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Bruchlandung

Bruchlandung

Titel: Bruchlandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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Hirn.«
    »Ach was. Das, was der komische Metzger dir erzählt hat, stimmt doch hinten und vorne nicht«, log der junge Polizist. »Ich habe mich einfach nur mal ein paar Sekunden nicht bewegt, weil es halt schon ein bisschen gebrannt hat an der Stirn. Aber das ist doch alles rein äußerlich.«
    Er grinste triumphierend.
    »Und außerdem, wie wollt ihr denn ohne mich überhaupt in die Bude reinkommen?«
    »Das regelt schon der Schlüsseldienst«, gab Lenz ebenso selbstbewusst zurück.
    »Aber doch nicht …«
    Der junge Polizist brach ab, weil die Haustür geöffnet wurde und zwei Mitarbeiter der Kriminaltechnik den Hausflur betraten.
    »Wir sind draußen auf der Straße so weit durch«, begrüßten sie die auf sie wartenden Kollegen. »Wo liegen denn die Knallbonbons?«
    Hain deutete auf den Boden.
    »Wartet bitte, bis wir außer Sichtweite sind.«
    Damit drehte er sich um und steuerte auf die Treppe zu.
    »Wir müssen nämlich noch mal nach oben, in den vierten Stock.«
    »Thilo!«, machte Lenz einen letzten Versuch, von dem er allerdings ohnehin wusste, dass er zum Scheitern verurteilt war, weshalb er sich nach ein paar Schweigesekunden geschlagen gab.
    »Also gut, von mir aus, wir machen es. Aber nur den Flur auf den Kopf stellen, und dann ab ins Hospital«, bestimmte er ebenso resolut wie verbindlich das Vorgehen, während Hain schon fast das Zwischengeschoss erreicht hatte.
    »Ja, Papa. Nur dieses komische Dokument oder Papier oder Schriftstück finden, und schon geht es ab zum Röntgenstrahlenfassen.«

    *

    Dieses komische Dokument oder Papier oder Schriftstück ließ sich nicht so einfach finden, wie Thilo Hain es sich vermutlich vorgestellt hatte. Die beiden Polizisten waren schon mehr als eine Stunde im Flur der Vasquez-Wohnung zu Gange, doch gefunden hatten sie außer einer beachtlichen Sammlung pornografischer Werke aus den siebziger und achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts und diversen alten Tageszeitungen nichts.
    »Wie kann man nur seine Pornos im Flur horten?«, wiederholte der Oberkommissar einen Satz, den er genau so schon eine halbe Stunde zuvor von sich gegeben hatte.
    »Vielleicht hat er im Schlafzimmer keinen Platz dafür gehabt«, antwortete sein Boss und schob frustriert einen Stapel verblichener Illustrierter zur Seite.
    »Immerhin sind wir bald durch, und dann geht es ab ins Spital.«
    Er schüttelte eine uralte Ausgabe einer Bunten , um sicherzustellen, dass sich darin nichts von Interesse befand. Kurz darauf stellte der Hauptkommissar die Arbeit ein.
    »Aus und vorbei, Thilo. Wir sind durch und gefunden haben wir nicht die Bohne; also los, lass uns abhauen.«
    »Du hast doch einfach keinen Bock mehr«, gab Hain gut gelaunt zurück. »Ich bin noch nicht ganz durch, aber ich höre auch nicht auf, bis ich wirklich sicher bin, dass hier nichts herumliegt.«
    Mit fliegenden Fingern hob er eine Holzkiste mit geleerten Marmeladengläsern auf den Boden, untersuchte das Potpourri eingehend und wandte sich danach wieder dem Regal zu, vor dem er stand. Seine rechte Hand fuhr über die Wachstuchabdeckung, mit der das darunter liegende Holz vermutlich vor den Unbilden der Verwitterung und des Alterns geschützt werden sollte. Plötzlich stockte er, als seine Finger im hinteren Teil der Planke eine Erhöhung ertasteten.
    »Warte, hier ist was!«, rief er aufgeregt und versuchte, die mit den Jahren steif gewordene Schutzabdeckung zur Seite zu schieben. »Verdammt, ist das Zeug hartnäckig.«
    Er zog den gesamten Regalboden nach vorn und betrachtete die Unregelmäßigkeit im matten Licht der Flurbeleuchtung.
    »Bingo«, hauchte er siegessicher. »Das ist garantiert, was wir suchen.«
    Langsam schob er das an den Seiten mit Reißzwecken befestigte Wachstuch nach oben und nestelte einen braunen Din-A5-Umschlag zwischen Tuch und Holz hervor.
    »Du altes Trüffelschwein«, bemerkte Lenz anerkennend. »Hast du es doch gefunden.«
    »Ja«, gab Hain leise zurück, stellte die Holzplatte auf dem Boden ab und unterzog den Umschlag einer eingehenden Prüfung. Auf der Vorderseite stand Vasquez’ Adresse, oben rechts in der Ecke erkannten die beiden Polizisten eine abgestempelte Briefmarke. Die Rückseite war leer, es gab also keinen Absender.
    »Stark hat ihm das Zeug per Post geschickt«, stellte der Oberkommissar überrascht fest, während er sich die Verschlusslasche genauer ansah.
    »Und geöffnet wurde der Umschlag auf jeden Fall.«
    »Das hat Vasquez doch auch eingeräumt«, erinnerte Lenz seinen

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