Bruchlandung
dürfen, das war ihm schon seit einiger Zeit klar. Es war einfach eine Schnapsidee gewesen, geboren aus einer dämlichen Laune heraus. Ein Mann wie er war nun mal nicht dazu geboren, sein Geld mit dem Einsatz legaler Mittel zu verdienen. Klar wäre es schön gewesen, als Teilhaber an einer Sicherheitsfirma jeden Monat einen Haufen Kohle zu verdienen, aber so gut, wie Heiner Wehmeyer ihm das damals vorgemacht hatte, war die Firma nie gelaufen.
Ein weiterer Cognac.
Auf Stefan zumindest würde er sich verlassen können, da war er absolut sicher. Bevor der auch nur einen ernsthaften Satz mit den Bullen reden würde, würde die Hölle zufrieren. Einen Stefan Trosser kochen die Kasseler Bullen nicht weich, den nicht. Wenn es Ralf gewesen wäre, den sie erwischt hätten, dann würde er jetzt nicht so relativ ruhig auf dem Stuhl sitzen, Ralf Prentel war eher einer von der gesprächigen Sorte. Den musste man nur ein bisschen anpieksen, und schon ging bei dem was. Aber auf Stefan war echt Verlass.
Thomas. Sein Bruder Thomas! Nie hätte er gedacht, dass aus dieser Richtung einmal die größte Gefahr für ihn und seine Geschäfte ausgehen würde. Noch während er mit ihm in dessen Haus gesessen hatte, war ihm durch den Kopf gegangen, ihm einfach den Schädel einzuschlagen und dem verdammten Stricher, der irgendwo in der Bude herumlag, gleich mit. Aber die Drohung, ihn mit seinem ganzen Wissen hops gehen zu lassen, hatte schon Wirkung gezeigt. Und Thomas wusste so gut wie alles über ihn. Zum Beispiel, dass er vor zwei Jahren einen Mann erschlagen hatte, wofür er aber nie angeklagt worden war. Und nicht zu vergessen die ganzen Schutzgelderpressungen und Körperverletzungen, aus denen ihn sein Bruder immer wieder herausgehauen hatte. Andreas Blatter verfluchte sich dafür, dass er seinem Bruder aus purer Prahlerei immer wieder die schmutzigsten Details seiner Geschäfte und Unternehmungen geschildert hatte, und das über Jahre.
Vielleicht gibt es diese bei einem anderen Juristen hinterlegte Sammlung meiner Untaten gar nicht? Aber wenn doch, verbringe ich den Rest meines Lebens im Knast.
Er überlegte, was er seinem Bruder anzutun in der Lage war, und es war eine ganze Menge, die da zusammenkam. Vielleicht würde er ja noch einmal das Gespräch mit ihm suchen müssen, um seiner Position, dass man besser mit ihm so nicht umgehen sollte, Nachdruck zu verleihen.
Und als Krönung noch die beiden Penner aus Frankfurt, die es offenbar nicht geschafft hatten, lebendig aus der Sache mit der Frau in Bergshausen raus zu kommen. Was für eine Scheiße!
Als Kontrastpunkt wollte er sich kurz klarmachen, was es aktuell Positives in seinem Leben zu vermelden gab, aber bis auf die Tatsache, dass es ihm gelungen war, aus der U-Haft entlassen zu werden, gab es da nicht viel Erwähnenswertes. Und diesen Umstand hatte er auch noch der Tatsache zu verdanken, dass es ein Gesetz gab, das es untersagte, Beschuldigte länger als einen gewissen Zeitraum in Untersuchungshaft zu behalten. Ohne diese für ihn vorteilhafte Verordnung würde er immer noch in Wehlheiden einsitzen und müsste jeden Tag mehr befürchten, seine Machtstellung innerhalb der Black Crows zu verlieren.
In Gedanken ging er seine Barmittel und die schnell verfügbaren anderen Investments durch. Mit den 500.000 Euro von Henner Wehmeyer kam er auf knapp zwei Millionen. Nicht schlecht, um sich in Spanien oder sonstwo, wo die Sonne die meiste Zeit des Jahres schien, niederzulassen. Aber das war es natürlich nicht, was er wollte. Er wollte das Sagen haben, er wollte Entscheidungen treffen, wollte über Menschen bestimmen und verfügen, wie es ihm passte. Ruheständler auf der Iberischen Halbinsel konnte er immer noch werden, so weit war es noch längst nicht.
Nach einem weiteren Cognac schaltete er den Fernseher ein, ließ sich auf die Couch sinken und schloss die Augen. Keine zwei Minuten später war er eingeschlafen.
Kassel:
Zu einem tragischen Verkehrsunfall kam es heute in den Nachmittagsstunden auf der Oberen Königsstraße in Kassel. Wie Augenzeugen berichteten, kam ein Mann infolge der Schneeglätte auf den Schienen der Kasseler Straßenbahnen ins Straucheln und stürzte direkt vor eine anfahrende Tram. Der Fahrer des Zuges, der mit einem Schock ins Klinikum gebracht werden musste, löste zwar eine Notbremsung aus, konnte jedoch den Zusammenprall nicht verhindern. Bei dem sofort getöteten Mann handelt es sich nach Auskunft von Uwe Wagner, dem Pressesprecher des
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