Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Titel: Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
Abkommen mit Owain Gwynedd – er hat für keine Seite Partei ergriffen, aber da er Waliser ist, kommt ihm dieser Krieg sehr gelegen, und er und FitzAlan sind Freunde. Vor Morgengrauen griffen sie an, und bald war es offensichtlich, daß wir die Burg nicht würden halten können. Da bekamen wir den Befehl, uns auf den Weg zu machen. Wir sollten zu einem Laden in der Stadt gehen...« Er zögerte; offenbar wollte er kein Geheimnis preisgeben.
    »Ich weiß«, sagte Cadfael, während er die Schulterwunde säuberte und ein neues Tuch mit Heilsalbe auflegte. »Ihr seid zu Edric Flesher gegangen. Er hat mir selber erzählt, was er mit dieser Sache zu tun hatte. Mit ihm seid ihr zu seinem Garten in Frankwell gegangen, habt das Gold an euch genommen und auf den Einbruch der Dunkelheit gewartet. Erzähl weiter!«
    Gehorsam fuhr Torold Blund fort: »Sobald es dunkel war, machten wir uns auf den Weg. Bald nachdem man Frankwell verlassen hat, erreicht man den Schutz der Bäume. Es gibt dort eine kleine Hütte, wo die Straße am Waldrand entlang der Felder verläuft. Auf diesem Stück begann Nicks Pferd plötzlich zu lahmen. Ich stieg ab, um mir den Huf anzusehen, und stellte fest, daß es in einen Krähenfuß getreten war.
    »Ein Krähenfuß?« fragte Bruder Cadfael ungläubig. »Auf einem Waldweg, fern von jedem Schlachtfeld?« Diese unauffälligen Instrumente des Krieges bestanden aus vier Dornen, von denen einer immer nach oben zeigte. Sie wurden ausgestreut, um die Pferde angreifender Kavallerie zu stoppen und hatten auf einem schmalen Waldweg sicher nichts zu suchen.
    »Ja, Krähenfüße«, bestätigte Torold. »Ich bin ganz sicher, schließlich habe ich das Ding aus dem Huf gezogen. Das arme Tier war nicht mehr zu verwenden, es konnte wohl noch gehen, aber nicht mehr weit, und sicher nicht beladen. Ich wußte, daß in der Nähe ein Bauernhof ist. Dort hoffte ich, Nicks Pferd gegen ein anderes austauschen zu können. Nick stieg ab, aber wir ließen die Tiere gesattelt. Er sagte, er werde in der Hütte auf mich warten. So ritt ich nach rechts zum Bauernhof, Nicks Pferd führte ich am Zügel. Ich tauschte es bei Ulf, dem Besitzer des Hofes, gegen ein anderes ein und ritt zurück. Als ich mich der Hütte näherte, dachte ich, er werde mich schon erwarten, damit wir gleich weiterreiten konnten. Aber keine Spur von Nick.
    Ich weiß nicht, was mich so unruhig machte. Es herrschte Totenstille, und obwohl ich vorsichtig war, wußte ich, daß jemand, der auf der Lauer lag, mich hören könnte. Von Nicholas war immer noch nichts zu hören oder zu sehen. Ich ließ die Pferde beim Weg zurück und band sie mit einer Schlaufe fest, die mit einem einzigen Handgriff gelöst werden konnte. Dann ging ich zur Hütte.«
    »War es da schon ganz dunkel?« fragte Cadfael, während er den Verband anlegte.
    »Ja, aber meine Augen hatten sich daran gewöhnt. Im Inneren der Hütte war es jedoch stockfinster. Die Tür stand halb offen.
    Ich ging hinein und lauschte, aber es war nichts zu hören. In der Mitte des Raumes stolperte ich über etwas. Es war Nicholas! Wäre das nicht geschehen, dann wäre ich nicht hier«, bemerkte Torold düster, und sah seinen Ganymed, der offensichtlich einige Jahre jünger als er selber war und ihn mit solcher Hingabe pflegte, beklommen an. »Was jetzt kommt, ist nicht sehr schön anzuhören«, sagte er und warf Cadfael über Godiths Schulter hinweg einen bedeutungsvollen Blick zu.
    »Erzähl nur weiter«, ermutigte ihn der Mönch. »Er weiß von dieser Sache mehr als du denkst, und außerdem ist das meiste, was in Shrewsbury in letzter Zeit geschehen ist, recht unerfreulich. Sag du uns, was du weißt, und dann werden wir dir sagen, was wir wissen.«
    »Er war tot. Ich fiel direkt auf ihn. Er atmete nicht mehr. Ich hatte die Hände ausgestreckt, um meinen Sturz abzufangen. Er lag in meinen Armen wie ein lebloses Bündel Kleider. Da hörte ich ein Rascheln in der Streu auf dem Boden und fuhr herum.
    Ich hatte schreckliche Angst...«
    »Sehr verständlich«, sagte Cadfael. »Mach dir um deinen Freund keine Sorgen mehr – er ist gewiß bei Gott. Wir haben ihn gestern im Kloster beerdigt, er ruht in einer fürstlichen Gruft.
    Und du selbst bist dem Anschlag des Mörders, der hinter der Tür lauerte, wohl nur um Haaresbreite entronnen.«
    »Das glaube ich auch«, sagte der Junge und zog zischend die Luft ein, als Cadfael den neuen Verband anlegte. »Er muß hinter der Tür gestanden haben. Das Rascheln des Heus hat mich

Weitere Kostenlose Bücher