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Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Titel: Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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gewarnt. Wenn man angegriffen wird, hebt man den rechten Arm, um den Kopf zu schützen, und genau das tat auch ich. So legte sich die Schnur, mit der er mich erwürgen wollte, um mein rechtes Handgelenk. Ich bin weder sehr schlau noch bin ich ein Held – ich schlug einfach wild um mich und brachte ihn zu Fall. Er landete auf mir. Natürlich weiß ich sehr gut, wie unwahrscheinlich das alles klingt.«
    »Es gibt aber einiges, das deine Angaben bestätigt. Wir sind deine Freunde, und wir glauben dir. Ihr kämpftet jetzt also Mann gegen Mann, immerhin besser als vorher also. Wie bist du ihm entkommen?«
    »Das habe ich wohl eher meinem Glück als meiner Geschicklichkeit zu verdanken«, sagte Torold kleinlaut. »Wir wälzten uns auf dem Boden. Jeder versuchte die Kehle des anderen zu fassen zu bekommen. Es gab keine Atempause.
    Wie lange das gedauert hat, weiß ich nicht, ich glaube, nicht länger als einige Minuten. Schließlich stieß ich mit meinem Kopf an ein Brett, das aus einer alten Krippe an der Wand gefallen sein muß. Ich ergriff es mit beiden Händen und schlug es ihm an den Kopf. Daraufhin ließ er mich los. Er war sicher nicht schwer verletzt, aber jedenfalls hatte er so lange das Bewußtsein verloren, daß ich aufspringen und davonlaufen konnte. Ich machte die beiden Pferde los und ritt nach Westen.
    Jetzt war ich ja der einzige, der unseren Auftrag erledigen konnte, sonst wäre ich vielleicht geblieben und hätte versucht, für Nicks Tod Rache zu nehmen. Oder nein, vielleicht auch nicht«, gab er zu. »Ich glaube, in jenem Augenblick hatte ich FitzAlan und das Geld völlig vergessen, obgleich ich seitdem immer daran gedacht habe – auch jetzt. Aber in jener Nacht bin ich um mein Leben gerannt. Ich hatte Angst, er könnte noch andere Männer bei sich haben, die ihm zur Hilfe kommen würden, und wollte nur so schnell wie möglich von dort weg.«
    Cadfael befestigte gerade die letzte Lage des Verbandes. »Du brauchst dich dessen nicht zu schämen«, sagte er beruhigend.
    »Gesunder Menschenverstand ist eine gute Sache. Aber nach deiner Schilderung hast du zwei volle Tage gebraucht, um zu dem Ort zurückzukehren, von dem ihr aufgebrochen wart, mein Freund. Daraus schließe ich, daß der König die Straßen von hier nach Wales gut überwachen läßt.«
    »Es waren überall Soldaten! Auf der nördlichen Straße kam ich gut voran, aber dann ritt ich fast geradewegs in eine Straßensperre, an der nicht vorbeizukommen war. Ich schlug mich also in den Wald, gerade als der Morgen dämmerte, und so mußte ich mich verbergen, bis es wieder dunkel wurde und ich es auf der südlicher verlaufenden Straße versuchen konnte.
    Aber da war es auch nicht besser – die ganze Gegend wurde von Patrouillen durchkämmt. Ich dachte, ich würde vielleicht besser vorankommen, wenn ich abseits der Straßen am Fluß entlangritt, aber ich hatte schon wieder eine Nacht verloren.
    Den ganzen Donnerstag über hielt ich mich verborgen und ritt erst in der Dunkelheit weiter. Da stöberten sie mich auf. Es waren vier oder fünf, und ich mußte fliehen. Es blieb mir nur ein Weg offen: hinunter zum Fluß. Ich nahm den Pferden die Satteltaschen ab und ließ sie laufen in der Hoffnung, das werde sie in die Irre führen und von meiner Spur ablenken. Aber einer von ihnen sah mich und ging auf mich los. Von dem habe ich die Wunde am Oberschenkel. Seine Rufe brachten die anderen herbei, und mir blieb nur noch eine Wahl: Ich mußte ins Wasser, mit Satteltaschen und allem. Ich bin ein guter Schwimmer, aber mit all dem Gewicht, das ich am Körper trug, fiel es mir schwer, mich über Wasser zu halten und von der Strömung treiben zu lassen. Da begannen sie auf mich zu schießen. Es war zwar Nacht, aber sie waren so lange draußen gewesen, daß ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, und am Wasser ist immer etwas Licht, besonders, wenn sich etwas darin bewegt. So bin ich zu dieser Schulterwunde gekommen. Ich habe mich untergehen lassen und bin so lange unter Wasser geblieben, wie ich konnte. Eine Weile suchten sie das Ufer ab, bis sie überzeugt davon waren, daß ich ertrunken sei. Als es sicher schien, schwamm ich an Land, um mich auszuruhen, blieb aber im Wasser. Ich wußte, daß die Brücken bewacht wurden, und wagte nicht, das Wasser zu verlassen, bis ich sie weit hinter mir gelassen hatte. Danach kann ich mich nur noch daran erinnern, daß ich mich in die Büsche geschleppt habe. Und dann hat Godric mich gefunden. Das ist alles«,

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