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Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Titel: Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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schloß er seinen Bericht. Er sah Cadfael gerade in die Augen.
    »Du hast nur etwas ausgelassen«, sagte Cadfael ruhig.
    »Godric hat keine Satteltaschen bei dir gefunden.« Er sah Torold, der mit unbewegtem Gesicht dasaß, an und mußte lächeln. »Nein, nein, du brauchst dir keine Sorgen zu machen.
    Wir werden nicht weiter in dich dringen. FitzAlan hat dir seinen Schatz anvertraut, und was du damit getan hast, und wie du imstande warst, ihn in deiner Verfassung sicher zu verstecken, ist deine Sache. Jedenfalls machst du nicht den Eindruck eines Kuriers, der versagt hat, das muß ich sagen. Und damit du beruhigt bist: In der Stadt heißt es, FitzAlan und Adeney seien nicht gefangengenommen worden, sondern hätten den Belagerungsring durchbrochen und sich in Sicherheit gebracht.
    Wir werden dich jetzt bis heute nachmittag wieder dir selber überlassen. Einer von uns, oder wir beide, wird dann noch einmal nach dir sehen. Hier ist etwas zu Essen und zu Trinken.
    Etwas zum Anziehen haben wir dir auch mitgebracht, ich hoffe, diese Kleider passen dir.«
    Godith legte das gewaschene und geflickte Hemd zu der Jacke und der Hose, die Cadfael mitgebracht hatte, und wollte ihm gerade zur Tür folgen, als sie Torold Blunds Gesichtsausdruck bemerkte. Mit großen, verwunderten Augen starrte er auf die feinen Stiche, mit denen sie den langen Riß ausgebessert hatte. Er stieß einen leisen, anerkennenden Pfiff aus.
    »Donnerwetter! Wer war das? Habt Ihr eine Flickschneiderin im Kloster? Oder habt Ihr um ein Wunder gebetet?«
    »Das? Das war Godric«, sagte Cadfael mit gespielter Unschuld und trat hinaus in das Licht der frühen Morgensonne. Godith errötete bis über die Ohren. »Wir lernen im Kloster noch einiges andere, außer Verbände anlegen und beten«, sagte sie schnippisch und zog die Tür hinter sich zu.
    Auf dem Weg zurück überdachte sie noch einmal Torolds Geschichte, und mit einem Male wurde ihr bewußt, wie leicht er den Tod hätte finden können, bevor sie mit ihm zusammengetroffen war: Durch die Hand des Mörders mit der Würgeschnur, durch die Pfeile der Soldaten, in der reißenden Strömung des Flusses oder durch Erschöpfung in seinem Versteck unter den Büschen. Es schien ihr, als sei sie, Godith, das Instrument einer göttlichen Vorsehung, die ihn beschützte.
    Und doch bedrängten sie noch einige Zweifel.
    »Bruder Cadfael, glaubt Ihr, was er uns gesagt hat?«
    »Ja, ich glaube ihm. Warum fragst du mich das?«
    »Es ist nur... bevor ich ihn sah, glaubte ich, daß Nicholas’
    Begleiter am ehesten versucht gewesen sein könnte, ihn zu töten. Es wäre so leicht gewesen! Aber gestern sagtet Ihr, daß er es nicht war. Seid Ihr ganz sicher? Wie könnt Ihr das wissen?«
    »Nichts leichter als das, mein Kind! Die Schnur des Würgers hat eine Spur an seinem Hals und an seinem Handgelenk hinterlassen. Du hast die feinen Narben auch gesehen. Er war der Nächste, der getötet werden sollte. Nein, du brauchst keine Sorge zu haben – er hat uns die Wahrheit gesagt. Aber es gibt Dinge, von denen er nichts wissen kann, und das wir in Erfahrung bringen müssen. Heute nachmittag, wenn du dich um die Kräuteressenzen und Arzneien gekümmert hast, kannst du zu ihm gehen und ihm Gesellschaft leisten. Ich werde nachkommen, sobald ich kann. Es gibt da einige Dinge, die ich herausfinden muß – drüben in Frankwell.«

Kapitel VI
    Von der Brücke, die Shrewsbury mit Frankwell verband, jenem kleinen Vorort außerhalb der Mauern und jenseits des Flusses, verlief der Weg gerade nach Westen. Zunächst war es nur eine einzige Straße, die einen Hügel hinaufführte, aber unversehens gabelte sie sich, und die südlichere der beiden verzweigte sich bald wieder, so daß es drei mögliche Wege nach Wales gab.
    Aber Cadfael hielt sich an die nördlichste der drei Straßen, diejenige, auf der Nicholas und Torold in der Nacht nach dem Fall der Burg geritten waren.
    Zunächst hatte er Edric Flesher besuchen und ihm erzählen wollen, daß wenigstens einer der beiden Kuriere sein Leben und die kostbare Fracht gerettet hatte, aber dann hatte er es sich anders überlegt. Torold war noch keineswegs in Sicherheit, und je weniger Leute wußten, daß er noch am Leben war, desto besser. Er würde Edric und Petronilla die frohe Botschaft noch früh genug überbringen können.
    Die Straße führte in den Wald, von dem Torold gesprochen hatte, und verengte sich zu einem grasüberwachsenen Pfad, der nicht weit vom Waldrand verlief. Zwischen den Stämmen

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