Bruchlandung
und dass ihr auch schon mal zusammen eingefahren seid.«
»Daran habe ich natürlich auch schon gedacht«, erwiderte er genüsslich. »Deshalb wird Petra, meine Freundin, jedem, der es hören will erzählen, dass ich den ganzen Nachmittag und den Abend bei ihr in Göttingen verbracht habe.«
»Und auf die Tussi kannst du dich verlassen?«
»Auf jeden Fall, klar.«
Blatter dachte wieder ein paar Sekunden lang nach.
»Gut. Dann machst du dich am besten gleich auf zu ihr und hältst die Rübe unten, bis sich die Aufregung etwas gelegt hat. Falls die Bullen dich irgendwas fragen sollten, weißt du, was zu sagen ist.«
»Klar, Andy. So machen wir es.«
Prentel wollte aussteigen, zögerte jedoch einen Augenblick.
»Ist noch was?«
»Nein … ja, vielleicht.«
»Was denn? Komm, spuck’s schon aus! Diese Geheimniskrämerei kann ich auf den Tod nicht leiden, das weißt du.«
»Ja, ich weiß. Es ist eigentlich auch gar nichts, aber …«
»Ralf!«
»Es geht um den Kanaken«, begann Prentel nach einem weiteren Moment des Zögerns. »Ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, dass er wirklich tot gewesen ist. Und deshalb sollten wir vielleicht …«
»Ja? Was sollten wir vielleicht?«
»Na, du weißt schon. Wir sollten lieber mal im Krankenhaus anrufen, ob er …«
Blatter atmete genervt durch.
»Er war tot, das kannst du mir glauben. Du hast daneben gestanden, als ich ihm den Puls am Hals gefühlt habe.«
»Ja klar, aber du bist halt kein Arzt.«
Ralf Prentel bekam keine Antwort, sondern stattdessen einen zutiefst bösen, ins Mark treffenden Blick. Zehn Sekunden später saß er in seinem längst ausgekühlten, bitterkalten Wagen, startete den Motor und verließ mit durchdrehenden Reifen den verschneiten Parkplatz. Blatter blieb noch eine Weile stehen, betrachtete das dunkle Armaturenbrett und sinnierte darüber nach, was er zum Schluss des Gesprächs zu hören bekommen hatte.
Der Kerl ist tot , dachte er. Der Scheißkerl ist garantiert tot. Er muss einfach tot sein!
13
»Was ist dir nur in die Rübe gefahren, dass du auf den Kerl zumarschieren musstest?«, blaffte Hain seinen Boss an, während eine Rettungssanitäterin ihm eine Kompresse auf die noch immer blutende Kopfwunde presste.
Der Hauptkommissar wandte den Blick kurz ab, sah den mit gefesselten Händen auf der Treppe sitzenden Zopfträger an und hob wieder den Kopf.
»Das zu entscheiden, war relativ einfach, Thilo. Den einen haben wir gekriegt, weil wir ihn allein erwischt haben. Wären sie wieder zu zweit gewesen, weil der andere schon wieder im Hausflur war, hätte sich das viel schwieriger dargestellt.«
Der Oberkommissar zuckte, weil die Frau neben ihm begann, seine Wunde zu säubern. Währenddessen dachte er über das Argument seines Chefs nach.
»Gut«, erwiderte er nach einer Weile des Abwägens. »Dagegen ist nichts zu sagen. Aber ich hab mir schon fast in die Schuhe geschissen, als du so mir nichts dir nichts losgetrabt bist. Deine Erklärung jetzt ist schlüssig, aber in dem Moment dachte ich wirklich, du hättest den Verstand verloren.«
»Das kann ich verstehen und ich bin wirklich höllisch froh, dass der zweite Mann dich nicht erwischt hat.«
»Und ich erst«, gab Hain mit ernstem Gesichtsausdruck zurück.
Lenz drehte sich um und nickte den Streifenpolizisten zu, die rechts und links neben dem Zopfträger standen, worauf die beiden sofort jeweils ein paar Meter zurücktraten.
»Was uns direkt und ohne Umweg zum Hauptdarsteller des Abends kommen lässt«, brummte der Hauptkommissar missmutig.
»Mit welchem Schauspieler haben wir es denn überhaupt zu tun?«, fragte er den Mann, der seit Minuten konsequent den Boden anstarrte.
»He, ich spreche mit dir, Kollege!«
Der Kopf des Gefesselten hob sich ein paar Zentimeter, wobei in seinem Gesicht ein hämisches Grinsen erkennbar wurde.
»Ich will meinen Anwalt sprechen. Ohne meinen Anwalt sage ich gar nichts.«
Aus dem stummen Grinsen wurde ein fieses Lachen.
»Und mit ihm noch viel weniger«, setzte er seinen Satz leise fort.
»Ich habe dich darüber belehrt, dass du erstens nichts sagen musst, und dass du zweitens das Recht auf einen Anwalt hast. Aber ich habe dir auch erklärt, dass du im Verdacht stehst, mithilfe der Gerätschaften in den Rucksäcken und der Plastiktüte hier im Haus für eine Explosion oder ein Feuer sorgen zu wollen. Und das ist nun mal eine schwerwiegende Straftat.«
Der Mann betrachtete genüsslich die an der Wand liegenden Utensilien, wobei sich
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