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Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Titel: Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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sei, und eben diesen Eindruck hatte ich von Euch. Was ich im Sinn hatte, war gestern nur ein unbestätigtes Gerücht, das inzwischen jedoch mehr Gestalt angenommen hat: Ich weiß, daß König Stephen vorhat, bald weiter vorzurücken, und dazu braucht er Vorräte und Pferde. Die Einnahme von Shrewsbury ist ihn teuer zu stehen gekommen. Es ist zwar noch geheim, sonst würden zu viele Leute, gleich mir, Vorkehrungen dagegen treffen«, sagte er mit fröhlicher Offenheit, »aber der König wird Befehl geben, jedes Haus der Stadt zu durchsuchen und alle Vorräte als Abgabe an die Armee einzuziehen. Und alle - wohlgemerkt, alle – guten Pferde, die noch nicht der Armee gehören, werden beschlagnahmt werden, ganz gleich, wer der Besitzer ist. Das gilt auch für die, die in den Ställen des Klosters stehen.«
    Cadfael gefiel das alles ganz und gar nicht. Es schien ihm wie eine gezielte Anspielung darauf, daß er selber Pferde brauchte, und wie ein gezielter Hinweis, daß Hugh Beringar, der vor den Bürgern der Stadt von dieser Maßnahme erfahren hatte, über alles, was sich tat, wohl informiert war. Alles, was dieser junge Mann sagte oder tat, war irgendwie undurchsichtig, aber welches Spiel er auch spielte, es würde immer sein eigenes sein. Er beschloß, daß es im Augenblick das Beste sei, so wenig wie möglich zu sagen. Vielleicht konnte jeder sein Spiel spielen und dabei einen Sieg davontragen. Sollte Beringar zuerst sagen, was er wollte – dann konnte man sich immer noch eine wohl abgewogene Antwort überlegen.
    »Der Bruder Prior wird nicht sehr erfreut sein, das zu hören«, sagte Cadfael nur.
    »Auch für mich sind das schlechte Neuigkeiten«, erklärte Beringar. »Immerhin stehen ja auch meine vier Pferde in den Ställen des Klosters, und meine Stellung beim König ist noch nicht so gefestigt, daß ich meine Tiere für mich und meine Männer beanspruchen könnte. Und um ehrlich zu sein, ich habe nicht die Absicht, meine zwei besten Pferde für die Armee des Königs zu opfern. Ich möchte sie von hier wegschaffen, an einen Ort, wo sie vor Prestcotes Requirierungsmaßnahmen sicher sind.«
    »Nur zwei?« fragte Cadfael unschuldig. »Warum nicht alle?«
    »Aber Bruder Cadfael... stellt Euch doch nicht dümmer als Ihr seid. Würde man mir glauben, daß ich ohne Pferde hergekommen bin? Nein, man würde überall nach ihnen suchen, und ich hätte mir das Wohlwollen des Königs verscherzt. Also werde ich ihnen die beiden schlechteren geben – das kann ich verkraften. Bruder Cadfael, man braucht nicht lange hier zu sein, um zu wissen, daß Ihr der richtige Mann seid, ein riskantes Unternehmen in die Hand zu nehmen.« Er sprach heiter und höflich, und in seinen Worten schien keine Zweideutigkeit zu liegen. »Selbst der Abt wendet sich an Euch, wenn er vor einer Aufgabe steht, die seine Kräfte übersteigt.
    Und ich bitte Euch um praktische Hilfe. Ihr kennt diese Gegend besser als ich. Gibt es in der Nähe einen sicheren Ort, an dem ich meine Pferde verstecken kann?«
    Mit einem so unwahrscheinlichen Angebot hatte Cadfael nicht gerechnet, aber es kam wie ein Geschenk des Himmels. Sofort erkannte er den Nutzen, der für ihn darin lag. Es war ihm sehr bewußt, daß Beringar keine Skrupel hatte, ihn für seine eigenen Zwecke einzusetzen, und so brauchte er, wenn er mit jenem genauso verfuhr, ebenfalls keine Skrupel zu haben – erst recht nicht, wenn das Leben zweier Menschen auf dem Spiel stand.
    Er hatte den merkwürdigen Verdacht, daß Beringar ziemlich genau wußte, was er, Cadfael, dachte und daß er nichts dagegen hatte, wenn Cadfael insgeheim Vermutungen darüber anstellte, was in Beringars Kopf vor sich ging. In gewisser Hinsicht hat jeder von uns den anderen in der Hand, überlegte er, und jeder kennt die Methoden, wenn nicht gar die Motive, des anderen. Es würde ein fairer Handel sein. Und doch war dieser liebenswürdige Mensch möglicherweise der Mörder Nicholas Faintrees, und in diesem Fall würde es einen gnadenlosen Kampf geben. Inzwischen aber war es wohl am klügsten, aus den vielleicht nicht ganz so zufälligen Gegebenheiten das Beste herauszuholen.
    »Ja«, sagte Cadfael, »ich weiß einen solchen Ort.«
    »Dann führt mich heut nacht dorthin«, sagte Beringar und lächelte Cadfael an. »Es muß heute nacht sein, denn morgen wird der Befehl verkündet werden.«
    »Dann bringt Eure Pferde nach dem Vespergottesdienst zur Kapelle von St. Giles. Ich komme nach der Komplet dorthin - es wird dann schon dunkel

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