Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord
diese Weise.«
»Aber ich würde jederzeit darauf schwören«, sagte Simon mit Bestimmtheit.
»Ja, du schon!« Guy stand auf und schlug seinem Freund auf die Schulter. »Wo andere glauben, weißt du! Paß auf, daß du nicht eines Tages auf die Nase fällst mit deinem Vertrauen.
Wenn ich dich so ansehe«, fügte er hinzu und zupfte Simons Kragen zurecht, »finde ich, daß du hervorragend aussiehst. Wo willst du hin?«
»Nur ins Kloster, zu den Picards. Eine höfliche Geste - jetzt, wo das Schlimmste vorbei ist und der Staub sich etwas gesetzt hat. Sie wären fast seine Verwandten geworden, und man muß sie bei den Trauerfeierlichkeiten berücksichtigen. Es kostet mich ja nichts, Picard als meinen väterlichen Ratgeber zu betrachten, bis mein Onkel beerdigt ist. Ich werde Botschaften an meine Tante im Kloster von Wroxall und ein oder zwei entfernte Cousinen schicken müssen. Eudo kann sich dabei nützlich machen - er hat den erforderlichen blumigen Stil.«
»Ich warne dich«, sagte Guy und wandte sich zur Tür, um sich von einem Diener warmes Wasser bringen zu lassen. »Der Sheriff und Eudo werden von dir verlangen, daß du uns morgen bei unserer Suche begleitest. Sie haben es sich in den Kopf gesetzt, ihn zu hängen.«
»Ich kann es ja machen wie du und einfach in die andere Richtung sehen«, antwortete Simon und machte sich auf den Weg zu Picard, der fast sein Verwandter geworden wäre und gehofft hatte, um diese Zeit auch die Vorteile dieses Verwandtschaftsverhältnisses zu genießen.
Iveta lag in ihrem Bett. Neben ihr stand Bruder Cadfaels Mohnsaft, und seine Versicherung, dieses Mittel werde sie gut schlafen lassen, war ihr ein kleiner Trost. Aber sie wollte noch nicht schlafen. Sie genoß es, allein zu sein, auch wenn sie wußte, daß Madien in Rufweite war. In all diesen Wochen hatte man sie nur selten allein gelassen, und die Gegenwart ihrer Bewacher war wie ein Schatten gewesen, der sich über die Sonne gelegt hatte. Nur gestern hatte man sie für ein paar Minuten ausgeschickt, sich zu zeigen, wo man sie bemerken mußte, so daß der Abt ihr seine Fragen stellen konnte. Und selbst dabei hatte man sie beobachtet, um sicherzugehen, daß sie die richtigen Antworten gab und mit ruhiger Gelassenheit bestätigte, sie sei mit dieser verhaßten Heirat einverstanden.
Und dabei hatten sie die ganze Zeit gewußt, daß Joscelin nicht gefangen, sondern frei war - auch wenn seine Freiheit die eines Mannes auf der Flucht war!
Aber das war vorbei. Sie würde sich nicht mehr betrügen lassen! Wenigstens an zwei Dinge konnte sie sich klammern: Man hatte ihn noch nicht gefaßt, und sie war nicht verheiratet.
Sie hörte Schritte näher kommen. Voller unguter Ahnungen zog sie die Bettdecke bis zum Kinn. Aber als Agnes in der Tür erschien, war ihr Gesicht fast gütig, und ihre Stimme klang beinah süß - gewiß, um den Besucher zu täuschen, der hinter ihr stand. Erstaunt betrachtete Iveta diese veränderte Erscheinung.
»Bist du noch wach, mein Kind? Hier ist ein guter Freund, der sich nach deinem Befinden erkundigt hat. Darf er für einen Augenblick hereinkommen? Du bist doch noch nicht zu müde?«
Aber er war bereits eingetreten. Es war Simon, der seine besten Kleider trug und für ihren Onkel und ihre Tante seine besten Umgangsformen hervorgeholt hatte. Das mußte die beiden getäuscht haben, denn sie erlaubten ihm tatsächlich, mit ihr allein zu sein. Agnes zog sich zurück, jenes gütige Lächeln auf den Lippen, das sie für solche Gelegenheiten reserviert hatte. »Aber nur ein paar Minuten. Sie darf sich noch nicht anstrengen.«
Sie ging hinaus und schloß die Tür hinter sich. Sofort verschwand der wachsam e Ausdruck aus Simons freundlichem, jungenhaften Gesicht. Er trat an Ivetas Bett, zog einen Schemel heran und setzte sich. Erfreut richtete sie sich auf. Ihre goldblonden Haare fielen in weichen Wellen über ihr leinenes Nachtgewand.
»Leise!« warnte er sie und legte den Finger an die Lippen.
»Ihr müßt leise sprechen - vielleicht lauscht sie an der Tür. Man hat mich nur kurz zu Euch gelassen, damit ich Euch einen Höflichkeitsbesuch abstatten und mich nach Eurem Befinden erkundigen kann. Es tut mir leid, daß es ein solcher Schreck für Euch war. Hat Euch niemand gesagt, daß er entflohen ist?«
Sie schüttelte den Kopf. Sie hatte so viel zu sagen, daß sie fast nicht sprechen konnte. »Oh, Simon, gibt es Neuigkeiten?
Er ist doch nicht...«
»Nein, es gibt weder gute noch schlechte Neuigkeiten«,
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