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Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Titel: Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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der Bäume hindurch konnte man bestellte Felder erkennen.
    Und auf der anderen Seite, tiefer im Wald, lag die niedrige Hütte aus rohbehauenen Baumstämmen. Wenn man Pferde hatte, war es ein Leichtes, eine Leiche von hier aus zum Burggraben zu bringen. Zwar würde man zu diesem Zweck den Fluß überqueren müssen, aber in Höhe der Burg gab es eine Furt, an der der Severn, der in dieser Jahreszeit nur wenig Wasser führte, kein Hindernis darstellte. Die Entfernung war kurz, und die Nacht war lang gewesen. Irgendwo rechts der Straße lag Ulfs Bauernhof, wo Torold die Pferde gewechselt hatte. Diese Richtung schlug Cadfael nun ein. Nicht einmal eine Viertelmeile von der Straße entfernt lag das Gehöft.
    Der Bauer war, nachdem er sein Korn eingebracht hatte, damit beschäftigt, die letzten Ähren aufzusammeln, und er zeigte zunächst nicht die geringste Lust, mit einem Mönch zu reden, den er nicht kannte. Erst als Cadfael Torolds Namen und einige Details seiner Geschichte erwähnte, löste sich seine Zunge.
    »Ja, er kam zu mir mit einem lahmen Pferd, und ich gab ihm das beste von meinen zum Tausch. Seins steht in meinem Stall – es wird noch eine Weile dauern, bis die Wunde verheilt ist.
    Wollt Ihr es Euch ansehen? Ich habe das Zaumzeug versteckt, sonst meint man am Ende, ich hätte es gestohlen.«
    Das Pferd lahmte tatsächlich auf der rechten Vorderhand. Ulf zeigte Cadfael die Stelle, wo der Dorn des Krähenfußes in den Huf gedrungen war.
    »Ein Waldweg ist ein seltsamer Ort, um Krähenfüße auszustreuen«, bemerkte Cadfael.
    «Es lagen noch mehr da. Ich bin am nächsten Tag hingegangen und habe die Straße abgesucht. Ich benutze sie auch, und ich will nicht, daß meine Pferde sich an so etwas verletzen. Irgend jemand hat etliche dieser Dinger auf der schmälsten Stelle des Weges verteilt. Die beiden sollten wohl bei der Hütte aufgehalten werden.«
    »Es muß jemand gewesen sein, der wußte, daß sie diesen Weg nehmen würden, und er hat Zeit genug gehabt, ihnen diese Falle zu stellen. Dann hat er im Hinterhalt auf sie gewartet.«
    »Vermutlich hat der König von dieser Sache erfahren«, sagte Ulf, »und einige seiner Männer ausgeschickt, um sie abzufangen. Er braucht genauso nötig Geld wie seine Gegenspielerin.«
    Dennoch, dachte Cadfael, als er durch den Wald zur Hütte ging, – so wie die Dinge liegen, war das nicht die Arbeit eines Trupps, den der König ausgeschickt hat, sondern das Unternehmen eines einzelnen, der sich bereichern wollte.
    Wenn der Mörder auf Befehl des Königs gehandelt hätte, wäre er nicht allein gewesen. Nein – wäre alles nach Plan gelaufen, so wäre das Geld gewiß nicht in der Schatztruhe des Königs gelandet.
    Alles in allem war bewiesen, daß in jener Nacht tatsächlich ein dritter Mann hier gewesen war. Die Krähenfüße waren wirklich dagewesen, der Weg war mit ihnen bestreut worden, um sicherzugehen, daß eines der beiden Pferde sich verletzte. Bis dahin war also alles nach Plan verlaufen, vielleicht sogar besser, als zu erwarten gewesen war: Die beiden Gefährten waren voneinander getrennt worden, so daß der Mörder erst den einen aus dem Wege räumen und dann dem anderen auflauern konnte.
    Cadfael betrat die Hütte nicht sofort; er interessierte sich auch für ihre nähere Umgebung. Irgendwo hier hatte Torold ein ungutes Gefühl beschlichen, und er hatte die Pferde in der Nähe der Straße angebunden, um gegebenenfalls schnell fliehen zu können. Und ebenfalls hier, wahrscheinlich tiefer im Wald, hatte auch der Mörder sein Pferd zurückgelassen.
    Vielleicht ließen sich noch Spuren finden. Seit jener Nacht hatte es nicht geregnet, und es war unwahrscheinlich, daß seitdem noch andere Leute durch diese Stelle des Waldes gegangen waren. Die Einwohner von Shrewsbury verließen ihre Häuser nur, wenn es sich nicht umgehen ließ, und die Patrouillen des Königs benutzten die Straßen, wo sie schneller vorankamen.
    Nach kurzer Zeit hatte er beide Stellen gefunden. Das einzelne Pferd hatte man an langer Leine angebunden und grasen lassen. Anscheinend war es ein edles Tier gewesen, denn Cadfael fand in einer nicht ganz ausgetrockneten Pfütze den Abdruck eines großen und gut beschlagenen Hufes. Etwas weiter westlich von der Hütte, in einem dichten Gebüsch, entdeckte er die Stelle, wo zwei Pferde zusammen angebunden gewesen waren. Auf dem kahlen Boden waren zwei verschiedene Arten von Hufspuren zu erkennen, und an einem niedrigen Ast war ein Stück Rinde abgescheuert, wo

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