Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord
zog so geräuschvoll die Luft ein, daß Bran ihn, in der Annahme, er habe etwas entweder völlig falsch oder aber unerwartet gut gemacht, fragend ansah, und Mark beeilte sich, ihm zu versichern, er mache seine Sache sehr gut.
Wie war es nur möglich gewesen, daß ihm nicht aufgefallen war, was er gesehen hatte? Dieselbe Größe, dieselbe aufrechte Haltung, dieselben breiten Schultern unter dem Mantel - alles war so, wie es sein sollte. Nur daß an den beiden Händen, von denen Bran die Katzenwiege abgenommen hatte, noch alle Finger waren. Es waren die kräftigen, faltenlosen, wohlgeformten Hände eines jungen Mannes gewesen.
Dennoch erwähnte Bruder Mark seine Entdeckung mit keinem Wort, weder gegenüber dem Superior des Hospizes noch gegenüber irgendeinem anderen, und er versuchte auch nicht, den Eindringling zur Rede zu stellen. Was ihn am meisten beeindruckte und ihn davon abhielt, etwas zu unternehmen, war die Einmütigkeit, mit der die Aussätzigen den Flüchtling aufgenommen hatten. Gewiß war kein Wort der Erklärung gefallen, und dennoch hatten sie ihm Zuflucht gewährt, weil sie erkannt hatten, daß er ebenso in Not war wie sie selbst. Und Bruder Mark würde sich hüten, die Richtigkeit ihres Urteils anzuzweifeln, solange er keine handfesten Beweise hatte.
Mit dem Einbruch der Dunkelheit kehrten die Männer von ihrer erfolglosen Suche zurück. Guy, der sich nur sehr widerwillig daran beteiligt hatte, trat mit schweren Schritten in das Zimmer, das er mit Simon teilte, zog sich die Stiefel aus und ließ sich mit einem tiefen Seufzer aufs Bett fallen.
»Dein Glück, daß dieser Kelch an dir vorübergegangen ist!
Stundenlang sind wir durchs Unterholz gekrochen, haben Schweineställe durchsucht und Hühner aufgescheucht. Ich werde noch tagelang nach Mist stinken! Der Kanonikus ist extra aus der Kirche gekommen, um uns hinauszujagen, aber so weit, daß er sich selbst an der Suche beteiligt hätte, ging sein Eifer auch wieder nicht. Er ist wieder zurückgegangen, um seine Gebete zu sprechen - hoffentlich nützen sie dem Alten auch was!«
Simon, der gerade dabei war, sein bestes Wams anzuziehen, hielt inne. »Und du hast nichts von Joss gesehen?« fragte er besorgt.
»Nein, keine Spur. Und wenn, dann hätte ich in die andere Richtung gesehen und schön meinen Mund gehalten.« Guy unterdrückte ein Gähnen und streckte behaglich seine langen Beine aus. »Der Sheriff hat einen Gürtel um die Stadt gelegt, durch den nicht einmal eine Maus schlüpfen könnte. Morgen will er in nördlicher Richtung weitersuchen, und übermorgen am Bach. Ich sage dir, Simon, sie sind entschlossen, ihn zu fangen.
Hast du gehört, daß sie sogar das Grundstück, das zu diesem Haus gehört, durchsucht haben? Und dabei ist herausgekommen, daß er oder irgendein anderer sich in einem der Schuppen an der Mauer versteckt hat.«
Gedankenverloren knöpfte Simon sein Wams zu. »Ja, ich habe davon gehört. Aber es scheint, als sei er längst auf und davon gewesen. Wenn er es überhaupt war.«
»Meinst du, er ist schon in Sicherheit? Warum lassen wir heute nacht nicht wenigstens den Stall offen oder bringen Briar in den großen Stall im Hof? Eine kleine Chance ist doch besser als gar keine.«
»Selbst wenn wir wüßten, wo er sein könnte... Aber ich habe nachgedacht«, sagte Simon, »und ich glaube, wir sollten dem armen Tier ein bißchen Bewegung verschaffen. Wer weiß... vielleicht sieht mich jemand reiten, und wenn Joss es erfährt, kann er mit mir Kontakt aufnehmen.«
»Wie ich sehe, glaubst du genausowenig an seine Schuld wie ich«, bemerkte Guy, richtete sich auf und sah seinen Freund scharf an. »Das ist genauso lachhaft wie diese Sache mit der Halskette in der Satteltasche. Ich frage mich, welcher Lump von den Dienern diesen Befehl ausgeführt hat. Oder meinst du, der Alte hat das selbst erledigt? Solange ich ihn kenne, hat er sich nie gescheut, sich die Hände schmutzig zu machen.« Guy war mit zwölf Jahren als Page von seinem Vater in Domvilles Haus geschickt worden und hatte im Lauf der Zeit eine gewisse Zuneigung zu seinem schwierigen Herrn entwickelt, der seinerseits allerdings nie Anlaß gehabt hatte, ihm Schwierigkeiten zu bereiten. »Aber trotzdem - es war eine niederträchtige Art, ihn loszuwerden«, sagte er. »Und ich frage mich immer noch... Wenn Joss wirklich so wütend auf ihn war - und dazu hatte er ja allen Grund -, würde ich meine Hand dafür ins Feuer legen, daß er den Alten nicht umgebracht hat? Selbst auf
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