Bruchlandung
abkriegt, egal wo am Körper, dann reißt das brutale Löcher.«
»Smith & Wesson Modell 29?«, hakte Lenz nach. »Muss man so ein Ding kennen?«
»Das ist das Schießeisen«, beantwortete Thilo Hain die an den Spurensicherer gerichtete Frage schnell, »das Clint Eastwood in seiner Rolle als Dirty Harry benutzt hat. The most powerful handgun in the World , soll er damals über die Kanone gesagt haben, was wohl gar nicht so weit hergeholt gewesen sein dürfte. Heute gibt es zwar deutlich effektivere Knarren in der Supermagnumklasse, aber für damalige Verhältnisse war das, was man damit kaputtmachen konnte, schon überaus beeindruckend.«
Kostkamp betrachtete zunächst seinen jungen Kollegen eingehend und sah danach Lenz an.
»Manchmal ist er wirklich zu gebrauchen, der Kleine«, brummte er grinsend. »Wenn er sein großes Maul noch ein bisschen besser im Zaum halten könnte, würde vielleicht sogar irgendwann noch mal ein leidlich brauchbarer Bulle aus ihm werden.«
Lenz lachte laut auf, während sein Blick aus dem Küchenfenster fiel.
»Da draußen ist ein Auflauf, als würde etwas gratis verteilt werden«, stellte er kopfschüttelnd fest.
»Ja«, bestätigte Uwe Wagner. »Deshalb werde ich gleich mal rausgehen und den so überaus geschätzten Herren Medienvertretern die Sachlage erklären.«
Er bedachte Lenz und Hain mit einem ernsten Blick.
»Dabei versuche ich, sie ein wenig vom Haus wegzulocken, damit ihr beiden ohne großes Tamtam das Gelände verlassen könnt.«
»Dafür hast du was gut bei mir«, erklärte der Leiter der Mordkommission seinem Freund und Kollegen, der über das Angebot jedoch nur müde lächeln konnte.
»Wenn ich das alles, was ich bei dir gut habe, auf einmal einfordern würde, müsstest du dir einen Lieferwagen kaufen.«
»Wirklich?«
Ein gequältes Nicken des Pressesprechers musste als Antwort genügen.
»Was hielten Sie davon«, wollte Kriminalrat Schiller wissen, als Wagner längst mit der versammelten Medienschar ein Stück vom Haus entfernt zusammenstand, »wenn Sie diesem Trosser noch einmal auf die Füße steigen würden? Immerhin hat er diese abwegig erscheinende These in den Raum gestellt, und vielleicht kriegen Sie ihn ja dazu, noch etwas mehr darüber preiszugeben.«
»Darüber habe ich auch schon nachgedacht«, erklärte Lenz seinem Chef, »wobei ich allerdings befürchte, dass er uns nicht mehr darüber erzählen wird. Vielleicht weiß er auch gar nicht viel mehr als das, was er uns heute Morgen auf die Nase gebunden hat.«
»Das kann durchaus sein«, bestätigte Schiller den Gedanken, »aber es könnte sich auch herausstellen, dass er noch das eine oder andere weiß, das Ihnen weiterhilft. Außerdem befindet er sich noch im Präsidium. Es gab zwar heute Morgen den Termin beim Haftrichter, und der Haftbefehl ist auch erlassen worden, aber die Theodor-Fliedner-Straße hat uns gebeten, ihn erst frühestens heute Abend bei ihnen abzuliefern.«
Er sprach von der Justizvollzugsanstalt Kassel im Stadtteil Wehlheiden, in der nach Schließung des Untersuchungsgefängnisses Elwe ein paar Jahre zuvor auch die U-Häftlinge einsaßen.
»Das kommt uns in diesem Fall zupass, weil Sie ihn dann, ohne den großen Papierkrieg auf sich nehmen zu müssen, einfach noch mal befragen können.«
Lenz und Hain tauschten einen kurzen Blick.
»Klar, dann machen wir das als Erstes. Und direkt im Anschluss fahren wir am Flughafen vorbei und sprechen mit dem für das Sicherheitspersonal Verantwortlichen.«
»Gut, dann verbleiben wir so«, bestimmte der Kriminalrat. »Ich koordiniere die Dinge hier vor Ort und sorge dafür, dass alles seinen geregelten Gang geht.«
19
Andreas Blatter stellte den großen Mercedes direkt neben der Eingangstür der Sicherheitsfirma Secupol ab, stieg mit hochrotem Gesicht aus dem Wagen, warf die Tür ins Schloss und stapfte die vier Treppenstufen hoch. Dort angekommen drückte er auf den Klingelknopf, trat einen Schritt zurück und sah gereizt in die über seinem Kopf angebrachte Kamera.
Kurz darauf erschien jener Marc, der Lenz und Hain bei deren erstem Besuch am liebsten vom Hof gejagt hätte, und grinste den Rockerboss erfreut an.
»Mensch, Andy, das ist ja geil!«, posaunte er laut heraus, nachdem er die Tür geöffnet und den Besucher herzlich umarmt hatte. Die rechten Hände der beiden waren, auch nachdem sie sich voneinander gelöst hatten, ineinander verhakt geblieben.
»Ich habe schon gehört, dass du wieder draußen bist, hatte aber noch
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