Bruchlandung
entspannte sich ein wenig, legte die Ellenbogen auf dem Tisch ab und betrachtete einen Punkt an der Wand.
»Über einen Mord an ihm weiß ich gar nichts, das schon mal als Erstes. Was ich aber weiß, ist, wo er in den letzten Jahren Dienst geschoben hat, und das sollte auch für euch von großem Interesse sein.«
Er schloss die Augen, atmete erneut schwer ein und ließ den Kopf dabei sinken.
»Und jetzt ist Schluss mit Plauderstunde. Mehr erfahrt ihr von mir nicht, und wenn euch das, was ich gesagt habe, weitergeholfen hat, dann hoffe ich, dass ihr euch an mich und den Deal mit mir erinnert.«
Lenz sah den wie versteinert dasitzenden Mann ungläubig an.
»Wie jetzt? Das soll alles sein, was du uns anbietest?«
Keine Reaktion.
»Hey, ich rede mit dir.«
»Mach deinen Job, Bulle, und lass mich zufrieden. Mehr als das, was ich euch gesagt habe, gibt es nicht, und das war sowieso schon viel mehr, als ihr verdient habt. Und wenn ihr nicht wollt, dass irgendwann hier in der Gegend 100 oder 200 Tote rumliegen, dann macht ihr euch am besten sofort auf den Weg.«
*
»Was für ein Schaumschläger«, bemerkte Hain giftig, als die beiden auf dem Weg zu Uwe Wagners Büro waren. »Glaubt, er könne uns mit so einer Räuberpistole verladen.«
Er klopfte, drückte im gleichen Atemzug die Klinke herunter und bewegte sich dabei ungebremst vorwärts, was ihm jedoch überhaupt nicht gut bekam, denn die Tür gab, weil sie abgesperrt war, keinen Millimeter nach. Rasant schlug der Oberkommissar mit dem Kopf gegen das Holz, zuckte erschreckt zurück und griff sich an die schmerzende Stirn.
»Was ist denn das für eine …?«, blökte er.
»Tja, sieht so aus, als sei Uwe nicht am Platz«, kommentierte sein Boss die Szene.
»Das habe ich in der ganzen Zeit erst ein Mal erlebt«, gab Hain, immer noch total verdutzt, zurück.
»Also gut, dann eben kein frisch gebrühter Espresso mit Hocker, sondern Automatenkaffee im Stehen.«
»Gut erkannt. Aber vorher gehen wir bei Lemmi vorbei und hören, was der uns zu erzählen hat.«
»Der ist doch heute im Seminar.«
»Verdammt, stimmt ja. Das hatte ich schon wieder total vergessen.«
»Was mir die Chance eröffnet, endlich mein Frühstück nachholen zu können. Also, rüber zum Amerikaner im Bahnhof und einen Burger geordert.«
»Och nö, Thilo, du weißt doch, wie ich diesen Fraß hasse.«
»Klar weiß ich das, aber das hat doch nichts mit mir zu tun. Trinkst halt einen Kaffee oder nimmst ein Eis, das geht immer.«
Lenz entschied sich wegen der Witterung und seiner Abneigung gegen Softeis für einen Kaffee. Hain orderte tatsächlich eines der Menüs, noch dazu das Ganze in sehr, sehr groß.
»Du glaubst also nicht, dass an dem, was Trosser uns da aufgetischt hat, irgendwas dran sein könnte?«, wollte Lenz wissen, nachdem er sich an seinem Heißgetränk einmal herzhaft den Mund verbrannt und daraufhin das Behältnis zur Seite geschoben hatte.
»Kein Wort glaube ich diesem Hafensänger. Der will uns auf die billige Tour einen vom Pferd erzählen und hofft, wie du schon angemerkt hast, dass er damit durchkommt.«
»Könnte doch sein, dass es sich um irgendwas mit der Bahn dreht?«
»Was sollte denn ein Wachschutzmann wie Stark schon machen können? Eine Stinkbombe im Zug unterbringen, von der 100 oder 200 arme Bahnreisende dahingemetzelt werden?«
Er schüttelte energisch den Kopf.
»Nein, da ist nichts dran, Paul; das ist Geschwätz von einem, der mit allen Mitteln seinen Kopf aus der Schlinge ziehen will.«
Lenz zog sich den Becher wieder heran, trank vorsichtig einen Schluck der braunen Brühe und betrachtete dabei das Treiben an der Theke, wo eine Reisegruppe Jugendlicher sich in Szene setzte.
»Wir sollten trotzdem noch mal bei der Secupol vorbeigehen und uns sagen lassen, wo er eingesetzt gewesen ist. Immerhin ermitteln wir in einem Mordfall.«
»Wenn du meinst«, gab Hain ein wenig trotzig zurück, setzte den Burger an und biss ein großes Stück ab. »Haben wir eigentlich schon was Neues aus Thüringen gehört?«
»Nein, bisher nicht. Ich wollte eigentlich heute Morgen mal mit dem Kollegen telefonieren, aber irgendwie hat es noch nicht geklappt.«
Der Oberkommissar schob sich den letzten Bissen seines matschigen Hauptgerichts in den Mund, steckte ein paar Pommes dazu und spülte das Ganze nach ein paar müden Kaubewegungen mit einem mächtigen Schluck Cola hinunter. Das fällige Rülpsen konnte er gerade noch unterdrücken.
»Dann los, mein Herr und
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