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Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Titel: Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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auf seinem Lager, den Rücken an die sonnendurchwärmten Bretter der Wand gelehnt.
    Die Jacke und die Hose paßten ihm einigermaßen, nur die Ärmel waren etwas kurz. Obwohl er immer noch recht blaß war und sich wegen der Wundschmerzen sehr vorsichtig bewegte, sah er überraschend erholt aus. Sie war ärgerlich, daß er sich die Jacke angezogen hatte.
    »Du solltest deine Schulter schonen. Warum hast du sie in die Jacke gezwängt? Wenn du sie nicht ruhig hältst, wird sie nicht heilen.«
    »Ich fühle mich aber sehr wohl«, antwortete er. »Und ich glaube, die Schulter heilt gut.« Aber seine Gedanken waren mit anderen Dingen beschäftigt. »Heute morgen hatte ich keine Zeit, euch zu fragen, aber Bruder Cadfael sagte, daß Nick im Kloster beerdigt wurde. Ist das wahr?« Er zweifelte nicht an Cadfaels Worten, er fragte sich nur, wie es dazu gekommen war. »Wie haben sie ihn gefunden?«
    »Das war Bruder Cadfael«, sagte Godith. Sie setzte sich an sein Bett und begann zu erzählen. »Unter den Hingerichteten war ein Toter zuviel, und Bruder Cadfael suchte so lange, bis er ihn gefunden hatte. Seitdem hat er keine Ruhe mehr gegeben.
    Der König weiß, daß ein Mord geschehen ist, und er will, daß er gesühnt wird. Wenn irgendwer Gerechtigkeit für deinen Freund erlangen kann, dann Bruder Cadfael.«
    »Also habe ich den Mann in der Hütte nur für eine Weile betäubt. Das habe ich befürchtet. Jedenfalls konnte er sich der Leiche bis zum nächsten Morgen entledigen.«
    »Ja, aber er war nicht schlau genug, um Bruder Cadfael zu täuschen. So hat Nicholas doch noch ein ehrenhaftes Begräbnis erhalten.«
    »Ich bin froh«, sagte Torold, »daß er nicht mit all den anderen in einem Massengrab liegt, wenn sie auch unsere Kameraden waren und einen solchen Tod nicht verdient haben. Wären wir in der Burg geblieben, dann hätte uns dasselbe Schicksal ereilt.
    Und falls sie mich fangen, werde ich aufgehängt werden wie sie. Und doch unterstützt König Stephen die Jagd nach einem Mörder, der ihm eine Arbeit abgenommen hat! Was für eine verrückte Welt!«
    Godith war derselben Ansicht; dennoch lag für sie eine gewisse Logik darin, daß der König die Verantwortung für die vierundneunzig, deren Tod er befohlen hatte, auf sich nahm, aber die Schuld für den Tod des fünfundneunzigsten, der hinterrücks und nicht auf seinen Befehl ermordet worden war, von sich wies.
    »Er will nicht zum Komplizen dieses Verbrechens gemacht werden, das er verabscheut. Und niemand wird dich fangen«, sagte sie mit Bestimmtheit. Aus den weiten Falten ihres Kittels schüttelte sie die Pflaumen auf die Bettdecke. »Ich habe etwas Obst mitgebracht. Von Brot allein kann man nicht leben.«
    Gemeinsam aßen sie die Pflaumen und warfen die Kerne durch die Ritzen zwischen den Bodendielen in den Fluß. »Ich habe immer noch eine Aufgabe«, sagte Torold schließlich, »und jetzt bin ich der einzige, der sie ausführen kann. Ich weiß nicht, wo ich ohne dich und Bruder Cadfael jetzt wäre, und es wird mir schwerfallen, von hier aufzubrechen und euch zurückzulassen.
    Ich werde euch eure Hilfe nie vergessen. Aber auch für euch ist es besser, wenn ich fort bin. Ich bringe euch nur in Gefahr.«
    »Was heißt schon Gefahr?« erwiderte Godith. »In Zeiten wie diesen gibt es keinen sicheren Ort.«
    »Dennoch – ich habe eine Pflicht zu erfüllen, und ich bin jetzt soweit wieder hergestellt, daß ich dazu in der Lage bin.«
    Sie sah ihn beunruhigt an. Bis zu diesem Augenblick hatte sie gar nicht daran gedacht, daß er irgendwann wieder fortgehen würde. Er war etwas, das sie erst kürzlich entdeckt hatte, und wenn sie ihn richtig verstanden hatte, wollte er jetzt schon wieder aus ihrem Leben verschwinden. Nun, sie hatte ja einen Verbündeten in Bruder Cadfael. Mit der Autorität ihres Meisters sagte sie streng: »Wenn du glaubst, daß wir dich gehen lassen, bevor du wieder ganz bei Kräften bist, hast du dich getäuscht.
    Du wirst hierbleiben, bis wir dich fortlassen, und das wird weder heute noch morgen sein – darauf kannst du dich verlassen!«
    Torold starrte sie verwundert und etwas belustigt an, warf den Kopf in den Nacken und begann zu lachen.
    »Du klingst wie meine Mutter, wenn ich krank war. Aber ich bin wieder gesund, diese Wunden machen mir nicht mehr zu schaffen, und ich habe einen Befehl erhalten, der für mich wichtiger ist als eure Anordnungen. Ich muß gehen. Du an meiner Stelle hättest dich schon längst auf den Weg gemacht.«
    »Das hätte ich

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