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Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Titel: Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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klingst wie ein Gebetbuch. Aber wenn eine junge Frau in Gefahr ist, bleibt einem anständigen Mann doch gar nichts anderes übrig, als ihr zu helfen! Ihr und ihrem Gefährten.«
    Bruder Louis kam von den Ställen und führte den Rotschimmel, den Beringar in jener Nacht geritten hatte, als er und Cadfael die Pferde hierher gebracht hatten. Torold folgte mit dem Rappen. Das Fell der Tiere schimmerte in dem schwachen Licht. Sie waren ausgezeichnet gepflegt und versorgt worden und machten einen ausgeruhten Eindruck.
    »Und Euer Gepäck«, sagte Bruder Anselm bedeutungsvoll, »haben wir auch hier. Am besten ladet Ihr es dem Pferd auf, das den leichteren Reiter tragen soll, aber das könnt Ihr machen, wie Ihr wollt.«
    Die beiden Brüder gingen in das Haus, um das Bündel zu holen, das Cadfael vor einigen Nächten gebracht hatte.
    Anscheinend gab es einige Dinge, die sie nicht wußten, genauso wie Godith und Torold einiges gehört hatten, das sie nicht verstanden. Anselm kam mit dem Paket auf seinen mächtigen Schultern aus dem Haus und legte es neben die gesattelten Pferde auf den Boden.
    »Hier sind auch Riemen, mit denen Ihr es am Sattel festschnallen könnt«, sagte er. Sie waren gerade dabei, diese Riemen durch das Seil zu ziehen, mit dem das Paket verschnürt war, als hinter ihnen der Beschlag des Torriegels von einer Schwertklinge durchgeschnitten wurde und eine ruhige, klare Stimme befahl: »Stehenbleiben und keine Bewegung! Dreht euch langsam um, und hebt eure Hände hoch, dann wird dem Mädchen nichts geschehen!«
    Mit schreckgeweiteten Augen und wie im Traum wandten sie sich dem Tor zu, das jetzt weit offen stand. Dort stand Hugh Beringar, sein Schwert in der Hand; rechts und links von ihm kauerten zwei Männer mit gespannten Langbögen. Ihre Pfeile waren auf Godith gerichtet. Das Licht war zwar nur schwach, aber durchaus ausreichend – diese Schützen würden ihr Ziel nicht verfehlen.
    »Sehr schön!« sagte Beringar anerkennend. »Ihr habt mich gut verstanden. Jetzt bleibt, wo ihr seid und rührt euch nicht von der Stelle!«

Kapitel X
    Jeder von ihnen reagierte, wie es seiner Natur entsprach.
    Bruder Anselm sah sich vorsichtig nach seinem Stock um, aber der war außer Reichweite. Bruder Louis hielt zwar, wie befohlen, seine Hände in die Höhe, brachte aber seine Rechte in die Nähe der Falte seines Umhangs, wo er seinen Dolch trug. Godiths anfängliches Entsetzen schlug sehr bald in Wut um, von der aber nur das Blitzen ihrer Augen und die maskenhafte Blässe ihres Gesichtes Zeugnis ablegten. Bruder Cadfael ließ sich in scheinbarer Resignation auf das in Sackleinen gewickelte Bündel sinken, so daß die Schöße seiner Kutte es verbargen, falls es nicht schon bemerkt und seine Bedeutung erkannt worden war. Torold widerstand dem Impuls, nach Cadfaels Dolch zu greifen, der an seinem Gürtel hing, starrte Beringar herausfordernd ins Gesicht und tat zwei große Schritte, um sich zwischen Godith und die beiden Bogenschützen zu stellen. Bruder Cadfael mußte innerlich lächeln, auch wenn er den Mut des Jungen bewunderte.
    »Was für eine rührende Geste«, bemerkte Beringar großzügig, »wenn auch nicht sehr wirksam. Ich bezweifle, daß die junge Dame über diese Aufstellung glücklicher ist. Und da alle hier Versammelten vernünftige Menschen sind, besteht auch gar kein Grund für sinnlose Heldentaten. Außerdem könnte Matthew ja auf diese Entfernung ohne weiteres einen Pfeil durch euch beide schicken, und damit wäre niemandem gedient, nicht einmal mir. Ihr werdet euch einfach damit abfinden müssen, daß im Augenblick ich es bin, der die Befehle gibt.«
    Und so war es. Zwar hatte bisher keiner seiner Männer geschossen, wie sie es hätten tun können, wenn sie seinen Befehl, sich nicht zu rühren, zu wörtlich genommen hätten, aber es lag dennoch auf der Hand, daß keiner von ihnen die leiseste Chance hatte, Beringar anzugreifen und das Blatt zu wenden.
    Zwischen ihnen lagen einige Meter Entfernung, und gegen Pfeile konnte ein Dolch nichts ausrichten. Torold streckte einen Arm nach hinten aus, um Godith zu sich heranzuziehen, aber sie trat einen Schritt zurück, wich der Hand aus, mit der er sie zurückhalten wollte, und ging herausfordernd auf Hugh Beringar zu.
    »Was für Befehle wollt Ihr mir geben?« fuhr sie ihn an. »Wenn Ihr es auf mich abgesehen habt – bitte, hier bin ich! Seid Ihr auf die Ländereien aus, die immer noch mir gehören? Wollt Ihr auf Eurem Recht bestehen und mich ihretwegen

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