der Etage geklingelt, aber entweder hat niemand was gesehen oder gehört, oder es war gleich gar niemand zu Hause. Kann man ja verstehen, immerhin ist es am helllichten Tag passiert, und da sind die meisten Leute nun mal auf der Arbeit.«
Sie nickte den Kripobeamten zu und wandte sich zum Gehen.
»Ich kümmere mich dann mal darum, dass das mit der Bewachung geregelt wird.«
»Und wir, Thilo, fahren bei dieser Sicherheitsfirma vorbei«, ergänzte Lenz.
»Dann los.«
S E C U P O L prangte in Großbuchstaben über dem offen stehenden Rolltor, und auf dem Hof dahinter lag der Schnee etwa 25 Zentimeter hoch. Links an der Hauswand standen mehrere schwere Limousinen, allesamt schwarz, allesamt mit viel Schnickschnack zurechtgemacht. Direkt neben der doppelflügeligen Eingangstür parkte ein riesiger amerikanischer Pick-up-Geländewagen, auf dem die Kripobeamten im Vorübergehen die Bezeichnung Silverado lesen konnten. Hain zog an der Tür, die jedoch verschlossen war, und drückte danach auf die einzige sichtbare Klingel, der jedoch kein Name zugeordnet war.
Wer hierher kommt, weiß wohl, was und wen er sucht , fiel ihm mit Blick auf den einsamen verblichenen Knopf ein.
Noch bevor einer der beiden etwas dazu sagen
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