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Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Titel: Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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bemerkt?«
    »Nein, es ging alles nach Plan. Jetzt müßt Ihr uns führen.«
    Nachdenklich schaukelte Cadfael leise das Boot. »Setz Godith und das Gold auf der anderen Seite ab und hole dann mich. So bleibe ich wenigstens trocken.« Als sie alle drei am anderen Ufer standen, zog er das Boot aus dem Wasser auf das Gras, und Godith half ihnen, es bis zum nächsten Gebüsch zu tragen, wo sie es versteckten. In der Deckung konnten sie verschnaufen und den weiteren Verlauf des Unternehmens besprechen. Die Nacht war still, und fünf sinnvoll genutzte Minuten hier konnten ihnen später viele Mühen ersparen, sagte Cadfael.
    »Wir können reden, aber leise. Und da, wie ich hoffe, niemand außer uns dieses Paket zu sehen bekommen wird, bis ihr auf dem Weg nach Westen seid, schlage ich vor, es zu öffnen und wieder in zwei Teile zu teilen. Die Satteltaschen sind viel leichter über der Schulter zu tragen, als dieses eine dicke Bündel.«
    »Ich werde ein Paar nehmen«, sagte Godith eifrig.
    »Das darfst du auch, für eine kurze Strecke vielleicht«, antwortete er gnädig. Er wickelte die beiden Satteltaschen aus den Säcken, in die sie eingehüllt waren. Sie waren mit breiten Lederriemen verbunden, die sich bequem über die Schulter legen ließen, und das Gewicht war gleichmäßig auf sie verteilt worden, damit es die Pferde nicht zu sehr belastete. »Ich hatte ursprünglich gedacht, wir könnten den ersten Teil des Weges auf dem Fluß zurücklegen und auf diese Weise eine halbe Meile einsparen«, sagte er. »Aber wir sind zu dritt, und mit dieser Nußschale würden wir untergehen. Außerdem brauchen wir diese Sachen nicht sehr weit zu tragen – nur etwas mehr als drei Meilen vielleicht.«
    Er hob das eine Paar Satteltaschen auf, und Torold legte sich das andere Paar über seine unversehrte Schulter. »Solche Schätze habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht getragen«, sagte Cadfael, als sie losmarschierten, »und jetzt darf ich nicht einmal einen Blick darauf werfen.«
    »Und für mich ist es bitter«, sagte Torold hinter ihm, »daß Nick ihretwegen sterben mußte und ich keine Gelegenheit habe, ihn zu rächen.«
    »Denke an dein eigenes Leben und trage deine eigene Last«, antwortete Cadfael. »Sein Tod wird gesühnt werden. Richte du deine Gedanken auf das, was vor dir liegt, und überlaß Nick mir.«
    Er führte sie auf einen anderen Weg als den, den er mit Beringar gegangen war. Anstatt nach der Überquerung des Baches direkt auf den Gutshof zu zumarschieren, hielt er sich mehr nach Westen, so daß sie sich, als sie auf der Höhe des Hofes waren, in einem dichten Wald eine gute Meile westlich von ihm befanden.
    »Was ist, wenn wir verfolgt werden?« fragte Godith.
    »Niemand folgt uns.« Er sprach mit solcher Bestimmtheit, daß sie die Feststellung akzeptierte und nicht weiter fragte. Wenn Bruder Cadfael es sagte, dann war es so. Sie hatte darauf bestanden, Torold seine Last für eine halbe Meile abzunehmen, aber sobald er bemerkte, daß ihre Schritte unsicherer wurden und ihr Atem schneller ging, hatte er sie ihr wieder abgenommen.
    Vor ihnen schimmerte es heller zwischen den Zweigen.
    Vorsichtig hielten sie am Rand einer breiten, grasüberwachsenen Straße an, die in einem schiefen Winkel zu dem Weg verlief, den Bruder Cadfael sie führte, und dessen weiterer Verlauf durch den Wald auf der gegenüberliegenden Seite in der sternklaren Nacht besser als bisher zu erkennen war.
    »Nun gebt gut acht«, sagte Cadfael, »denn nachher müßt Ihr ohne mich zu dieser Stelle zurückfinden. Dieser Waldweg ist ein Teil einer gut ausgebauten, geraden Straße, die noch die Römer angelegt haben. Nach Osten hin führt sie zur Severn-Brücke bei Atcham. In westlicher Richtung, also nach rechts, kommt Ihr auf ihr geradewegs über Poll nach Wales. Wenn Ihr auf irgendein Hindernis stoßt, könnt Ihr Euch weiter südlich halten und die Furt bei Montgomery benutzen. Ihr werdet auf dieser Straße gut vorankommen, obwohl sie stellenweise recht steil ist. Wir werden sie jetzt überqueren und noch eine halbe Meile bis zu einer Furt am Bach gehen. Merkt Euch also den Weg.«
    Dieses Stück des Pfades wurde offenbar häufig benutzt, so daß er auch für Pferde begehbar war. Bald hatten sie eine breite, seichte Furt erreicht. »Wir werden das Gold hier zurücklassen«, sagte Cadfael. »Einen Baum unter vielen könntet Ihr Euch wahrscheinlich nicht merken, aber bei einem Baum an der einzigen Furt, die Ihr zu überqueren habt, werdet Ihr keine

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