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Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Titel: Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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nichts zu ändern«, sagte Bruder Cadfael und erhob sich widerwillig. »Ihr habt es ehrlich verdient, und mehr gibt es dazu wohl nicht zu sagen.«
    »Dann macht euch auf – und beeilt euch!« sagte Beringar. »Es wird noch einige Stunden dunkel bleiben.« Zum erstenmal fiel sein Blick auf Torold. Er musterte ihn genau. »Ich bitte um Verzeihung – ich kenne Euren Namen nicht.«
    »Ich heiße Torold Blund und bin ein Gefolgsmann FitzAlans.«
    »Es tut mir leid, daß wir uns nie begegnet sind. Ich bereue allerdings nicht, daß wir uns nie begegnet sind. Ich bereue allerdings nicht, daß wir uns nie im Kampf gegenübergestanden haben. Wahrscheinlich hätte ich in Euch meinen Meister gefunden.« Dies sagte er jedoch leichten Herzens, denn in diesem Kampf war er der Sieger geblieben, und daß Torold ihm an Körpergröße und Stärke überlegen war, beeindruckte ihn nicht sehr.
    »Nun gut, Torold, dann bewacht Euren Schatz ebenso gut wie ich den meinen.«
    Ernst und still und mit Augen, die immer noch ungläubig blickten, sagte Godith: »Küßt mich und wünscht mir alles Gute!
    Ich wünsche Euch dasselbe.«
    »Von Herzen gern!« antwortete Beringar. Der Kuß dauerte lange, vielleicht um Torold zu reizen, aber Torold sah ihnen ohne Eifersucht zu. Diese beiden hätten Geschwister sein können, die innig voneinander Abschied nahmen. »Jetzt steigt endlich auf und reitet los!«
    Sie ging erst noch zu Bruder Cadfael und bat auch ihn um einen Kuß. Niemand außer ihm sah ihr Gesicht oder hörte das Zittern in ihrer Stimme, das von aufsteigenden Tränen oder einem kaum zu unterdrückenden Lachen oder von beidem herrühren mochte. Diese Verwirrung ihrer Gefühle machte lange Dankesworte an Bruder Cadfael und die beiden Laienbrüder unmöglich. Sie mußte schnell von hier fort, bevor sie sich verriet. Torold wollte ihr den Steigbügel halten, aber Bruder Anselm hob sie einfach hoch und setzte sie in den Sattel. Als sie sich vorbeugte, um die Steigbügel kürzer zu ziehen, bemerkte sie ein flüchtiges Grinsen auf seinem Gesicht und wußte, daß auch er ahnte, was vorgefallen war, und insgeheim in ihr Lachen einstimmte. Wenn er und sein Genosse von Anfang an in den Plan eingeweiht gewesen wären, hätten sie ihre Rolle vielleicht nicht so überzeugend spielen können, aber auch so hatten sie die Komödie schnell durchschaut.
    Torold bestieg Beringars Rotschimmel und sah auf alle, die im Hof standen, herab. Die Schützen hatten ihre Bogen entspannt und standen mit interessierten und leicht belustigten Gesichtern abseits, während der dritte Mann das Tor weit öffnete.
    »Bruder Cadfael – ich werde nie vergessen, was ich Euch schulde.«
    »Du kannst deine Schulden bei mir an Godith zurückzahlen«, sagte Cadfael beruhigend. »Und benimm dich, wie es sich geziemt, bis du sie ihrem Vater übergeben hast«, fügte er streng hinzu. »Sie hat sich dir anvertraut – also hüte dich davor, das auszunutzen.«
    Torold lächelte ihn an, und im nächsten Augenblick waren Godith und er durch das Tor auf die Lichtung geritten und im Schatten der Bäume verschwunden. Sie hatten es nicht weit bis zu dem Pfad, der zu der Furt am Bach führte, wo die Satteltaschen auf sie warteten. Cadfael wartete, bis der dumpfe Klang der Hufe auf dem Waldboden und das gelegentliche Rascheln der Zweige in der Stille der Nacht verklungen war. Als er aus seiner reglosen Aufmerksamkeit erwachte, stellte er fest, daß die anderen ebenso angestrengt gelauscht hatten wie er.
    Sie sahen sich an, und einige Augenblicke lang sprach niemand ein Wort.
    »Ich wette«, sagte Beringar schließlich, »daß sie keine Jungfrau mehr ist, wenn sie bei ihrem Vater ankommt.«
    »Ich glaube eher«, erwiderte Cadfael, »daß sie als ordnungsgemäß getraute Ehefrau bei ihrem Vater ankommt. Es gibt viele Priester zwischen Shrewsbury und der Normandie.
    Sie wird zwar ihre liebe Mühe haben, Torold davon zu überzeugen, daß er sie auch ohne den Segen ihres Vaters heiraten darf, aber sie wird ihn schon überreden, dessen bin ich sicher.«
    »Ihr kennt sie besser als ich«, sagte Beringar. »Ich habe sie niemals wirklich gekannt. Mir scheint, da ist mir etwas entgangen«, fügte er nachdenklich hinzu.
    »Und doch habt Ihr sie, glaube ich, gleich beim erstenmal erkannt, als Ihr sie mit mir auf dem großen Hof des Klosters saht.«
    »O ja, das habe ich. Ihr Aussehen hat sich nicht so sehr verändert, nur ihre Anlagen haben sich weiterentwickelt – zu ihrem Vorteil.« Er sah Cadfael an und

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