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Bruder des Schwertes

Bruder des Schwertes

Titel: Bruder des Schwertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. Wollheim
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einem Jahr«, erzählte einer. »Sie kamen aus der Dunkelheit des Ostens, eine Horde, die doppelt so stark war, wie wir Krieger aufbringen konnten. An unserer Ostgrenze hatten wir von jeher Schwierigkeiten mit den Dunkelleuten gehabt, aber es handelte sich um armselige Barbaren, die wir mit Leichtigkeit zurückzuschlagen vermochten. Und die meisten berichteten vom Druck eines mächtigen Reiches, Ganasth, das sie aus ihren Heimstätten vertrieb und sie zwang, bei uns einzufallen. Wir hielten nichts von den Gerüchten – bis es dann zu spät war. Wir wissen nicht viel von Ganasth. Es scheint sich um einen halbwegs zivilisierten Staat irgendwo draußen in der Kälte und Finsternis zu handeln. Wie die Bewohner mit nichts als heulenden Wilden um sich jemals eine Zivilisation aufbauen konnten, begreife ich nicht. Und doch haben sie ein Reich geschaffen, das Ryvan an Größe übertrifft. Sie scheinen sich der Söldner aus vielen Dunkellandstämmen zu bedienen, die nur zu froh sind, ihre armseligen, eisigen Wüsten zu verlassen und in unser Gebiet vorzustoßen. Ihre Heere sind gut ausgebildet und wie die unsrigen ausgerüstet, und sie kämpfen wie Dämonen. Diese Kriegsgongs und diese toten Gesichter …« Er schüttelte sich. »Unsere Gefangenen behaupten, sie zielten darauf ab, alle Länder der Dämmerzone zu erobern. Sie beginnen mit Ryvan. Das ist das größte Reich, und wenn sie uns einmal überwunden haben, ist der Rest ein Kinderspiel. Wir haben uns an die anderen Staaten um Hilfe gewandt, aber sie fürchten sich zu sehr, sind zu sehr damit beschäftigt, ihre eigene lächerliche Verteidigung zu organisieren. Und so wurde unser Land während des vergangenen Jahres mit Krieg überzogen.« Mit müder Hand wies er auf die verwüstete Landschaft. »Du siehst, was das bedeutet. Hungersnot und Seuchen beginnen uns heimzusuchen.«
    »Und ihr konntet ihnen nie standhalten?« fragte Kery.
    »O doch, wir hatten auch unsere Siege. Aber gewannen wir einmal eine Schlacht, dann zogen sie sich einfach zurück und fielen in ein anderes Gebiet ein. Sie lebten davon, was das Land hergab – unser Land! – die Teufel.« Das Gesicht des Kriegers verzog sich im Schmerz. »Meine kleine Schwester befand sich in Aquilaea, als sie diese Stadt einnahmen. Wenn ich an diese weißhaarigen Teufel denke … Vor einem guten Monat wurde die große Schlacht geschlagen. Jonan führte die gesammelten Streitkräfte von Ryvan dem Feind entgegen und stellte das Hauptheer der Ganasthi bei den Sieben Flüssen in den Hügeln von Donam. Ich war dabei. Der Kampf dauerte lange – oh, vielleicht vier Schlafzeiten – und niemand gewährte Gnade oder verlangte sie. Wir waren leicht in der Überzahl, aber letzten Endes gewannen sie. Sie schlachteten uns wie Herdenvieh. Es gelang Jonan, die Hälfte seiner Truppen aus dem Gefecht zu ziehen. Die übrigen ließen ihr Leben bei den Sieben Flüssen. Seit damals sind wir ein geschlagenes Reich. In der Hoffnung, daß ein Wunder geschieht, ziehen wir alle unsere Reserven in der Stadt zusammen. Hast du Wunder zu verkaufen, Nordmann?« Der Krieger lachte bitter.
    »Und dieses Heer hier?«
    »Wir unternehmen noch Ausfälle. Dieser führte uns vor ein paar Schlafzeiten von Ryvan zum Entsatz von Tusca, nachdem wir von Spähern erfahren hatten, daß sie nur von wenigen Ganasthi belagert wurde. Unterwegs wurden wir von einer feindlichen Armee angegriffen. Wir hieben uns durch und schüttelten sie ab, aber aller Wahrscheinlichkeit nach sind sie uns dicht auf den Fersen. Als wir zufällig das Getöse eures Kampfes mit den Eindringlingen vernahmen, ergriffen wir die Gelegenheit. Allmächtiger Dyuus, es tat wohl, sie niederzuhauen und fliehen zu sehen!« Der Krieger zuckte die Schultern. »Aber was brachte es wirklich ein? Welche Chance haben wir schon? In der Schlacht habt ihr euch eines wirksamen Zaubers bedient. Ich glaubte, mein Herz bliebe stehen, als die dämonische Musik anhob. Aber könnt ihr euch einen Weg aus der Hölle blasen, Barbar? Könnt ihr das?«
     
    *
     
    Ryvan war eine schöne Stadt mit Gärten auf Terrassen und hohen, schimmernden Türmen, die die weißen Mauern überragten. Sie lag inmitten weiter Felder, die noch nicht vom Feind heimgesucht worden waren. Aber rund um sie drängten sich die schäbigen Hütten und Zelte derer, die hierher geflohen und in ihr keinen Platz gefunden hatten, dicht an ihre Wälle. Sie waren von zerlumpten Bauern bewohnt, die stumm die geschlagene Armee anstarrten, als sie durch die

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