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Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Titel: Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Kappe würde er natürlich aushändigen - aus ihr ließ sich nichts ersehen, das nicht schon bekannt gewesen wäre.
    Mit den kleinen Blumen doch verhielt es sich anders: Domville war dort gewesen, wo sie wuchsen, und in der ganzen Grafschaft konnte es nicht mehr als einen solchen Ort geben. In Gwynedd, wo Cadfael aufgewachsen war, gab es nur drei Stellen, wo Blauer Steinsame wuchs, und er war überrascht festzustellen, daß es die Pflanze auch in dieser Gegend gab.
    Und Prestcote war zwar ein ehrenwerter und gerechter Mann, aber seine Entscheidungen waren willkürlich, und er war von Joscelins Schuld bereits überzeugt. Wer außer ihm hätte einen Grund gehabt, den Baron zu hassen? Für Cadfael jedoch stand keineswegs fest, daß der junge Mann der Mörder war. Er ließ sich nicht durch bloßes Gerede täuschen. Es gab Menschen, die zu einem Meuchelmord imstande waren, und andere, bei denen das nicht der Fall war - und niemand würde ihn vom Gegenteil überzeugen können. Jeder konnte in eine Situation geraten, in der er fähig war, jemanden zu töten, aber nicht jeder war fähig, einen heimtückischen Mord zu begehen, indem er einem anderen ein Messer in den Rücken stieß oder ein Seil über einen Weg spannte.
    Er kehrte zum Kloster zurück, gab die Kappe bei dem Sergeant ab, den Prestcote am Torhaus zurückgelassen hatte, und begab sich zu seinem Schuppen, um den Mohnsaft für Iveta zu holen.
    Diesmal ließen sie ihn nicht einen Augenblick lang mit ihr allein. Die Zofe Madien, die Agnes offenbar treu ergeben war, stand immer in Hörweite und betrachtete ihn mit argwöhnischen Augen, so daß er Iveta nur durch seine Anwesenheit und die Arznei, die er ihr brachte, seines Beistandes versichern konnte.
    Zumindest konnten sie Blicke wechseln und versuchen, etwas aus ihnen zu lesen. Und er konnte dafür sorgen, daß sie gut und tief schlief, während er darüber nachdachte, wie er ihr - und Joscelin Lucy? - am besten helfen konnte. Sie würde sich über eine Hilfe, die sich nicht auch auf ihren Liebsten erstreckte, gewiß nicht freuen, denn schließlich war sie bereit gewesen, ihre Zukunft für sein Leben zu opfern.
    Als Bruder Cadfael zum Vespergottesdienst ging, trug er die kleinen blauen Blumen noch immer in seiner Kutte bei sich.
    Den ganzen Tag über hatte Bruder Mark eine unbestimmte, aber beständige Unruhe gequält. Er hatte das Gefühl, daß irgendein Ereignis seine kleine Gemeinde aufgestört hatte. Bei der Prim, zu der alle mit Ausnahme von ein oder zwei kleinen Kindern sich in der Kirche versammelten, hatte es begonnen.
    Nicht daß er seine Schützlinge je zählte - wenn der eine oder andere sich kränker fühlte als sonst, war er nicht verpflichtet, am Gottesdienst teilzunehmen, und so schwankte ihre Zahl von Tag zu Tag. Außerdem gab es Kranke, die selbst während dieses kurzen Gottesdienstes nicht lange still sitzen konnten, so daß es immer etwas Unruhe und Bewegung gab. Nein, es war eher so, daß es ihm vorgekommen war, als sei das Licht in dieser kleinen, eigentlich nie besonders hellen Kirche heute noch spärlicher. Unter den Kranken gab es sechs oder sieben große Männer, aber er war mit ihren Verhaltensweisen und ihrem Gang vertraut und erkannte selbst die verschleierten unter ihnen an ihren Bewegungen und ihrer Haltung.
    Ein-oder zweimal während der Prim hatte er geglaubt, eine hochgewachsene, verhüllte und verschleierte Gestalt auszumachen, die ihm fremd vorkam, aber jedesmal hatte er sie wieder aus den Augen verloren. Erst gegen Ende des Gottesdienstes dämmerte es ihm, daß die anderen Kranken immer wieder ihren Platz mit dem Eindringling tauschten.
    In diesem Hospiz, dessen Türen jedem offenstanden, schien ›Eindringling‹ ein unangebrachtes Wort zu sein - und doch: Wenn der Fremde wirklich ein Aussätziger gewesen wäre, für den dieser Ort eine weitere Station seiner Wanderschaft war, dann hätte er sich ja bei Bruder Mark melden können, und dieses geheimnisvolle Versteckspiel wäre nicht nötig gewesen.
    Aber welcher Gesunde würde auf die Idee kommen, sich hier zu verstecken? Es müßte sich schon um jemanden handeln, der völlig verzweifelt war.
    Mark war beinahe davon überzeugt, daß er sich getäuscht hatte, aber als er Brot, Haferflocken und Dünnbier zum Frühstück ausgegeben hatte, mußte er, obwohl er nie nachzählte - denn wer zählt schon, was er den Armen gibt? - , feststellen, daß mehr verbraucht war als sonst. Einer seiner Schützlinge mußte ein zweites Mal gekommen

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