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Bruchlandung

Bruchlandung

Titel: Bruchlandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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einen Haufen Zinsen eingestrichen auf meine Kosten.«
    »Aber die Zinsen sind doch total im Keller, Andy«, erwiderte Wehmeyer völlig überflüssigerweise. »Gib mir Zeit bis morgen, dann sind wir endgültig glatt.«
    »Ich rate es dir, Henner, ich rate es dir. Morgen um elf bin ich hier, und wenn dann nicht ein hübsch anzuschauender Koffer mit einer halben Million Euros für mich parat steht, reagiere ich ernsthaft ungehalten. Gegen den Sturm, den du dann erlebst, war das, was du gerade aushalten musstest, ein wirklich laues Lüftchen.«
    Wieder verstärkte er den Druck des Absatzes auf dem Ohr deutlich.
    »Alles klar?«
    »Ja«, kam es wimmernd von unter seinem Stiefel. »Gib mir Zeit bis morgen, dann …«
    Ein paar Sekunden darauf verließ Blatter das Gebäude, griff in den Schnee, wischte sich mit der Feuchtigkeit ein paar Blutspritzer von den Händen und stieg in seinen Wagen.
    »Alles klar?«, fragte der Mann auf dem Beifahrersitz, der auf ihn gewartet hatte.
    »Ja, alles klar. Ich glaube, er hat verstanden, was ich will.«
    »Dann sollten wir vielleicht jetzt ein bisschen Radio hören.«
    »Warum?«
    Manuel Aust, der Mann auf dem Beifahrersitz, legte den rechten Zeigefinger an die Lippen, deutete auf die Tür und stieg aus dem Wagen.
    »Was soll denn diese Scheiße mit dem Radio?«, giftete Blatter, nachdem auch er ausgestiegen war und sich zu seinem Kumpel gestellt hatte, der ein paar Meter zur Seite getreten war.
    »Während du dich um Henner gekümmert hast, habe ich ein bisschen Radio gehört. Die sagen, dass es in Bergshausen eine Schießerei gegeben hat. Vielleicht hat es sogar Tote gegeben, aber das ist noch nicht ganz klar.«
    »Fuck«, murmelte Andreas Blatter nach einem kurzen Augenblick des Realisierens.
    »Fuck, fuck, fuck.«
    Damit griff er in seine Jackentasche, zog ein Smartphone heraus und wählte sich ins Internet ein. Ein paar Sekunden später hatte er die Onlineseite der Lokalpostille geöffnet, wo ein rotes Laufband eine Eilmeldung präsentierte, die über allen anderen Nachrichten stand.
    Schießerei in Bergshausen
    Zu einem dramatischen Feuergefecht ist es vor knapp zwei Stunden zwischen zwei offenbar aus Südhessen stammenden Männern und Einsatzkräften der Polizei Kassel in Bergshausen gekommen. Nach ersten Informationen gab es mehrere Verletzte oder sogar Getötete, wobei es bisher keine näheren Informationen darüber gibt, ob sich unter den Getöteten und Verletzten auch Polizisten befinden. Völlig unklar sind zum jetzigen Zeitpunkt auch die näheren Hintergründe der tragischen Ereignisse. Unser Mitarbeiter Werner Peters ist vor Ort und wird Sie informieren, sobald es neue Erkenntnisse gibt.
    Blatter steckte das Gerät zurück und sah seinen Begleiter fassungslos an.
    »Die haben es verkackt«, flüsterte er. »Diese Arschgeigen haben es tatsächlich verkackt.«
    In diesem Moment schoss ein Notarztwagen auf den Hof der Sicherheitsfirma, aus dem kurz darauf zwei Männer sprangen, die von dem Breitschultrigen mit dem Bandana auf dem Kopf an der Tür erwartet wurden.
    »Hier entlang«, rief er. »Und beeilt euch gefälligst.«

20
    »Na, schon was von Anwalt Blatter gehört?«, wollte Thilo Hain wissen, nachdem Stefan Trosser in den gleichen Raum geführt worden war wie am Morgen.
    »Leck mich. Ich hab’s nicht gern, wenn ich aus meinem Schönheitsschlaf gerissen werde. Und schon gar nicht, wenn es ein Bulle ist, der es macht.«
    »Also ist der Advokat deiner Wahl noch nicht aufgetaucht.«
    »Nein«, stöhnte der Zopfträger gekünstelt auf, »aber das liegt daran, dass ich mir einen anderen ausgesucht habe.«
    Er deutete auf sich selbst.
    »Für den Besten nur das Beste.«
    »Große Worte eines kleinen Geistes«, fiel Lenz dazu ein, der sich einen Stuhl heranzog und sich auf der Vorderseite des großen Tisches niederließ. Mit einer Geste forderte er Trosser auf, den Stuhl auf der gegenüberliegenden Seite zu benutzen, was dieser, wenn auch provozierend langsam, schließlich tat.
    »Na, was hat der Haftrichter gesagt?«, wollte Hain wissen, der hinter dem Häftling auf und ab ging.
    Stille.
    »Er redet nicht mit uns, Paul. Der Beste ist sich natürlich zu fein, um mit dahergelaufenen Bullen wie uns zu parlieren.«
    »Kann sein, ja«, gab Lenz seelenruhig zurück. »Das wird sich aber garantiert ändern, wenn er erst mal in Wehlheiden sein Zimmer bezogen hat. Und wenn sich dann noch herumgesprochen hat, dass er uns alles auf die Nase gebunden hat, was wir von ihm wissen

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