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Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Titel: Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Torold auf der Flucht in aller Eile seine Pferde losgemacht hatte.
    Cadfael ging in die Hütte. Durch die offene Tür fiel Tageslicht, so daß er den Innenraum eingehend untersuchen konnte. Der Mörder hatte hier auf sein Opfer gewartet. Er mußte Spuren hinterlassen haben.
    Die Reste des Winterfutters, das man am Waldrand gemäht hatte, waren hier für den Herbst gelagert worden. Ursprünglich waren sie wohl ordentlich an der rückwärtigen Seite der Hütte aufgeschichtet gewesen, aber jetzt war das Heu auf dem ganzen Boden der Hütte verstreut. An einer Seitenwand lehnte schief die alte Krippe, von der Torold gesprochen hatte. Das Heu enthielt viele Wildkräuter, die jetzt zwar getrocknet waren und raschelten, aber immer noch ihren Duft verströmten, und darunter befand sich auch eine Menge Labkraut. Das erinnerte Cadfael nicht nur an den Stengel, den er an Nicholas Faintrees Kehle gefunden hatte, sondern auch an Torolds böse Schulterverletzung. Er brauchte Labkraut für eine Wundauflage.
    Er würde am Ackerrand danach suchen, es mußte dort reichlich wachsen. Das war die ausgleichende Gerechtigkeit Gottes: Er lenkte durch einen trockenen Kräuterstengel die Aufmerksamkeit auf den Mord an einem jungen Mann und stellte mit demselben Kraut ein Mittel bereit, mit dem die Wunden eines Freundes dieses Jungen geheilt werden konnten.
    Eine genaue Untersuchung der Hütte brachte jedoch wenig zutage. Aus dem Durcheinander ließ sich nur schließen, daß ein erbitterter Kampf stattgefunden hatte.
    An der rauhen Oberfläche der Türinnenseite fanden sich jedoch einige dunkelblaue Wollfasern. Jemand hatte sich, dicht an die Tür gedrückt, dort versteckt. Auf einem Kleeblatt entdeckte Cadfael einen getrockneten Blutstropfen. Aber vergeblich durchsuchte er das raschelnde Heu nach der Schnur des Würgers. Entweder hatte der Mörder sie wiedergefunden und mitgenommen, oder aber sie lag unauffindbar in irgendeinem Winkel. Auf den Knien kroch Cadfael rückwärts von der Krippe zur Tür und wollte die Suche gerade aufgeben und wieder aufstehen, als er unter der Hand, mit der er sich aufstützte, einen harten, spitzen Gegenstand spürte. Irgend etwas hatte sich unter der dünnen Schicht Heu halb in den gestampften Boden gedrückt – wie ein Krähenfuß, der hierhin gelegt worden war, damit sich neugierige Mönche an ihm verletzten. Vorsichtig hob er das Ding auf. Er hielt es in das Licht, das durch die Tür fiel. Es glitzerte gelblich wie eine kleine Sonne.
    Cadfael stand auf und trat ins Freie, um sich seinen Fund genauer anzusehen. Es war ein Halbedelstein von der Größe eines Holzapfels, ein gelber Topas, der von einer silbernen Adlerklaue gehalten wurde. Die fein gearbeitete Fassung war unversehrt, aber der Adlerfuß war unterhalb des Steines abgebrochen. Es handelte sich um das Ende eines wertvollen Gegenstandes, einer Brosche vielleicht – nein, dafür war es zu groß. Das Knaufende eines Dolches? Dann mußte es die Waffe eines Edelmannes gewesen sein. Unterhalb der Bruchstelle hatten sich der Griff und das Querstück des Dolches befunden, an dessen beiden Enden vielleicht zwei weitere Topase eingearbeitet waren, die zu diesem hier paßten. Funkelnd und schwer lag der Edelstein in seiner Hand.
    In dieser Hütte hatte Nicholas Faintree in Todesangst wild um sich geschlagen, zwei andere Männer hatten hier auf Leben und Tod gekämpft; bei jedem der drei konnte sich das Ende des Dolchgriffes im Hin-und Herrollen in den Boden aus fest gestampfter Erde gebohrt haben und dabei an der schwächsten Stelle abgebrochen sein. Der Besitzer hatte den Verlust wohl kaum sofort bemerkt.
    Bruder Cadfael steckte den in Silber gefaßten Stein in eine Tasche an seinem Gürtel und machte sich auf den Weg, um Labkraut zu sammeln. Es wuchs reichlich an den sonnenbeschienenen Stellen am Waldrand. Er füllte seine Tasche und machte sich auf den Heimweg. An seiner Kutte hingen Dutzende der kleinen, hakenbewehrten Samenbällchen.
    Sobald die Klosterbrüder sich an ihre Nachmittagsarbeit gemacht hatten, schlich Godith sich davon und ging auf einem weiten Umweg zur Mühle am Ende der Gaye. Sie hatte einige Pflaumen, einen halben Laib Brot und eine Flasche von Cadfaels Wein mitgenommen. Ihr Patient hatte mittlerweile einen gesunden Appetit, und es machte ihr Freude, ihm beim Essen und Trinken zuzusehen. Es schien ihr fast, als habe sie, weil sie es gewesen war, die ihn gefunden hatte, eine Art Besitzanspruch auf ihn.
    Mit ausgestreckten Beinen saß er

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