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Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Titel: Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Nichte prüfend, als sie an ihr vorbeiging. Bevor sie sich zum Gehen wandte, warf sie dem jungen Mann einen langen, durchdringenden Blick zu, der wohl darauf abzielte, ihn von allen unbedachten Handlungen abzuhalten. Man mochte die Formen gewahrt haben, aber Agnes hatte sich nicht einen Augenblick lang täuschen lassen.
    Sie waren fort, die Braut und ihre Aufpasserin, und nicht einmal das Rascheln der Gewänder war mehr zu vernehmen.
    In der langen Stille, die entstanden war, sahen sich die beiden Männer, die zurückgeblieben waren, hilflos an. Dann stöhnte Joscelin auf und ließ sich auf die Bank fallen, die an der Wand stand.
    »Die alte Schachtel müßte noch in diesem Augenblick von der Brücke fallen und im Fischteich ertrinken! Aber es passiert eben nie das, was passieren sollte. Glaubt bitte nicht, Bruder, daß ich undankbar wäre, aber ich glaube, Eure Mühe und Kaltblütigkeit waren ganz umsonst. Sie hat mich schon seit einiger Zeit im Verdacht, und sie wird Mittel und Wege finden, mich für das, was hier vorgefallen ist, büßen zu lassen.«
    »Ihr Verdacht scheint begründet zu sein«, sagte Cadfael freimütig. »Der Herr möge mir meine Lügen vergeben!«
    »Aber Ihr habt nicht gelogen. Und wenn sie keine Kopfschmerzen hat, so leidet sie an etwas Schlimmerem: an Schmerzen der Seele.« Er fuhr sich mit den Fingern durch sein blondes Haar und lehnte den Kopf an die Wand. »Was habt Ihr ihr gegeben?«
    Einem Impuls folgend füllte Cadfael die Schale aufs neue und reichte sie ihm. »Hier! Ich glaube, auch Euch wird das gut tun.
    Der Herr mag wissen, ob Ihr es verdient habt, aber ich werde mein Urteil zurückstellen, bis ich mehr über Euch weiß.«
    Joscelins geschwungene, ausdrucksvolle Augenbrauen, die wesentlich dunkler waren als sein Haar, hoben sich voll Bewunderung und Überraschung über die Qualität des Weines.
    Sein Gesicht war gebräunt, wie es bei blonden Menschen nur selten der Fall ist, und verriet, daß er sich oft draußen aufhielt.
    Die Augen, die sein Gegenüber jetzt über den Rand der Schale hinweg aufmerksam musterten, waren von jenem leuchtenden Kornblumenblau, das Cadfael von Saint Giles her in Erinnerung hatte. Er sah nicht aus wie ein Betrüger oder Verführer, sondern eher wie ein großer Junge - aufrichtig, ungeduldig, auf seine Weise schlau, aber wahrscheinlich unvernünftig.
    Schlauheit und Weisheit gehen nicht unbedingt Hand in Hand.
    »Das ist die beste Medizin, die ich je probiert habe. Und Ihr seid nicht nur ungewöhnlich großzügig, sondern auch sehr geistesgegenwärtig gewesen«, sagte der Junge, entwaffnet von Cadfaels Offenheit, freundlich. »Dabei wißt Ihr nichts von uns - Ihr habt uns noch nie zuvor gesehen!«
    »Ich habe Euch beide schon gesehen«, korrigierte ihn Cadfael. Er begann, verschiedene Kräuter abzumessen und in einen Mörser zu schütten, und schürte die Glut unter dem Trockengestell mit einem kleinen Blasebalg. »Ich muß bis zur Komplet noch einen Hustensirup bereiten. Ich hoffe, es stört Euch nicht, wenn ich jetzt gleich damit anfange.«
    »Entschuldigt bitte, ich will Euch nicht im Weg sein! Ich habe Euch schon genug Unannehmlichkeiten bereitet.« Aber er wollte nicht gehen; viel lieber wollte er sein Herz ausschütten, und wem sollte er seine Sorgen anvertrauen, wenn nicht diesem liebenswürdigen Mönch, dessen Bekanntschaft er zufällig gemacht hatte und den er vielleicht nie wiedersehen würde? »Oder erlaubt Ihr mir zu bleiben?«
    »Aber gerne, wenn Ihr so viel Zeit habt. Ihr steht ja im Dienst von Huon de Domville, und ich könnte mir vorstellen, daß er ein anspruchsvoller Herr ist. Ich sah Euch in Saint Giles vorbereiten. Und auch die Dame, die eben hier war, habe ich gesehen.«
    »Ihr wart dort? Ich hoffe, der alte Mann ist nicht verletzt.« Er war ein guter Junge, und seine Anteilnahme war nicht gespielt.
    Und obwohl er bis zum Hals in Sorgen steckte, nahm er Anstoß daran, daß die Würde eines anderen verletzt worden war.
    »Nein, es ist ihm nichts passiert. Menschen wie er besitzen eine solche Demut, daß man sie nicht erniedrigen kann. Der Schlag des Barons hat ihn nicht im mindesten verletzt.«
    Joscelins Neugier war so geweckt, daß er für einen Augenblick seine eigenen Sorgen vergaß. »Und Ihr wart dort, bei... diesen Leuten? Ihr - verzeiht, es soll keine Beleidigung sein - habt keine Angst, zu ihnen zu gehen? Fürchtet Ihr nicht, Euch anzustecken? Ich habe mich oft gefragt, wer sich wohl um sie kümmert. Ich weiß, daß sie

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