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Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Titel: Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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großer Haufen von der Sonne gebleichtes, trockenes Erbsenstroh aufgeschichtet war, das bald zu dem anderen Heu in den Scheunen gebracht werden sollte. Keine Spur auch von einem großen, in Säcke gewickelten Bündel, das vermutlich tropfnaß vom Flußwasser war, und das sehr wahrscheinlich vor ein paar Stunden noch zusammen mit einem kleinen, umgedrehten Boot sorgfältig unter dem Haufen getrockneten Strohs verborgen gewesen war. Das Boot, FitzAlans Schatz und Godith hatten sich in Luft aufgelöst.
    Godith war schon vor der Prim aufgewacht. Die schwere Verantwortung, die jetzt auf ihr lastete, war ihr bewußt. Sie war aufgestanden, um herauszufinden, was beim Torhaus vor sich ging. Obwohl die Besetzung schnell und leise vor sich gegangen war, war Godith durch die Geschäftigkeit und die halblaut gegebenen Befehle, die so ganz anders klangen als die gemessenen Stimmen der Mönche, aufgeschreckt worden.
    Sie wollte gerade den von einer Mauer umfaßten Garten verlassen, als sie die Flamen das Tor verriegeln und Courcelle mit dem Prior sprechen sah. Der Klang ihres eigenen Namens, den der Offizier so unbeteiligt aussprach, ließ sie erstarren.
    Wenn sie das Kloster wirklich gründlich durchsuchten, mußten sie sie finden, und dann würden sie wahrscheinlich weiter suchen und den Schatz entdecken, den sie an sich genommen hatte. Außerdem durfte sie Bruder Cadfael und Torold nicht gefährden. Torold war wieder in die Mühle zurückgekehrt, nachdem er sie und den Schatz bis zum Schuppen im Garten begleitet hatte. Letzte Nacht hatte sie sich fast gewünscht, er könne bei ihr bleiben, aber jetzt war sie froh, daß zwischen ihm und den Soldaten die ganze Gaye lag. Nicht weit von der Mühle lag der Wald, und Torold war wachsam genug, um jedes ungewohnte Geräusch wahrzunehmen und rechtzeitig zu verschwinden.
    Die letzte Nacht war wie ein wilder, abenteuerlicher und irgendwie unglaublich schöner Traum gewesen. Mit angehaltenem Atem hatten sie in der Deckung gewartet, bis Cadfael seinen Verfolger von der Brücke fortgelockt hatte; dann hatten sie das kleine Boot genommen, die nassen Satteltaschen aus dem Fluß gezogen und sie in trockene Säcke gewickelt, so daß das Bündel schließlich genauso aussah wie das, welches Cadfael davongeschleppt hatte. Ihre Hände, die gemeinsam an der Kette zogen und sie von den Steinen des Brückenpfeilers fernhielten, um jedes Klirren zu vermeiden, dann die kurze Fahrt flußaufwärts bis zur Mündung des Baches und weiter bis zum Erbsenfeld. ›Versteckt auch das Boot‹, hatte Cadfael gesagt, ›denn wir werden es morgen brauchen, wenn sich die Gelegenheit ergibt.‹ Das Abenteuer in der letzten Nacht war der Traum gewesen, der heutige Morgen war das Erwachen, und sie brauchte das Boot jetzt, in diesem Augenblick. Es war keine Zeit, Bruder Cadfael um Rat zu fragen; sie mußte das, was ihr anvertraut war, sofort von hier wegschaffen, und der Weg durch die Tore war versperrt. Sie hatte niemanden, der ihr sagte, was zu tun war – sie war auf sich selbst gestellt. Glücklicherweise würden die Flamen die Gärten erst dann durchsuchen, wenn sie die Ställe, Scheunen und Vorratshäuser geplündert hatten; es blieb ihr also noch etwas Zeit.
    Sie ging schnell zum Schuppen zurück, faltete die Decken zusammen und verbarg sie unter der Bank hinter einer Reihe von Mörsern und Flaschen. Dann nahm sie die Laken ab, tarnte ihre Bettstatt, indem sie einen Korb und einige Flaschen darauf stellte, und ließ die Tür weit offenstehen. Sie lief zum Strohhaufen und zog das Boot und das Sackleinenbündel heraus. Auf der sanften Böschung standen die Stoppeln dicht an dicht, und das Boot war so leicht, daß sie es mühelos ans Wasser schieben konnte. Gestern noch hätte sie mit einem solchen Fahrzeug nicht umzugehen gewußt, aber Torold hatte ihr gezeigt, wie man die Paddel handhabt, und jetzt half ihr auch das stete Dahinströmen des Wassers.
    Sie wußte schon, was sie tun würde. Auf dem Severn flußabwärts zu fahren war völlig aussichtslos; bei einer derartigen Suchaktion würden Soldaten auf der Hauptstraße, auf der Brücke, und wahrscheinlich auch entlang der Ufer postiert sein. Aber nur ein kurzes Stück abwärts zweigte ein breiter Kanal nach rechts vom Bach ab, der zum Mühlteich der Klostermühle führte. Der Mühlkanal, der weiter oberhalb vom Bach abgeleitet war und auch den Klosterweiher und den Fischteich speiste, trieb das Rad der Mühle an und ergoß sich in den Teich, um sich dann wieder mit

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