Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord
recht geben«, gab Simon zu. »Ich werde ihn im Auge behalten und mein Schwert schneller ziehen als er, wenn es sein muß. Wenn es dunkel wird, kann jeder nach Hause gehen, wie es ihm beliebt, und dabei werde ich darauf achten, daß ich genügend Vorsprung vor ihm habe. Außerdem«, fügte er mit einem verstohlenem Lächeln hinzu, »habe ich vor dem Vespergottesdienst noch etwas Wichtiges zu erledigen, und ich werde dafür sorgen, daß er mir dabei nicht in die Quere kommt.« Gesättigt lehnte er sich zurück. »Wo wirst du heute nachmittag sein?«
»Bei den Sergeants des Sheriffs!« Guy verzog das Gesicht und grinste. »Meinst du, man hat bemerkt, daß ich nicht mit dem Herzen dabei bin? Na ja, wenn ich in die falsche Richtung sehe, ohne daß es auffällt, kann mir ja nichts passieren. Der Sheriff ist ein anständiger Mann, aber er wird langsam ärgerlich - vor den Toren seiner Stadt ist ein Baron ermordet worden, und König Stephen wird bald davon erfahren. Kein Wunder, daß Prestcote ungeduldig wird.« Er schob die Bank, auf der er saß, zurück, reckte sich und holte tief Luft. »Bist du soweit?
Dann laß uns gehen. Ich werde froh sein, wenn ich heute abend im Bett liege und Joss noch auf freiem Fuß ist.«
Sie saßen wieder auf und ritten in die Bachniederung unterhalb von Saint Giles, wo die Männer sich wieder sammelten, um das Busch-und Waldland weiter südlich langsam und gründlich abzusuchen.
Auf einem Hügel südlich der Landstraße, der einen guten Ausblick auf das breite Tal bot, standen zwei große, verhüllte Gestalten und beobachteten, wie sich die Männer dort unten sammelten und formierten. Auf den Bachwiesen war die weit auseinandergezogene Kette gut zu sehen, aber schließlich verschwand sie zwischen den Bäumen. Jeder der Männer hielt den vorgegeben Abstand zu seinen Nachbarn ein. Die Sonne arbeitete sich durch einen leichten Nebel, und als die Männer in den Wald eintauchten, leuchteten ihre Kleider zwischen den Blättern auf wie farbiger Staub, verschwanden und tauchten wieder auf, um erneut zu verschwinden. Die beiden auf dem Hügel ließen die Männer, die sich langsam südwärts vorarbeiteten, nicht aus den Augen.
»Sie werden die Suche erst gegen Einbruch der Dunkelheit abbrechen«, sagte Lazarus und ließ seinen Blick über die Wiesen schweifen, die jetzt wieder verlassen dalagen. Alles war ruhig - das Stimmengewirr war verklungen und das Farbenspiel verschwunden. Das milde Sonnenlicht ließ die beiden Wasserläufe aufblitzen. Der vordere war der Mühlkanal, der zum Klosterweiher und der Mühle führte, der hintere war der Meole-Bach, dessen Bett hier steinig und gewunden war und der im Vergleich zu der Breite, die er am Klostergarten, kaum eine Meile weiter, hatte, seltsam schmal wirkte. An einer seichten Verzweigung des Baches weiter südlich schwammen einige Gänse. Bachaufwärts, an einer tieferen, von Steinen gesäumten Stelle, war das Kind, das die Gänse hütete, mit Fischen beschäftigt.
»Der Zeitpunkt ist gut gewählt«, sagte Joscelin und holte tief Luft. »Dank des Eifers des Sheriffs wird bis zum Einbruch der Dunkelheit kein einziger Bewaffneter im ganzen Tal sein. Und bis dahin werden sie erschöpft sein. Ich könnte es nicht besser abgepaßt haben.«
»Und auch ihre Pferde werden müde sein«, sagte Lazarus trocken und sah seinen Gefährten mit seinen hellblauen Augen an. Es machte Joscelin nichts mehr aus, daß er das Gesicht des anderen nicht sehen konnte. Die Augen und die Stimme reichten aus, um ihn als Freund zu erkennen.
»Ja«, sagte Joscelin, »daran habe ich auch schon gedacht.«
»Und da er fast alle Männer und Pferde der Gegend aufgeboten hat, sind nur sehr wenige frische Pferde verfügbar.«
»Ja.«
Bran kam durch das hohe Gras auf sie zugerannt, drängte sich zwischen sie und nahm sie an der Hand. Es störte ihn nicht, daß an einer der Hände zweieinhalb Finger fehlten. Mit jedem Tag nahm der Junge etwas zu, die Knoten an seinem Hals waren so geschrumpft, daß sie kaum noch wahrnehmbar waren, und sein blondes Haar wuchs immer dichter und bedeckte die Narben, die die wunden Stellen auf seinem kleinen Kopf zurückgelassen hatten.
»Sie sind weg«, sagte er einfach. »Was machen wir jetzt?«
»Wir?« fragte Joscelin. »Ich denke, es ist höchste Zeit für deinen Unterricht bei Bruder Mark? Oder hast du heute frei?«
»Bruder Mark sagt, er muß arbeiten.« Das klang nicht so, als sei Bran sehr beeindruckt. Schließlich arbeitete Bruder Mark immer,
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