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Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Titel: Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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zusammen mit ihr schreiben gelernt. Gleich nach ihrer Geburt wurde sie in meine Obhut gegeben – sie war das einzige Kind, leider. Sie hätte Brüder und Schwestern haben sollen. Setzt Euch, Bruder, setzt Euch und erzählt mir von ihr! Braucht sie irgend etwas, das ich Euch für sie mitgeben kann? Und wie können wir sie in Sicherheit bringen? Kann sie denn im Kloster bleiben, auch wenn es noch Wochen dauern sollte?«
    Es gelang ihm kaum, ihren Redefluß zu unterbrechen und ihr zu erzählen, wie es ihrem Schützling ging, und als Edric Flesher von einem kurzen Gang durch die Stadt zurückgekehrt war, auf dem er die Lage erkundet hatte, stand Cadfael schon hoch in Petronillas Gunst und wurde als ein Freund betrachtet, dem man vertrauen konnte.
    Edric ließ seinen schweren Körper auf einen Stuhl fallen und sagte mit vorsichtiger Zuversicht: »Morgen können wir unseren Laden wieder öffnen. Es sieht so aus, als ob er die Rache bereute, die er genommen hat. Jedenfalls hat er jede Plünderung verboten, und ausnahmsweise achtet er darauf, daß sein Verbot eingehalten wird. Ich glaube, ich würde auf seiner Seite stehen, wenn sein Anspruch auf den Thron nur gerecht wäre. Und es ist hart für einen Mann, wie ein Held auszusehen und keiner zu sein.« Er warf Cadfael einen Blick zu. »Petronilla sagt, daß unser Mädchen Euch vertraut, und mehr brauche ich nicht zu wissen. Sagt uns, was Ihr braucht, und wir werden es beschaffen, wenn wir können.«
    »Was das Mädchen angeht«, sagte Cadfael, »so kann sie bei uns bleiben, solange es nötig ist, und wenn sich die Gelegenheit bietet, werde ich sie dahin bringen lassen, wo sie hingehört. Und was mich betrifft, so könnt Ihr mir wohl helfen. In der Klosterkirche ist ein Mann aufgebahrt, den wir morgen beerdigen werden, und den Ihr vielleicht kennt. In der Nacht nach dem Fall der Burg, als die Gefangenen hingerichtet und in den Burggraben geworfen wurden, ist er ermordet worden.
    Aber die Tat geschah an einem anderen Ort, und er wurde unter die Hingerichteten geworfen, damit niemand Verdacht schöpfte. Godith sagte, sein Name sei Nicholas Faintree, und er sei ein Gefolgsmann von Fitz Alan gewesen.«
    Als er geendet hatte, war die Stille im Raum fast mit Händen zu greifen. Gewiß wußten sie einiges, aber ebenso gewiß hatten sie nichts von diesem Tod gewußt, und die Nachricht traf sie wie ein Schlag.
    »Noch etwas will ich Euch sagen«, fuhr er fort. »Ich bin entschlossen, die Wahrheit über diese Sache ans Tageslicht zu bringen und den Tod dieses Jünglings zu sühnen. Der König hat mir sein Wort gegeben, daß er den Mörder bestrafen wird.
    Er verabscheut diese Tat ebenso sehr wie ich.«
    Nach langem Schweigen fragte Edric: »Es wurde nur ein Ermordeter gefunden?«
    »Ist einer nicht genug?«
    »Es waren zwei«, erklärte Edric. »Sie ritten zu zweit fort, um diesen Auftrag auszuführen. Wie ist diese Tat entdeckt worden?«
    Bruder Cadfael erzählte ihnen, was er wußte. Er ließ sich Zeit dabei. Wenn er den Vespergottesdienst versäumte, so war das eben nicht zu ändern. Und Godith würde, wenigstens bis zum Beginn des abendlichen Unterrichtes, in der sicheren Zurückgezogenheit des Kräutergartens auf ihn warten. »Aber nun müßt Ihr mir erzählen, was Ihr wißt«, sagte er, als er seinen Bericht beendet hatte. »Ich muß Godith beschützen und Faintrees Mörder finden, und beides will ich tun, so gut ich kann.«
    Die beiden wechselten einen raschen Blick, dann begann Edric zu sprechen.
    »Eine Woche, bevor die Burg und die Stadt eingenommen wurden, als FitzAlans Familie schon in Sicherheit gebracht worden war und wir beschlossen hatten, Godith im Kloster zu verstecken, machte sich FitzAlan Gedanken darüber, was zu tun sei, wenn er fallen sollte. Wußtet Ihr übrigens, daß er erst geflohen ist, als sie die Tore aufbrachen? Zusammen mit Adeney hat er den Fluß durchschwommen und ist um Haaresbreite entkommen, Gott sei Dank! Aber am Tag vor dem Fall entschied er, daß sein ganzer Schatz, den er uns übergeben hatte, zur Kaiserin gebracht werden sollte. An jenem Tag haben wir ihn in einen Garten in Frankwell gebracht, der mir gehört. So brauchten wir später keine Brücke zu überqueren, um ihn aus der Stadt zu bringen. Und wir vereinbarten ein Erkennungszeichen: Wenn seine Leute mit einer bestimmten Zeichnung zu uns kamen, sollten wir ihnen den Schatz zeigen und sie mit Pferden und allem, was sie brauchten, ausrüsten, damit sie noch in der Nacht losreiten

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