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Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Titel: Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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außer wenn er schlief. Der Junge wäre sogar bereit gewesen, über diese Abfuhr etwas beleidigt zu sein, wenn er nicht diese beiden Freunde gehabt hätte, mit denen er sich die Zeit vertreiben konnte. »Du hast gesagt, du würdest heute alles tun, was ich sage«, erinnerte er Joscelin streng.
    »Das stimmt«, gab Joscelin ihm recht. »Bis zum Abend.
    Dann habe ich nämlich auch etwas zu tun. Aber bis dahin ist ja noch viel Zeit. Also - was soll ich tun?«
    »Du hast gesagt, du könntest mir aus einem Stück Brennholz ein Pferd schnitzen, wenn du ein Messer hättest.«
    »Ja, das kann ich, und vielleicht auch ein kleines Geschenk für deine Mutter. Wir müssen nur ein passendes Stück Holz finden. Aber was das Messer angeht - ich bezweifle, daß sie uns in der Küche eins leihen werden, und das, mit dem Bruder Mark seine Schreibfedern zurechtschneidet, wage ich nicht zu nehmen. Da würde ich ja Kopf und Kragen riskieren«, sagte Joscelin leichthin, aber plötzlich durchfuhr ihn der Gedanke, daß sein Leben tatsächlich keinen Pfifferling mehr wert sein würde, wenn die Männer früher als erwartet zurückkehrten.
    Trotzdem - die wenigen Stunden bis zum Abend gehörten Bran.
    »Aber ich habe ein Messer«, sagte der Junge stolz. »Ein scharfes Messer, meine Mutter hat damit Fisch ausgenommen, als ich noch klein war. Komm, wir suchen ein Stück Holz.« Die Sammler hatten die Brennholzvorräte des Hospizes aufgefüllt, und die beiden durften sich sicher ein kleines, gerade gewachsenes Stück Holz nehmen. Bran wollte beide Männer mit sich ziehen, aber Lazarus machte sich sanft los. Er ließ seinen Blick noch immer über die Wipfel der Bäume dort unten schweifen, wo das Rascheln der Männer im Unterholz inzwischen verklungen war.
    »Ich habe Sir Godfrid Picard nur einmal gesehen«, sagte er nachdenklich. »Wo war er in der Kette, als sie aufbrachen?«
    Erstaunt sah Joscelin ihn an. »Von hier aus war er der Vierte.
    Ein schlanker Mann mit dunklen Haaren und schwarzer und rostroter Kleidung. Er trug eine leuchtend rote Kappe mit einer Feder...«
    »O ja...« Lazarus wandte nicht den Kopf und betrachtete noch immer unverwandt den Wald. »Ja, diese rote Kappe ist mir aufgefallen. Ein gutes Erkennungszeichen.«
    Er setzte sich einige Schritte weiter ins Gras und lehnte sich an einen Baum. Als Joscelin schließlich Brans Drängen nachgab und mit ihm zum Hospiz ging, sah der alte Mann sich nicht um.
    Bruder Mark hatte tatsächlich zu tun. Er war damit beschäftigt, für Fulke Reynald die Spenden an das Hospiz und die Ausgaben aufzulisten, aber da er sehr gewissenhaft war und seine Bücher immer in Ordnung waren, hätte er diese Arbeit ebensogut an einem anderen Tag erledigen können. Ihm hatte hauptsächlich daran gelegen, eine Beschäftigung zu finden, die er auf der Veranda vor der Eingangshalle ausüben konnte. Dort war das Licht gut, und er konnte seinen geheimnisvollen Gast unauffällig im Auge behalten. Es war ihm nicht entgangen, daß jener junge Mann, der kein Aussätziger war, bei Prim und Frühstück gefehlt hatte und etwas später, Hand in Hand mit Bran, wieder aufgetaucht war. Offenbar hatte sich das Kind mit ihm angefreundet. Der Anblick der beiden - der Junge versuchte fröhlich hüpfend mit dem Mann, der sich vergeblich bemühte, den Gang des alten Lazarus nachzuahmen, Schritt zu halten, und der Mann hatte seinen Kopf aufmerksam gesenkt und hielt mit seiner großen Hand sanft die des Jungen umfaßt - hatte Bruder Mark zu dem unlogischen, aber verständlichen Gedanken verleitet, ein so freundlicher und kinderlieber Mensch könne unmöglich ein Dieb oder ein Mörder sein. Er hatte von Anfang an kaum glauben können, daß dieser Mann etwas gestohlen hatte, und je länger er nun diesen Flüchtling, der bei ihm Unterschlupf gefunden hatte, beobachtete - denn es fiel ihm inzwischen nicht mehr schwer, ihn von den anderen zu unterscheiden - , desto absurder fand er die Vorstellung, er könne es hier mit einem zu tun haben, der sich für diese falsche Anschuldigung durch einen Mord gerächt hatte. Denn wenn es so war, dann hätte er sich in seiner Verkleidung davongemacht, hätte seine Klapper geschwungen und wäre längst an den Posten des Sheriffs vorbei in die Freiheit entkommen. Nein, er mußte hier noch etwas zu erledigen haben, etwas, das ihm weit wichtiger war als sein Leben, das ja, sollte man ihn fassen, in Gefahr war.
    Dennoch lastete dies Wissen schwer auf Marks Gewissen. Er allein wußte, wer sich hierhin

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