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Bruchlandung

Bruchlandung

Titel: Bruchlandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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eindeutig verstanden zu haben, was von ihm verlangt wurde.
    »Ich bin beeindruckt«, kam es von oben, wo Hain mit der Waffe in der Hand dastand. »Aber jetzt wäre es toll, wenn du dich in meine Richtung begeben würdest, weil der zweite Strolch sich vielleicht nicht so einfach übertölpeln lässt.«
    »Das werden wir …«, wollte Lenz erwidern, brach jedoch seinen Satz ab, weil die Flurbeleuchtung wieder erlosch. Nur der fahle Schein einer Straßenlaterne, der durch das Fenster über der Tür hereinfiel, sorgte dafür, dass die Polizisten nicht in völliger Dunkelheit standen.
    »An oder aus?«, murmelte Hain.
    »Was würdest du sagen?«
    »Weißt du, wo der Schalter ist?«
    »Nein.«
    »Dann aus.«
    Im gleichen Moment, in dem diese Entscheidung gefallen war, wurden Geräusche an der Tür hörbar. Jemand trat sich Schnee von den Schuhen.
    »Das ist …«, wollte Lenz flüsternd etwas kundtun, brachte jedoch auch diesen Satz nicht zu Ende, weil von schräg hinten ein infernalisches Geplärre losging.
    »Hau ab, hier wimmelt es von Bullen«, brüllte der Mann auf dem Boden derart laut und vermutlich noch unterstützt von der engen Flursituation, dass Lenz ernsthaft einen bleibenden Hörschaden befürchtete. Außerdem keimte schlagartig eine derartige Wut in ihm auf, dass er dem schreienden Kerl auf dem Boden am liebsten tatsächlich eine Kugel in die Kniescheibe verpasst hätte.
    »Los, hinterher!«, forderte er stattdessen seinen Kollegen auf, der jedoch schon die Klinke in der Hand hielt und gleich darauf durch die Tür ins Freie stürmte. Die vier Stufen zum Bürgersteig nahm er in einem, und als er dort angekommen war, erkannte er auf der anderen Straßenseite den Mann mit dem Rucksack, der, so sah es es zumindest aus, ein passabler Läufer war.
    Geil, dass ich heute Morgen die dicken Wanderschuhe mit den griffigen Sohlen angezogen habe , dachte der Oberkommissar, während er nach rechts schwenkte und beschleunigte. Keuchend lief er mit etwa 20 Meter Abstand hinter dem Flüchtenden her, der nun links in die Fiedlerstraße einbog, sodass Hain ihn für ein paar Sekunden aus den Augen verlor. Als auch der Polizist um die Hausecke bog, schrammte direkt neben seinem Kopf eine Kugel an der Wand vorbei und pfiff als heulender Querschläger davon. Der Schuss selbst war so leise gewesen, dass der Schütze vermutlich einen Schalldämpfer benutzte. Hain warf sich hinter einem am Straßenrand stehenden betagten VW Jetta in den Schneematsch, zog den Kopf ein und lauschte, doch es gab, bis auf die Kakofonie des durch den noch immer starken Schneefall gedämpften Verkehrslärms, nichts zu hören. Also lugte er vorsichtig durch die Heckscheibe des Wolfsburger Youngtimers, zog den Kopf jedoch sofort wieder zurück, weil im gleichen Sekundenbruchteil das Projektil des nächsten Schusses die Frontscheibe und die Heckscheibe des Wagens durchschlug, dort jeweils hässliche kreisrunde Löcher hinterließ und ein paar Zentimeter über seinem Haupthaar vorbei zischte.
    Jetzt hab ich aber die Schnauze voll , dachte er, und schob sich an den rechten hinteren Kotflügel seiner Deckung. Von dort aus wollte er sich auf den Weg zur Beifahrertür machen, aber dazu kam es nicht mehr, weil er wieder die hastigen, knirschenden Schritte des Mannes auf dem frischen Schnee hörte. Also hob er kurz den Kopf und zog ihn gleich wieder zurück, was jedoch reichte, um sicher zu erkennen, dass der Schütze wieder am Laufen war. Geduckt und die Deckung der in Reihe stehenden geparkten Autos ausnutzend nahm der Polizist erneut die Verfolgung auf, wobei er anerkennen musste, dass der Flüchtende, der schon an der Kreuzung Eisenschmiede angekommen war und dort wieder nach links abbog, seinen Vorsprung deutlich ausgebaut hatte.
    Fuck!
    Mit großen, raumgreifenden Schritten hastete er weiter, bremste diesmal jedoch kurz vor der Hausecke ab und wollte sich mit einem schnellen Blick vergewissern, dass er nicht wieder in eine Kugel laufen würde. Das jedoch wäre gar nicht notwendig gewesen, denn keine zwei Meter vor ihm lag der Mann mit dem Rucksack auf dem Rücken stöhnend auf der Straße. Vor ihm stand ein verwundert nach unten blickender Mann, der Metzgerklamotten, eine weiße Kappe und Gummistiefel trug und einen Rollcolli in beiden Händen hielt.
    »Ich konnte nichts dazu, wirklich«, rief er erschreckt, als er Hain mit der Pistole in der Hand sah. »Der ist mir voll in den Colli gelaufen, mit dem Kopf zuerst.«
    »Schon gut«, erwiderte der Kommissar

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