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Bruchlandung

Bruchlandung

Titel: Bruchlandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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Entspannung täte es zwar auch, wirkt aber bei Weitem nicht so durchschlagend. Jedenfalls könntet ihr dann den vielleicht etwas weitschweifig und blumig argumentierenden, in einzelnen Fällen auch recht selbstverliebt wirkenden, immer aber überaus besserwisserisch daherkommenden Kollegen Weißenstein aus genau dem Blickwinkel betrachten, der euch bis zum jetzigen Zeitpunkt ganz offenbar verborgen geblieben ist.«
    »Und was wäre das für ein Blickwinkel?«, wollte ein mehr als skeptischer Thilo Hain wissen.
    »Ihr würdet euch«, prustete Lehmann los, »einen Scheiß aus diesem blasierten, eingebildeten und furchtbar unsympathischen Arschloch machen und euch einfach seiner Informationen bedienen. Und wenn er wieder weg ist, könntet ihr euch anschauen und gegenseitig voller Freude bestätigen, wie recht ihr doch hattet mit euren Vorurteilen.«
    Der Hauptkommissar auf der anderen Seite des Schreibtischs kriegte sich kaum ein, und langsam rannen ihm die Lachtränen aus den Augen.
    »Sieht aus, als würde unser alter Kumpel Lehmann heute das Zeitliche segnen«, stellte Lenz sachlich fest. »Auf seinem Grabstein wird zu lesen sein, dass seine Todesursache eine Mischung aus irgendwelchen indischen Teesorten und der hämischen Hinterfotzigkeit einem hoch geschätzten Kollegen gegenüber war.«
    »Es gibt, glaube ich, auf der ganzen Welt keinen Menschen, der es länger als zehn Minuten mit dem guten Friedbert im gleichen Raum aushält«, brachte Lehmann, der sich langsam wieder unter Kontrolle hatte, es auf den Punkt. »Aber wenn ihr wissen wollt, ob eure beiden Toten bei den Crows in irgendeiner Weise in Erscheinung getreten sind, dann ist er der richtige, um nicht zu sagen der einzig wahre Ansprechpartner.«
    Wieder ein kurzer Blickkontakt zwischen den beiden Polizisten der Mordkommission.
    »Wenn du meinst, dass es wirklich nicht anders geht und dass wir es aushalten, dann in Gottes Namen«, stimmte Lenz matt zu.
    »Bliebe noch das Risiko, dass der Fall bei uns landet, weil Weißenstein ihn an sich zieht.«
    »Pah«, machte Hain, »ich will sowieso übernächste Woche zum Skilaufen. Soll sich der Weißenstein von mir aus die beiden doch intravenös einverleiben.«
    »Dazu wird es vermutlich nicht kommen, aber er ist, was das Ansichziehen von Ermittlungen und Fällen angeht, berüchtigt, wie ihr sicher wisst.«
    »Lass mal, Lemmi, es kommt ohnehin, wie es kommt. Wenn er entscheidet, dass es euer Fall ist, kann es uns nur recht sein.«
    Zwei Minuten nach diesen generösen Worten betrat Kriminalrat Friedbert Weißenstein das Büro von Jürgen Lehmann und nahm nach einer kurzen, förmlichen Begrüßung an der kurzen Seite des Schreibtischs links von Lenz Platz.
    »Theo Stark und Walter Kempf, sagen Sie?«, sinnierte er mit vor dem Mund liegenden Handflächen, nachdem Lehmann ihm die Namen der Toten von der Baustelle präsentiert und ein paar Hintergründe skizziert hatte.
    »Und die beiden wurden erschossen?«
    Lenz nickte.
    »Weiß man schon Näheres zur benutzten Waffe?«
    »Soweit mir bisher bekannt ist, nein.«
    »Na ja, da warten wir mal die Obduktion ab. Und sie waren Wachschutzmänner?«
    Wieder nickte Lenz, was Weißenstein mit einer undefinierbaren Kopfbewegung quittierte.
    »Glaube nicht, dass dieser Fall etwas mit den Kasseler Black Crows zu tun hat, wenn Sie mich fragen.«
    Das machen wir ja , dachte Lenz, und es wäre noch schöner, wenn du uns langsam erklären würdest, ob du die Namen schon mal gehört hast.
    »Dafür ist die Tat zu weit weg von Kassel. Wenn die Crows so etwas machen würden, dann sicherlich direkt vor ihrer Haustür.«
    »Wie ist das gemeint?«, hakte Hain nach.
    Weißenstein schloss die Augen und fuhr sich mit der rechten Hand durch sein volles, vermutlich coloriertes Haupthaar.
    »Jeder soll sehen oder zumindest vermuten, dass sie es waren. Deshalb würden sie es in Kassel machen und nicht irgendwo in den neuen Bundesländern.«
    Lenz drehte den Kopf und betrachtete den noch immer mit geschlossenen Augen dasitzenden Kollegen. Alles an ihm strahlte eine Extraportion Extrovertiertheit aus, angefangen bei seinem leuchtend roten Sakko, bekräftigt durch die vermutlich ultrateuren Edelmarkenjeans und gekrönt von einem Paar dieser, wie Lenz fand, affigen Schuhe mit halbrunder Sohle, die angeblich das Abrollen trainierte. Einen Wimpernschlag lang schüttelte es den Hauptkommissar bei diesem Anblick, dann wandte er sich ab und schnaufte durch.
    »Was ist nun genau mit den beiden? Sind sie

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