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Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Titel: Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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heiraten? Auch wenn mein Vater enteignet worden ist, könnte es dem König gefallen, mich und meinen Besitz seinem neuen Hauptmann zukommen zu lassen. Bin ich Euch soviel wert? Oder geht es Euch nur darum, Euch Stephens Gunst zu erkaufen, indem Ihr mich ihm als Geisel für weit tapferere Männer überlaßt?«
    »Weder – noch«, erwiderte Beringar gelassen. Mit deutlicher Anerkennung ruhten seine Augen auf ihrer hoch aufgerichteten Gestalt und ihrem erregten, verachtungsvollen Gesicht. »Ich muß zugeben, meine Liebe, daß ich noch nie zuvor so versucht war, Euch zu heiraten – mit dem dicken kleinen Mädchen, das ich in Erinnerung hatte, habt Ihr nichts mehr gemein. Aber wenn ich Euren Gesichtsausdruck richtig deute, würdet Ihr lieber den Teufel heiraten als mich. Nein, ich habe andere Pläne, und Ihr vermutlich auch. Wenn jeder der Anwesenden sich vernünftig verhält, wird es also keinen Grund geben, sich zu streiten. Und zu Eurer Beruhigung: ich habe auch nicht die Absicht, den Mann Eures Herzens den Wölfen zum Fraß vorzuwerfen.
    Warum sollte ich einem ehrlichen Widersacher Böses wünschen? Besonders, da ich sehe, wie geneigt Ihr ihm seid.«
    Er lachte, und sie wußte, daß er über sie lachte, und daß sie ihre Zunge hüten mußte. Sie fühlte sich beleidigt, obwohl es kein eigentlich bösartiges Gelächter war. Es lag Triumph darin, aber auch irgend etwas Leichtes, Neckendes – fast so etwas wie Zuneigung. Sie trat einen Schritt zurück und warf Bruder Cadfael einen hilfesuchenden Blick zu, aber der hockte zusammengesunken und teilnahmslos da und hatte die Augen niedergeschlagen. Noch einmal sah sie Hugh Beringar, dessen schwarze Augen mit kühler Bewunderung auf ihr ruhten, aufmerksam an.
    »Ich glaube«, sagte sie langsam und verwundert, »daß Ihr es ehrlich meint.«
    »Stellt mich auf die Probe! Ihr seid hierher gekommen, um Pferde für Eure Reise zu holen. Bitte – dort stehen sie! Ihr und Euer junger Edelmann könnt aufsteigen und davonreiten, wenn es Euch beliebt. Niemand wird Euch verfolgen. Außer mir und meinen Männern weiß niemand, daß Ihr hier seid. Am leichtesten reist es sich jedoch, wenn man nur das Allernötigste mitnimmt«, sagte Beringar unschuldig. »Jenes Bündel, das Bruder Cadfael so nachlässig als Sitzkissen mißbraucht, werde ich behalten – damit ich Euch nicht vergesse, liebe Godith, wenn Ihr fort seid.«
    Bei diesen Worten konnte sich Godith nur mühsam beherrschen, Bruder Cadfael einen verblüfften Blick zuzuwerfen. Es kostete sie einige Anstrengung, ihre plötzliche Erkenntnis und ihren Triumph zu verbergen und nicht in lautes Gelächter auszubrechen, und genauso, das wußte sie, ging es Torold, der einige Schritte hinter ihr stand und ebenso überrascht sein mußte wie sie. Darum also hatten sie die Satteltaschen bei jenem Baum an der Furt zurückgelassen, eine Meile weiter westlich, auf dem Weg nach Wales. Dieses Bündel hier konnten sie leichten Herzens zurücklassen, aber sie durften sich diese Freude keinesfalls anmerken lassen, oder alles wäre zunichte gemacht. Bruder Cadfael hatte den Abschluß des Unternehmens in ihre Hand gelegt, und von dem Bestehen dieser schwersten Prüfung, der sie je unterzogen worden war, hing ihre ganz Selbstachtung ab. Dieser Mann, der vor ihr stand, war edelmütiger als sie gedacht hatte, und plötzlich schien es ihr, daß sie, indem sie ihn aufgab, fast ebenso großherzig handelte wie er, wenn er den Weg zu ihrem Glück mit einem anderen Mann und auf der Seite seiner Feinde freigab, und dafür nur etwas Gold forderte. Er gab ihr zwei gute Pferde und die Gelegenheit zur Flucht nach Wales!
    »Das ist Euer Ernst«, sagte sie. Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. »Ihr laßt uns gehen!«
    »Und Ihr solltet euch beeilen, wenn ich euch raten darf. Die Nacht ist noch nicht alt, aber sie wird nicht ewig dauern. Und Ihr habt einen weiten Weg vor euch.«
    »Ich habe mich in Euch getäuscht«, sagte sie aufrichtig. »Ich habe Euch nie wirklich gekannt. Ihr hattet ein Recht, um diesen Preis zu kämpfen, aber ich hoffe, Ihr gebt zu, daß auch wir das Recht hatten, ihn zu verteidigen. Es war ein ausgewogener Kampf, und wir sollten keinen Groll gegeneinander hegen.
    Einverstanden?«
    »Einverstanden!« sagte er erfreut. »Ihr seid eine Gegnerin nach meinem Geschmack, und Euer Freund sollte Euch baldigst fortbringen, bevor ich es mir noch einmal überlege. Nur euer Gepäck müßt ihr zurücklassen...«
    »Es gehört Euch, daran ist wohl

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